Kriminalroman Archive - BuchBesessen https://buchbesessen.de/category/kriminalroman/ Fri, 29 Nov 2024 08:21:32 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 https://buchbesessen.de/wp-content/uploads/2021/07/BuchBesessen-Favicon-neu-150x150.png Kriminalroman Archive - BuchBesessen https://buchbesessen.de/category/kriminalroman/ 32 32 Ein Ort für immer – Graham Norton https://buchbesessen.de/ein-ort-fur-immer-graham-norton/ https://buchbesessen.de/ein-ort-fur-immer-graham-norton/#comments Wed, 13 Nov 2024 15:28:00 +0000 https://buchbesessen.de/?p=20892 „Ein Ort für immer“ war für mich nicht die spannende Familiengeschichte mit Krimianteil, Herzenswärme und Witz, die ich erwartete. Ich hatte mit den Figuren zu kämpfen, zu denen ich keine Verbindung aufbauen und deren Handlungen ich nicht glauben konnte.  2/5 Inhalt Carol Crottie und Declan Barry hatten keinen guten Start: Sie war die Lehrerin […]

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Ein Ort für immer - Graham Norton

„Ein Ort für immer“ war für mich nicht die spannende Familiengeschichte mit Krimianteil, Herzenswärme und Witz, die ich erwartete. Ich hatte mit den Figuren zu kämpfen, zu denen ich keine Verbindung aufbauen und deren Handlungen ich nicht glauben konnte.

2/5

Inhalt

Carol Crottie und Declan Barry hatten keinen guten Start: Sie war die Lehrerin seiner Kinder, ihm ist die Frau davongelaufen, auch der Altersunterschied ist den Bewohnern von Ballytoor ein Dorn im Auge. Dennoch leben sie glücklich in seinem Haus in der vornehmen Stable Row – bis er erkrankt. Killian und Sally stecken ihn ins Pflegeheim – und setzen Carol vor die Tür. Die 48-Jährige zieht bei ihren Eltern Moira und Dave ein, das Haus, das Declan nie verkaufen wollte, wird inseriert. Da die Crotties nicht tatenlos zusehen wollen, wie die Barry-Kinder mit ihrer Tochter umspringen, kaufen sie Carol die Nummer 7 – eine Investition, die einige Überraschungen mit sich bringt.

Familiengeschichte und Krimi

„Ein Ort für immer“ ist die in Irland spielende Geschichte von Carol. Wir erfahren, dass sie zunächst mit Alex zusammen war, einen Sohn bekam: Craig. Letztlich lernte die Lehrerin Declan kennen, gab seiner Tochter entgegen ihren Vorsätzen Privatunterricht. Sie wurden ein Paar und lebten in einem der sieben edlen Häuser der Stable Row. Und dann kommt der Aufreger: Declan erkrankt, seine Kinder schieben ihn ab – und werfen sie raus. Bis hierhin ist es immer noch „nur“ eine Familiengeschichte, doch der Roman hält auch eine Krimihandlung bereit. Nachdem ich vier Bücher angelesen und abgebrochen habe, war das für mich ein Anreiz, zumal ich den Kurzkrimi „Der Schwimmer“ von Graham Norton kannte, der mich zwar nicht wirklich überzeugte, sich aber flott wegelesen ließ. So etwas brauchte ich. Tatsächlich habe ich „Ein Ort für immer“ beendet – zufrieden bin dennoch ich nicht.

Beschreibend, keine Vertrautheit aufbauend

Ich habe Spannung erwartet. Zudem spricht der Verlag von Herzenswärme und Witz. Tja, ich weiß nicht. Bei mir kam davon nicht viel an.

Starten wir bei den Charakteren:
Einmal heißt es: „Wann war sie zu diesem passiven Kloß geworden, der die Dinge einfach geschehen ließ?“ (eBook, S. 111/349, 31,6 %) Ja, gute Frage, Carol. Warst du jemals anders? Ich weiß es nicht. Ich kann sie schlecht einschätzen, aber sie ist als 48-Jährige so nervtötend naiv, dass ich sie nicht ernst nehmen konnte. Auch ihre „Mammy“ Moira ist wenig glaubhaft. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie „echt“ sein könnten. Womöglich soll das einen Teil der Komik ausmachen?

Ein Problem, das meine Schwierigkeiten verstärkt:
Der Autor beschreibt viel – und zwar eher oberflächlich und sachlich. Ich habe den Text flott heruntergelesen, aber nichts gespürt dabei. Ich konnte nicht mit Carol fühlen, was sehr schade ist. Oft erschienen mir die Reaktionen nicht authentisch. Die gesamte Krimihandlung, die sich im Heute abspielt, macht für mich wenig Sinn (und soll vermutlich auch nicht ernst genommen werden). Kurzum: Ich hätte mir mehr Glaubwürdigkeit gewünscht.

Verschiedene Perspektiven

Wir bekommen in den ca. 50 Kapiteln einen Einblick in Carols Leben, aber auch in die Gedanken von Sally und Killian. Dagegen habe ich nichts, allerdings habe ich nicht den Eindruck gewonnen, dass das für die Geschichte vorteilhaft ist. Weder zu der Protagonistin noch zu Declans Kindern konnte ich eine Verbindung aufbauen.

Mit Twist

Zunächst geht es in die Richtung, die ich erwartete – aber glücklicherweise nicht komplett. Ich glaube, dann hätte ich in der Mitte aufgegeben. Nein, es gibt die eine oder andere (mehr oder weniger) überraschende Wendung, das muss gesagt und anerkannt werden.

Störende Ungenauigkeiten

Wie immer: Ich habe nichts gegen Fehler, die machen wir alle. Aber in einem Buch möchte ich nicht ständig daran hängenbleiben. Nehmen wir diesen Satz: „Sie zeugt auf das Bett.“ (S. 77, 22 %) Und auf derselben Seite, nur wenige Wörter danach: „Wie konnte diese beiden es wagen, sie derart zu demütigen?“ Schwierig. Und das sind lange nicht die einzigen Stolpersteine.

Fazit

Eine Story über verschiedene Mutter-Kind-Beziehungen, störrische Männer, alte Geheimnisse – und die Folgen davon. 

Ich bin schnell durchgekommen, ansonsten hat mir „Ein Ort für immer“ leider wenig gegeben.

Zusammenfassung Ein Ort für immer von Graham Norton

Dieses Buch ist für dich, wenn du

Ein Ort für immer - Graham Norton

Ein Ort für immer – Graham Norton

Originaltitel: Forever Home (2022)

Übersetzung: Silke Jellinghaus

Verlag: Rowohlt, Kindler

Erschienen: 16.04.2024

Seiten: 384

ISBN: 978-3-463-00048-0

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Die Schuld, die man trägt – Hjorth & Rosenfeldt https://buchbesessen.de/die-schuld-die-man-tragt-hjorth-amp-rosenfeldt/ https://buchbesessen.de/die-schuld-die-man-tragt-hjorth-amp-rosenfeldt/#comments Tue, 20 Aug 2024 12:52:03 +0000 https://buchbesessen.de/?p=19357 „Die Schuld, die man trägt“ ist Band 8 der Reihe um den Psychologen Sebastian Bergman und die Reichsmordkommission.  3/5 Inhalt Er hat nur sein nächstes Buch im Kopf, doch als eine ermordete Frau auf einer Schweinefarm gefunden wird, steckt der „Skandalpsychologe“ mal wieder in Schwierigkeiten. „LÖS DAS HIER, SEBASTIAN BERGMAN“, schreibt der Mörder an […]

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Die Schuld, die man trägt - Hjorth und Rosenfeldt

„Die Schuld, die man trägt“ ist Band 8 der Reihe um den Psychologen Sebastian Bergman und die Reichsmordkommission.

3/5

Inhalt

Er hat nur sein nächstes Buch im Kopf, doch als eine ermordete Frau auf einer Schweinefarm gefunden wird, steckt der „Skandalpsychologe“ mal wieder in Schwierigkeiten. „LÖS DAS HIER, SEBASTIAN BERGMAN“, schreibt der Mörder an die Stallwand – ein neuer Fall für die Reichsmordkommission, die kurz vor dem Aus steht.

Reihenfolge

Ich bin in vielen Fällen dafür, Bücher einer Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Bei den Krimis um Sebastian Bergman ist es für mich unumgänglich. Alles baut aufeinander auf, die Beziehungen zwischen den Figuren spielen eine große Rolle. Um zu erfassen, wie Sebastian gestrickt ist und welch unerwartete Verbindungen hier existieren, empfehle ich, die Sebastian-Bergman-Reihe in folgender Reihenfolge zu lesen:

Wird es den „Sebastian Bergman Band 9“ geben?

Ob Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt der Reichsmordkommission einen Band 9 widmen, weiß ich aktuell nicht. Das Ende lässt sich verschiedentlich auslegen. Da sämtliche Teile mit einem großen Spoiler enden und sich dieser (quasi 3-fach) auch hier findet, besteht in jedem Fall die Möglichkeit, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Ich habe ein Video aus dem Jahr 2018 gesehen, in dem das Duo Leserfragen beantwortet. Hier gingen sie davon aus, acht oder neun Teile herauszubringen. Es bleibt also auch in dieser Hinsicht spannend. Sobald ich Neues zu der Frage höre, ob es einen 9. Band von Hjorth und Rosenfeldt geben wird, werde ich die Info an dieser Stelle teilen.

Sebastian Bergman wird herausgefordert

Es ist nicht das erste Mal, dass Bergman persönlich in einen Fall verwickelt ist. Entsprechend sind die Mitglieder der Reichsmordkommission, die nur noch aus Vanja, Ursula und Carlos besteht, nicht allzu überrascht, als sie der Botschaft aus roten Buchstaben gegenüberstehen und herausfinden, dass das Opfer vor vielen Jahren in Sebastians Parallelklasse ging.

"Man ist nie so schlecht, dass man sich nicht bessern könnte."

Sebastian, inzwischen über 60, hat sich bzw. seine Sucht (eigentlich) im Griff. Doch die Ereignisse um den „Mörderpolizisten“, die sich vor knapp sechs Wochen überschlagen haben, prallen auch an ihm nicht ab. 
Im Übrigen leidet er – unverändert – unter dem Verlust seiner Tochter Sabine, die bei dem Tsunami vor 19 Jahren verschwand.

Ich war gespannt, wie es weitergeht, vor allem mit Tim Cunningham, der in dem Vorgängerband für das eine oder andere Rätsel sorgte. In dieser Hinsicht passiert einiges. Vieles ist vorhersehbar. Eine glasklare Auflösung gibt es nicht, Hinweise, die sich häufen, aber sehr wohl.

Verstärkung

Die Reichsmordkommission steht vor dem Aus, nachdem sie einen mordenden Polizisten in den eigenen Reihen hatte. In „Die Schuld, die man trägt“ kriegt sie aber noch einmal Unterstützung: Lena Gutestam und Roger Hansson von der Abteilung für Schwerverbrechen helfen aus. Erstere scheint Gefallen an Sebastian Bergman zu finden, Letzterer ist für seine Faulheit bekannt.

Ich bin gespannt, welche Rolle sie im Falle einer Fortsetzung spielen werden, insbesondere Lena scheint mir vielversprechende Möglichkeiten mitzubringen.

Aufbau

Das Buch besteht aus 480 Seiten, die sich stellenweise zogen. Ein Pageturner war es für mich nicht.

Wir lesen sowohl über die Ermittlungen als auch aus Sicht des Täters, der mit der Zeit zu erahnen ist.

Ganz ernst nehmen konnte ich die Geschehnisse nicht, insbesondere die um die unerwartete Retterin.

Am Ende gibt es die typischen unbeantworteten Fragen, so dass man den Folgeband kaum erwarten kann. 

Von der Reihe komme ich nicht los

Ich verbinde viel mit dieser Krimireihe aus Schweden. Es fing an, als meine ehemalige Chefin von ihr sprach und mir den ersten Band auslieh. Ich schenkte ihr einen anderen Teil, es ging hin und her. Wir waren begeistert.

Das ist viele Jahre her. Inzwischen hat sich meine Euphorie gelegt, manchmal nerven mich die Dialoge, oft fühlt es sich zu lang an. Das liebgewonnene Team zerbröckelt. Ich werde dennoch nie aufhören, Folgebände zu lesen. 

Fazit

Die ersten Bände waren besser – oder ich war leichter zu begeistern. Auf den Nachfolger, den es hoffentlich geben wird, bin ich trotzdem gespannt.

Zusammenfassung Die Schuld, die man trägt

Dieses Buch ist für dich, wenn du

Die Schuld, die man trägt - Hjorth und Rosenfeldt

Die Schuld, die man trägt – Hjorth & Rosenfeldt

Originaltitel: Skulden man bär

Übersetzung: Ursel Allenstein

Verlag: Rowohlt/Wunderlich

Erschienen: 28.11.2023

Seiten: 480

ISBN: 978-3-8052-0094-3

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Nur für dein Leben – Harlan Coben https://buchbesessen.de/nur-fur-dein-leben-harlan-coben/ https://buchbesessen.de/nur-fur-dein-leben-harlan-coben/#comments Fri, 12 Jul 2024 10:30:22 +0000 https://buchbesessen.de/?p=18613 Bei „Nur für dein Leben“ ging es mir wie immer, wenn ich einen Thriller von Harlan Coben anfange: Ich frage mich, wieso ich überhaupt noch etwas anderes lese.  4/5 Inhalt „Ich verbüße das fünfte Jahr einer lebenslangen Haftstrafe für den Mord an meinem eigenen Kind.Spoiler-Alarm: Ich war es nicht.“ eBook, erster Satz, Kap. 1, […]

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Nur für dein Leben - Harlan Coben

Bei „Nur für dein Leben“ ging es mir wie immer, wenn ich einen Thriller von Harlan Coben anfange: Ich frage mich, wieso ich überhaupt noch etwas anderes lese.

4/5

Inhalt

"Ich verbüße das fünfte Jahr einer lebenslangen Haftstrafe für den Mord an meinem eigenen Kind.
Spoiler-Alarm: Ich war es nicht."

David Burroughs, der zu Aussetzern und Schlafwandeln neigt, soll den dreijährigen Matthew mit einem Baseballschläger ermordet haben. Die Nachbarin Mrs Winslow hat beobachtet, wie er die Mordwaffe in seinem Garten vergraben hat. Er sitzt im Briggs Penitentiary und hat aufgegeben. Bis, fünf Jahre nach dem Mord, seine Ex-Schwägerin Rachel mit einem Foto auftaucht, das alles verändert. Denn die Aufnahme zeigt Matthew als Achtjährigen.

Typisch Coben

Wer mich kennt, weiß, was ich von Harlan Coben halte: sehr viel. Ich mag seine Figuren, seine packenden Geschichten, den lockeren und mitreißenden Ton. In Interviews ist er total sympathisch und witzig, in seiner Danksagung von „Ich schweige für dich“ schreibt er, dass alle seine fiktiven Hunde am Leben und glücklich sind (danke dafür). Möglicherweise bin ich befangen. Ich habe so viele fesselnde Romane von ihm gelesen – wenn ich eines seiner Bücher beginne, frage ich mich jedes Mal, wieso ich überhaupt noch etwas anderes lese. Ja, nicht alles ist glaubwürdig. Und anspruchsvoll ist hier auch nichts. Aber: Es. Macht. So. Viel. Spaß. Er war mein Favorit und ist nach wie vor ein geht-immer-Autor für mich. Zumal er ein Thema beackert, das nie langweilig wird:

Harlan Coben schreibt Geschichten über Menschen, die verschwinden und wieder auftauchen, als Leiche oder lebendig. In „Nur für dein Leben“ haben wir einen toten Jungen, dessen inhaftierten Vater David und seine Mutter Cheryl, die eine neue Familie gegründet hat. Hat der Autor sein Schema geändert? Nein, hat er nicht. Denn mit Tante Rachel kommt die Hoffnung auf, Matthew könnte leben, heute ein Achtjähriger sein. Und damit haben wir die vermisste Person, die es zu finden gilt.

Ungewissheit

Lebt Matthew? Ist der Junge auf dem Foto Davids Sohn? Kann er ihn mit Hilfe von Rachel finden? Wird er aus dem Gefängnis entkommen, aus dem seit 1983 niemand mehr ausgebrochen ist?

Wie sehr können wir auf das Urteil der beiden vertrauen?
David, ein Ex-Polizist, fiel früher durch Aussetzer und Schlafwandeln auf. Bei der Tat soll er eine Mischung aus Alkohol und Medikamenten im Blut gehabt haben. Was hat er getan?
Rachel, eine Journalistin, die in der Krise steckt, scheint eigene Geheimnisse zu haben. Ist sie nur auf eine große Story aus, um wieder Fuß zu fassen?

Der Autor versucht, uns zu verwirren. David spricht die Öffentlichkeit, die Leserschaft mit „Sie“ an und bezieht uns damit ein, gibt sich verständnisvoll, kommt ehrlich rüber:

"Ich weiß, was Sie jetzt denken: Vielleicht hat er - also ich - es doch getan. Schließlich war die Beweislage gegen mich ziemlich erdrückend. Ich verstehe das. Das ist absolut nachvollziehbar. Ich frage mich das auch manchmal."

Ist er unschuldig? Was ist dran an der Sache mit dem Foto aus dem Vergnügungspark? Sehen die beiden, was sie sehen wollen – oder ist Matthew inzwischen acht Jahre alt und quicklebendig?

Aufbau

Der Thriller besteht aus drei Teilen, 38 Kapiteln und einem „acht Monate später“-Ausblick.

Wir lesen die Geschichte, sofern wir David folgen, aus seiner Sicht – also aus der Ich-Perspektive eines unschuldigen Kindermörders, der aus dem Knast entkommen will und somit den Rest des Buches auf der Flucht wäre, immer nur ein paar Schritte von einer Entdeckung und Verhaftung entfernt. Ja, es ist so spannend, wie es klingt.

Wiederholungen müssen ebenso in Kauf genommen werden wie blutige Szenen – es ist halt ein Thriller -, aber es ufert zum Glück nicht aus. Durch die Familien-Thematik entstehen einige emotionale Momente.

Die Dialoge sind gewohnt locker und unterhaltsam.

Das Coben-Urgestein Hester Crimstein ist auch am Start. Sie wird mehrmals kurz erwähnt und leistet ohne große Auftritte gute Dienste.

Fazit

Harlan Coben liefert ab – auch in „Nur für dein Leben“. Der Thriller ist nicht immer glaubwürdig, aber brenzlig, spannend, mitreißend – und er macht einfach Spaß.

Nur für dein Leben - Harlan Coben

Nur für dein Leben – Harlan Coben

Originaltitel: I Will Find You (2023)

Übersetzung: Gunnar Kwisinski

Verlag: Goldmann

Erschienen: 23.08.2023

Seiten: 432

ISBN: 978-3-442-20647-6

Jetzt zu Amazon:

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Die Phantome des Hutmachers – Georges Simenon https://buchbesessen.de/die-phantome-des-hutmachers-georges-simenon/ https://buchbesessen.de/die-phantome-des-hutmachers-georges-simenon/#respond Mon, 17 Jun 2024 13:51:47 +0000 https://buchbesessen.de/?p=18421 In „Die Phantome des Hutmachers“ von Georges Simenon lesen wir von dem betuchten Hutmacher, der alte Frauen erwürgt, und vom armen Schneider, der weiß, was Labbé treibt – und doch nicht zur Polizei geht.  4/5 Inhalt Vor 20 Tagen, am 13. November, wurde die erste alte Frau ermordet. Inzwischen sind es fünf. Es war […]

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Die Phantome des Hutmachers - Georges Simenon

In „Die Phantome des Hutmachers“ von Georges Simenon lesen wir von dem betuchten Hutmacher, der alte Frauen erwürgt, und vom armen Schneider, der weiß, was Labbé treibt – und doch nicht zur Polizei geht.

4/5

Inhalt

Vor 20 Tagen, am 13. November, wurde die erste alte Frau ermordet. Inzwischen sind es fünf. Es war Monsieur Labbé, der Hutmacher, der nur einen schmalen Straßengraben entfernt wohnt von Kachoudas, dem Schneider, der Bescheid weiß – und doch nicht zur Polizei geht, obwohl er die 20.000 Franc Belohnung für seine ständig wachsende Familie gut gebrauchen könnte.

La Rochelle im Dauerregen

"In sämtlichen Hausfluren trockneten nahe dem Ofen Regenmäntel und Hüte, und wer über keine Wechselkleidung verfügte, lebte in einer beständigen klammen Feuchtigkeit."

Nicht schön. Man möchte nicht tauschen, nicht hinsehen, schon gar nicht hinfühlen. Da ist ein Widerwille, da ist ein Ausgeliefertsein – und weil es den Figuren des Buches an vielen Stellen so geht, ist dieser Satz eine gelungene Einstimmung in den Roman und die vorherrschende Atmosphäre.

Der Selbstsichere …

Wir folgen den Gedanken des vermögenden Hutmachers, der anfangs eine Figur darstellt, die sich sicher ist in dem, was sie tut. Léon Labbé ist überzeugt, nicht aus einer Krankheit, sondern aus einer Notwendigkeit heraus zu handeln:

"Ich habe sie umgebracht, so wie die anderen, weil es sein musste. Aber das will keiner begreifen. Wieder wird man sagen und schreiben, ich sei ein Verrückter, ein Wahnsinniger, ein Sadist, ein Besessener, aber das stimmt nicht."

Es gefällt ihm nicht einmal:

"Er hatte sich entschieden. Er hatte sich nicht feige für den einfachsten Weg entschieden. Er hatte sämtliche Möglichkeiten in Betracht gezogen, und das, wozu er sich entschlossen hatte, war nicht sonderlich angenehm.
Ich schwöre, dass ich keinerlei krankhaftes Vergnügen dabei empfunden habe (...)"

Auch als mehrfacher Mörder folgt er weiterhin seinen starren Routinen, die seinen Bekannten vertraut sind. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt wendet sich das Blatt.

… der Angst hat und nur eines will

Die Angst gewinnt die Oberhand, sie verwirrt ihn, führt ihn zur Unzeit an die falschen Orte.

Léon Labbé ist – sind wir das nicht alle? – auf der Suche nach Verständnis. Sein Bedürfnis, sich für seine Taten zu rechtfertigen, erfüllt er, indem er dem engagierten 19-jährigen Journalisten Jeantet, der auf eigene Faust ermittelt, Briefe aus ausgeschnittenen Buchstaben zukommen lässt.
Den Doktor, er ist sein Freund, schätzt er für seinen Verstand, weshalb er zwar Angst hat, dass er auf die Wahrheit kommt, es sich gleichzeitig aber fast wünscht.
Und Kachoudas, der Schneider, alarmiert nicht die Polizei, obwohl er Bescheid weiß. In ihm sieht er eine Art Verbündeten, der sich anguckt und akzeptiert, was vor sich geht.

Die Wahrheit des Schneiders

Er ist fast immer hinter dem Hutmacher, ihm folgend wie ein Schatten: der Schneider, ein schüchterner Armenier, der, so sieht es für Labbé aus, stillschweigendes Einverständnis zeigt.

Im zweiten, deutlich kürzeren Teil erfahren wir mehr über sein Leben und seine Motive. Denn es sind zwei Geschichten mit denselben Charakteren, die in dem Buch erzählt werden: „Die Phantome des Hutmachers“ (1948) und „Der kleine Schneider und der Hutmacher“ (1947).

Zwei Geschichten – zwei Enden

Ich hätte mir gewünscht, dass beide Teile auf ein Ende – auf das des Romans – hinauslaufen. Dass wir einmal die Sichtweise des Hutmachers kennen lernen und anschließend die des Schneiders, wobei es zwangsläufig Unterschiede gibt, die das Ganze noch interessanter machen. Aber hier haben wir zwei einzelne Geschichten, die sich in vielem überschneiden, am Schluss jedoch etwas komplett anderes zeigen. Jeder kriegt „sein“ Ende, es wird das aufgelöst, das für die Person im Fokus steht. Der Ausgang des Romans ist dabei stärker und überzeugender als der der Erzählung (alles beginnt in dieser düsteren und ungemütlichen Atmosphäre und endet in dem Gegenteil).

Unblutig, beklemmend, wiederholend

Der Hutmacher erwürgt alte Frauen. Man könnte meinen, man hätte es mit einem brutalen Buch zu tun, in dem es viele Gewaltszenen gibt. Dies ist nicht der Fall.
Bei den meisten Morden sind wir nicht anwesend, die anderen geschehen „nebenbei“, Details und Blut gibt es wenig.
Vordergründig wird das Innenleben der Figuren behandelt, zunächst das des Hutmachers, später das vom Schneider. Es geht um Komplizenschaft, Verbundenheit. Man darf hier keinen temporeichen Thriller erwarten. Die Spannung ergibt sich vor allem aus dem Lauern.

Es gibt viele Wiederholungen, was in manchen Situationen, etwa beim „Verfolgen“, aufregend, in anderen eher ermüdend wirkt. Angebracht fand ich sie immer, weil sie Labbés Gedankenkarussell gut widerspiegeln.

Nachwort

Ich geb’s zu: Die meisten Vorwörter überfliege ich, Nachwörter lese ich an und entscheide spontan, ob sie mich reizen oder nicht.

Hier gibt es ein Nachwort des Übersetzerduos, das einige bedenkenswerte Punkte (z. B. zur Namensgebung) enthält. Manches ist mir aufgefallen, anderes war eine interessante Ergänzung. Ich empfehle, es zu lesen.

Fazit

„Die Phantome des Hutmachers“ enthält zwei Geschichten und Wahrheiten über den Hutmacher und den Schneider aus der Rue du Minage.

Ich mag, wie der Autor seine Figuren darstellt und die beklemmenden Momente einfängt.
Für mich war es das erste Buch von Georges Simenon, aber ich werde mehr lesen, vielleicht als Nächstes einen seiner Maigret-Romane.

Die Phantome des Hutmachers - Georges Simenon

Die Phantome des Hutmachers – Georges Simenon

Originaltitel: Les Fantômes du chapelier (1949)

Übersetzung: Juliette Aubert, Mirko Bonné

Verlag: Atlantik

Erschienen: 04.09.2023

Seiten: 288

ISBN: 978-3-455-00804-3

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Verraten – Jussi Adler-Olsen https://buchbesessen.de/verraten-jussi-adler-olsen/ https://buchbesessen.de/verraten-jussi-adler-olsen/#comments Sun, 02 Jun 2024 08:25:04 +0000 https://buchbesessen.de/?p=18349 „Verraten“ ist Band 10 um Carl Mørck und sein Team vom Sonderdezernat Q – und der gelungene Abschluss der Reihe.  4/5 Inhalt Jahrelang hat der suspendierte Carl Mørck auf dem Dachboden einen Koffer für seinen ehemaligen Partner Anker Høyer aufbewahrt. Inhalt: Drogen und Bares. Verhaftet von den eigenen Kollegen, sitzt er in Zelle 437 […]

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Verraten - Jussi Adler-Olsen

„Verraten“ ist Band 10 um Carl Mørck und sein Team vom Sonderdezernat Q – und der gelungene Abschluss der Reihe.

4/5

Inhalt

Jahrelang hat der suspendierte Carl Mørck auf dem Dachboden einen Koffer für seinen ehemaligen Partner Anker Høyer aufbewahrt. Inhalt: Drogen und Bares. Verhaftet von den eigenen Kollegen, sitzt er in Zelle 437 des Westgefängnisses – bis der erste Mordanschlag auf ihn verübt wird.

Reihenfolge der Carl-Mørck-Reihe

Wir starten mit einem Prolog aus dem Jahr 2005 in das Buch, der uns Carl, Hardy und Anker als Team zeigt. Eine gute Einstimmung, denn in „Verraten“ erfahren wir endlich, was es mit dem „Druckluftnagler“-Fall auf sich hat, der auch in früheren Bänden immer wieder zur Sprache kam und alles veränderte: Das Sonderdezernat Q gibt es nur deshalb, weil die drei 2007 auf Amager angeschossen wurden. Hardy überlebte schwer verletzt und bis heute – die Geschichte spielt während der Pandemie – gelähmt, Anker Høyer starb.
Der zehnte Band schließt direkt an die Ereignisse aus dem Vorgänger „Natriumchlorid“ an, in dem Carl verhaftet wurde.
Alles baut aufeinander auf, so dass ich unbedingt empfehlen würde, die Bücher von Jussi Adler-Olsen um Carl Mørck und das Sonderdezernat Q in der richtigen Reihenfolge zu lesen:

Carl Mørck unter Beschuss

In diesem Band geht es Carl an den Kragen – und zwar von allen Seiten:
Die Kollegen wenden sich ab, die Presse verurteilt ihn, der Staatsanwalt spricht von Mord (oder Mitwirkung), Korruption, Drogendiebstahl und -handel. Obwohl Polizeibeamten die Sicherheitsisolation zusteht, wird sie ihm verwehrt – und so lässt der erste Angriff der Mithäftlinge nicht lange auf sich warten.

Ich habe den schlechtgelaunten Carl in neun Vorgängerbänden kennen und schätzen gelernt, seine positiven Veränderungen durch Mona und die gemeinsame Tochter miterlebt. Natürlich wollte ich, dass Carl gerecht behandelt und in Frieden gelassen wird.

Rückendeckung

Glücklicherweise steht nicht nur seine Familie hinter ihm, nein, er kann auch auf seine engsten Kollegen zählen: Assad, Rose und Gordon vom Sonderdezernat Q lassen sich trotz Anweisung von oben nicht davon abhalten, zu ermitteln. Eine Tatsache, die sich bis zu den Feinden herumspricht:

"Die Einheit funktioniere wie ein Tanker, der, einmal in Bewegung, in seiner Beharrlichkeit kaum zu stoppen sei."

Auch von unerwarteter Seite kriegt er Hilfe – und das bringt etwas Besonderes in diesen Band, denn er enthält sowohl einen kleinen Rückblick als auch einen runden Abschluss: Einige Menschen aus alten Fällen spielen mit, was ich sehr mochte.

Verworren und unglaubwürdig

Ich sag’s lieber: Die Geschichte ist absolut nicht glaubwürdig. Die härtesten Killer kommen mit den unerfahrensten Leuten nicht klar, mit solchen und ähnlichen Situationen muss man hier leben. Ich konnte das, weil ich gut unterhalten wurde und gespannt war, wie der Autor den Band abschließt. Denn wir wissen von Anfang an: Nach „Verraten“ ist Schluss mit der Carl-Mørck-Reihe – aber was heißt das? Wird er überleben? Welches Ende wird uns Jussi Adler-Olsen präsentieren? Ich war mit Spannung dabei und konnte über die seltsamen Ereignisse hinwegsehen. Sie sind in Action verpackt – und die lenkt davon ab, alles zu sehr zu hinterfragen.

Dennoch muss man aufmerksam lesen. Wir verfolgen nicht nur Carls Schicksal und die Ermittlungen seines Teams, sondern auch den Mann mit den verschiedenfarbigen Augen oder die Misere von Eddie, einem Polizisten aus Rotterdam. Die Leichen stapeln sich und es ist nicht leicht, den Überblick zu behalten, um nachvollziehen zu können, wer hier warum gesucht, verfolgt, beschuldigt, gequält oder ermordet wird.

Aufbau

Einen Prolog, 77 Kapitel sowie einen Epilog kriegen Carls Fans noch, ehe die Reihe ihr Ende findet.

Der Thriller ist spannend und actionreich, zeitweise ein Pageturner, enthält aber auch den einen oder anderen emotionalen Moment, etwa durch Mithäftling Malthe. Mir hat die Mischung gefallen.

Ich mag das Ende. Der Kreis schließt sich. Aber Achtung: Möglicherweise kommt der Wunsch auf, die Reihe direkt noch einmal von vorne zu beginnen.

Fazit

„Verraten“ ist der zehnte Band um Carl Mørck und sein Team vom Sonderdezernat Q – und der gelungene Abschluss einer Reihe, die ich allen, die gerne Thriller lesen, empfehle.

 

Verraten - Jussi Adler-Olsen

Verraten – Jussi Adler-Olsen

Originaltitel: Syv m2 med lås (2023)

Übersetzung: Hannes Thiess

Verlag: dtv

Erschienen: 21.03.2024

Seiten: 608

ISBN: 978-3-423-28352-6

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Seltsame Sally Diamond – Liz Nugent https://buchbesessen.de/seltsame-sally-diamond-liz-nugent/ https://buchbesessen.de/seltsame-sally-diamond-liz-nugent/#comments Fri, 24 May 2024 16:15:44 +0000 https://buchbesessen.de/?p=18281 „Seltsame Sally Diamond“ ist ein starkes Buch: düster, fesselnd, schockierend, traurig, teils amüsant, mit interessanten Hauptfiguren. Ich hab’s so gern gelesen!  4.5/5 Werbung, da Rezensionsexemplar Inhalt Weil Sally Scherze wörtlich nimmt, landet ihr Adoptivvater, der Psychiater Thomas Diamond, in der Feuertonne – und sie in den Schlagzeilen. Die 42-Jährige wurde mit sieben adoptiert, hat […]

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Seltsame Sally Diamond - Liz Nugent

„Seltsame Sally Diamond“ ist ein starkes Buch: düster, fesselnd, schockierend, traurig, teils amüsant, mit interessanten Hauptfiguren. Ich hab’s so gern gelesen!

4.5/5

Werbung, da Rezensionsexemplar

Inhalt

Weil Sally Scherze wörtlich nimmt, landet ihr Adoptivvater, der Psychiater Thomas Diamond, in der Feuertonne – und sie in den Schlagzeilen. Die 42-Jährige wurde mit sieben adoptiert, hat keine Erinnerung an ihr Leben davor, bezeichnet sich selbst als „sozial defizitär“. Die drei Briefe, die ihr Tom hinterlässt, sowie (zunächst) anonyme Postsendungen aus Neuseeland bringen nach und nach die schreckliche Wahrheit ans Licht: Was hat Sally Diamond als Mary Norton erlebt?

Einstieg

"Entsorg mich mit dem Müll", sagte er immer.

Was für ein erster Satz. Was für eine ganze erste Seite, denn da die Diamonds ihren Müll stets verbrennen, steckt Sally ihren Adoptivvater in die Feuertonne, überschüttet ihn mit Benzin und zündet ihn an. Das Ganze fliegt nicht etwa durch einen Zeugen auf, sondern dadurch, dass sie den Vorgang für normal hält und in der Postfiliale in Carricksheedy selbst erzählt, um zu rechtfertigen, dass sie die Rente ihres Dads fortan nicht mehr abholt. Ups.

Sally Diamond

Als seltsam wird Protagonistin Sally bezeichnet, denn sie ist anders, ohne dass eine der gängigen Bezeichnungen zu ihr passt. In einem seiner Briefe schreibt ihr Adoptivvater Thomas:

"Wegen dieser Kindheitserfahrungen bist du manchmal emotional abgekoppelt, von dir selbst und von anderen."

Und:

"Bei dir hätte man eine Angststörung oder eine PTBS diagnostizieren können. Manch einer hätte womöglich sogar behauptet, es liege eine Autismus-Spektrum-Störung oder eine Bindungsstörung vor. Tatsächlich bist du einfach ein bisschen seltsam, mehr nicht."

Am liebsten bleibt Sally drinnen; muss sie raus, stellt sie sich überwiegend taub. Man könnte sagen: Sie hat immer in einer Art Gefangenschaft gelebt, früher in einer tatsächlichen, später in einer (mehr oder weniger) freiwilligen. Insofern hatte sie nie Freunde – und damit hat Liz Nugent eine Hauptfigur geschaffen, die ein enormes Veränderungspotenzial birgt. Ich habe nicht nur die Frage, was Sally als Kind erlebt hat, mit Spannung verfolgt, sondern auch ihre Entwicklung.

Peter

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, zunächst von Sally in der Ich-Form, im zweiten Teil kommt ein Erzähler hinzu: Peter. Ich gebe es zu: Anfangs habe ich mich schwergetan, fand seine Reaktionen unglaubwürdig. Nach und nach konnten auch seine Einblicke mich überzeugen. Letztlich ist sein Part nicht weniger spannend oder komplex als Sallys, im Gegenteil: Er hat eigene Erinnerungen an seine Vergangenheit, musste schwerwiegende Entscheidungen treffen. Ich lese mit Vorliebe über Figuren wie ihn, Menschen, über die ich so gerne sagen möchte: Ich sehe da etwas, er hat einen Funken Gutes, ein Herz. Er ist nicht böswillig. Das geht aber nicht so einfach, denn er hat zu viel Schlechtes erlebt, weshalb er alles andere als ein sympathischer und astreiner Charakter ist. Das macht mich wahnsinnig. Ich habe sehr mitgefiebert – und das Ende … das Ende.

Aufbau

Das Buch besteht aus drei Teilen und 56 Kapiteln. Wir springen hin und her zwischen Irland und Neuseeland, Gegenwart und Vergangenheit, Sally und Peter, die aus der Ich-Perspektive erzählen.

Es handelt sich bei „Seltsame Sally Diamond“ um eine düstere Geschichte, die Themen wie Kindesentführung und -misshandlung sowie Rassismus thematisiert. Es gibt humorvolle Stellen, die das Ganze auflockern. Eine Wohlfühllektüre haben wir hier unter keinen Umständen, aber einen packenden Psychothriller, den ich verschlungen habe und der zum Mitfühlen bringt.

Am 29.11.2017 verbrennt Sally den 82-jährigen Thomas Diamond, am Ende des Buches herrscht das Corona-Virus. Auch die Vergangenheit wird beleuchtet, so dass wir einen umfassenden Eindruck von Sallys und Peters Leben bekommen.

Eine Enttäuschung zum Abschied?

Es ist schwer, das Ende zu lesen, weil es kein glückliches ist. Ich kann alle verstehen, die nach Kapitel 56 sauer sind. Aber ehrlicherweise passt es zum Inhalt. Es verdeutlicht die schlimmen Auswirkungen solcher Erlebnisse, zeigt uns kein Happy End fernab der Realität. Man lässt so etwas nicht einfach hinter sich.
Wir haben auf Sallys Seite ein Auf gesehen und am Schluss ein Ab – bleibt zu hoffen, dass für sie wieder bessere Zeiten kommen.
Der Prolog zeigt uns eine dritte Perspektive – und hier lese ich zweierlei. Einerseits, durch etwas, das ich aus Spoilergründen nicht benennen will, symbolisiert: Die Vergangenheit kann hartnäckig sein. Und andererseits ist da Hoffnung. Es kann etwas Gutes aus einem werden, unabhängig davon, was man erlebt hat und wo man herkommt. Ein Kreislauf kann unterbrochen, Leid muss nicht ewig weitergegeben werden. So lese ich das.

Fazit

„Seltsame Sally Diamond“ ist ein starkes Buch: düster, fesselnd, schockierend, traurig, teils amüsant, mit interessanten Hauptfiguren. Ich hab’s so gern gelesen!

Seltsame Sally Diamond – Liz Nugent

Originaltitel: Strange Sally Diamond (2023)

Übersetzung: Kathrin Razum

Verlag: Steidl

Erschienen: 30.05.2024 / 16.05.2024 

Seiten: 337

ISBN: 978-3-96999-322-4

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Mehr

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Der Beifahrer – Pascal Garnier https://buchbesessen.de/der-beifahrer-pascal-garnier/ https://buchbesessen.de/der-beifahrer-pascal-garnier/#respond Sun, 19 May 2024 12:28:47 +0000 https://buchbesessen.de/?p=18068 „Der Beifahrer“ von Pascal Garnier, 1997 im Original erschienen, ist eine ausgefallene und düstere Geschichte, die eine ordentliche Portion trockenen Humor enthält.  2/5 Inhalt Weil sein Vater den Dachboden entrümpeln und einige Dinge auf dem Flohmarkt verkaufen will, verbringt Fabien das Wochenende in Ferranville. Als er nach Paris zurückkehrt, erwarten ihn eine leere Wohnung […]

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Der Beifahrer - Pascal Garnier

„Der Beifahrer“ von Pascal Garnier, 1997 im Original erschienen, ist eine ausgefallene und düstere Geschichte, die eine ordentliche Portion trockenen Humor enthält.

2/5

Inhalt

Weil sein Vater den Dachboden entrümpeln und einige Dinge auf dem Flohmarkt verkaufen will, verbringt Fabien das Wochenende in Ferranville. Als er nach Paris zurückkehrt, erwarten ihn eine leere Wohnung und drei aufgezeichnete Anrufe. Die letzte Nachricht verrät ihm, wo Sylvie steckt: Sie hatte einen Autounfall in Dijon. Sie ist tot. Auf dem Beifahrersitz starb ein Mann namens Martial Arnoult – ihr Liebhaber. Im Leichenschauhaus sieht Fabian seine Witwe – und beginnt, ihr nachzuspionieren, um Rache zu nehmen.

Skurril

Ein Mittvierziger verliert seine Frau und erfährt dadurch, dass sie eine Affäre hatte. Sofort stelle ich mir einen gebrochenen Mann vor, einen trauernden Witwer. Aber in „Der Beifahrer“ erwartet mich Fabien Delorme. Er reagiert nicht erwartungsgemäß, auch wenn Trauer viele Gesichter und er bereits einige Verluste hinter sich hat (seine Mutter verließ die – nie intakte – Familie, als er fünf war).
Fabien ruft das Krankenhaus nicht sofort zurück, er stellt sich lieber nackt ans Fenster, raucht eine Zigarette und überlegt, was er als der andere Mensch, der er nun ist, anziehen soll. Und das ist eine schöne Einstimmung in diese Geschichte, denn keine der Figuren handelt so, wie man sich das vorstellt.

Ein perfider Plan

Fabien zieht vorübergehend bei seinem Kumpel Gilles ein.

"Er war nicht unfähig, allein zu leben, aber die Einsamkeit war für ihn nur in Begleitung denkbar."

Zusammen verbringen sie die Tage im Bademantel und Lego spielend, bis es reicht: Er muss Martine finden, die Ehefrau des verstorbenen Liebhabers von Sylvie. Nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir“ will er sich an die Witwe ranmachen, schließlich hat deren Mann ihm seine Frau ausgepannt.

Ich werde wie immer nicht zu viel verraten, aber: Es geht alles zu glatt, zumindest jeweils auf einer Seite.
Wie er an die Adresse der Arnoults kommt, wie er von den zwei Frauen gerettet wird, zu denen er Kontakt aufnehmen will. Zwar steht Martine unter der Fuchtel einer scharfsinnigen Freundin, doch – was für ein Unglück und Zufall – die wird außer Gefecht gesetzt. Ich war verwundert, innerhalb der Geschichte niemand. Es war mir zu viel des Guten, passt aber in diese sowieso unglaubwürdige Story. Hier klingt es an: Dieses Buch ist nicht meins. Das liegt vor allem daran, dass ich es nicht ernst nehmen konnte. Die humorvolle Note unterstreicht, dass das auch nicht unbedingt gewollt ist. Es ist ein Roman noir, der unterhalten will, der irrwitzige Verhaltensweisen und Entwicklungen erlaubt, der keine Angst vor eigenwilligen Charakteren und der Anhäufung von Leichen hat. Das ist okay. Aber ich habe etwas anderes erwartet.

Aufbau/Anmerkungen

Die Geschichte wird auf 144 Seiten ohne Ich-Erzähler in knappen Sätzen und unter Einsatz von trockenem Humor erzählt. Große Gefühle werden nicht beschrieben, es herrscht ein sachlicher und lockerer Ton, die Toilette wird zum „Scheißhaus“ und dergleichen.

Interessant ist der Originaltitel: La Place du mort. Er hätte auch Siège Passager lauten können. Aber die Wahl fiel auf den Todessitz, was hier rundum passend erscheint: Die Insassen des Fahrzeugs kommen ums Leben. Und Fabien fährt kein Auto. Er ist der ewige Beifahrer (wenn er auch lieber in den Zug einsteigt) – und kommt innerhalb der Geschichte aus seiner „Opferrolle“ nie heraus, im Gegenteil: Das Ende betont sie sogar.

Zwar lässt sich „Der Beifahrer“ flott herunterlesen, allerdings bin ich oft an den nicht vorhandenen Leerzeichen vor dem Wort nach einem Satzzeichen hängengeblieben. In der Häufung ist das ärgerlich.
Und eine Anmerkung möchte ich zu dem (aktuellen) Text auf der Verlagsseite machen: Die Inhaltsangabe ist nicht richtig. Fabien bricht nicht mehrmals in die Wohnung ein. Und die Buchung der Reise lief in dem von mir gelesenen Buch auch anders ab. Wie kommt so etwas zustande?

Fazit

Die Charaktere sind fragwürdig und unsympathisch, ihre Reaktionen seltsam, die Rachepläne perfide. Die Dinge laufen allzu glatt – bis sie es nicht mehr tun. Ich mag lieber Geschichten, die ich ernst nehmen, in denen ich mit den Figuren fühlen kann. Insofern: nicht mein Buch.

Der Beifahrer - Pascal Garnier

Der Beifahrer – Pascal Garnier

Originaltitel: La Place du mort (1997)

Übersetzung: Felix Mayer

Verlag: Septime Verlag

Erschienen: 15.09.2023

Seiten: 144

ISBN: 978-3-99120-026-0

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Der Schwimmer – Graham Norton https://buchbesessen.de/der-schwimmer-graham-norton/ https://buchbesessen.de/der-schwimmer-graham-norton/#comments Sun, 07 Apr 2024 16:53:08 +0000 https://buchbesessen.de/?p=16982 „Der Schwimmer“ von Graham Norton ist weder besonders überraschend noch sprachlich aufregend, aber das Verschwinden des Mannes ist mysteriös genug, um das Buch anzulesen, und die Protagonistin ist interessant genug, um dranzubleiben.  2.5/5 Inhalt Helen Beamish, pensionierte Grundschullehrerin, bewohnt ein kleines Haus mit Meerblick in Horse Head, West Cork. Die Idylle stört lediglich Margaret […]

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Der Schwimmer - Graham Norton

„Der Schwimmer“ von Graham Norton ist weder besonders überraschend noch sprachlich aufregend, aber das Verschwinden des Mannes ist mysteriös genug, um das Buch anzulesen, und die Protagonistin ist interessant genug, um dranzubleiben.

2.5/5

Inhalt

Helen Beamish, pensionierte Grundschullehrerin, bewohnt ein kleines Haus mit Meerblick in Horse Head, West Cork. Die Idylle stört lediglich Margaret Cullen, ihre Schwester, die nach dem Tod ihres Mannes Tony aus Manchester kam – für einen Urlaub, der seit drei Jahren andauert. Doch nun wird Helens Leben komplett durcheinandergebracht: Ein rothaariger Mann Ende 30, eine auffällige Tüte in der Hand, läuft an ihrem Garten vorbei. Er grüßt sie, sie schätzt, dass er aus Dublin kommt. Sie sieht ihn ins Wasser gehen, nickt ein – und als sie erwacht, ist er noch immer nicht zurückgekehrt. Die Tüte liegt am Ufer, sie enthält seine Kleidung. Es ist Mai und kalt. Was ist passiert?

Eine hartnäckige ältere Dame und Kommissar Zufall…

Auf 112 Seiten folgen wir Helen, die sich mit ihrer mürrischen Schwester herumplagt – und nun die Letzte ist, die den Mann, der im Meer verschwunden ist, gesehen hat. Eine Beobachtung, die sie verständlicherweise nicht loslässt.

Bisher lebte Helen – abgesehen von Margarets Anwesenheit – allein, durch die Ereignisse knüpft sie Kontakte: zum einen zu Pat, dem Barkeeper des Pubs, der ihr von Beginn an hilft, ihr bei ihren Recherchen zur Seite steht und sogar zum Schach-Kumpel wird, zum anderen zu dem Polizisten, der die Ermittlungen aufnimmt.

Ich mochte Helen, insbesondere, weil sie eine Figur mit Stärken und Schwächen ist. Sie kämpft mit ihren Gefühlen, traut sich hin und wieder selbst nicht, was der Autor an mehreren Stellen eingebracht hat. Ich war gespannt, was sie entdecken würde. Dabei stellt sie – bis auf einen kleinen Ausflug – keine umfangreichen Nachforschungen an. Vielmehr schlägt der Zufall zu. Das muss man hier mögen (oder akzeptieren).

… in einem Kurzkrimi

„Der Schwimmer – Er verschwindet im Meer. Sie glaubt an ein Verbrechen“ ist ein elf Kapitel umfassender Kurzkrimi von Graham Norton. Der Erzählstil ist knapp, die Sätze kurz.

Ich muss gestehen, dass ich die Seiten recht unberührt heruntergelesen habe. Mein Gefühl, in welche grobe Richtung sich das Ganze bewegt, war richtig. Im Übrigen frage ich mich, inwieweit die Geschichte in dieser Form überhaupt möglich wäre. Ich habe da so meine Zweifel, werde aber aus Spoilergründen nicht näher darauf eingehen.
Schlimm ist das alles nicht, denn vordergründig geht es um Helen. Die Tatsache, dass etwas Aufregendes passiert, rüttelt sie auf.

"Irgendetwas an diesem Todesfall weckte in ihr den Wunsch, ein wenig zu leben."

Sie macht innerhalb des kurzen Büchleins eine Entwicklung durch, nicht nur das Verhältnis zu ihrer Schwester ändert sich (zeitweise). Dafür, dass man „Der Schwimmer“ problemlos in zwei, drei Stündchen durchlesen kann, ist das beachtlich.

Fazit

„Der Schwimmer“ ist weder besonders überraschend noch sprachlich aufregend, aber das Verschwinden des Mannes ist mysteriös genug, um das Buch anzulesen, und Helen ist interessant genug, um dranzubleiben. 

Der Schwimmer - Graham Norton

Der Schwimmer – Graham Norton

Originaltitel: The Swimmer (2022)

Übersetzung: Silke Jellinghaus

Verlag: Kindler

Erschienen: 18.07.2023

Seiten: 112

ISBN: 978-3-463-00049-7

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Holly – Stephen King https://buchbesessen.de/holly-stephen-king/ https://buchbesessen.de/holly-stephen-king/#comments Wed, 27 Dec 2023 17:05:40 +0000 https://buchbesessen.de/?p=16197 „Holly“ ist für mich ein Horror-Roman, der wenig überraschend, einigermaßen spannend und sehr unappetitlich daherkommt.  3/5 Werbung, da Rezensionsexemplar Inhalt Eigentlich hat die Agentur „Finders Keepers“ geschlossen. Holly muss mit einem privaten Schicksalsschlag klarkommen, ihr Partner Pete Huntley liegt mit Corona flach. Dennoch schafft Privatermittlerin Holly Gibney es nicht, Penelope Dahl mit dem Verschwinden […]

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Holly - Stephen King

„Holly“ ist für mich ein Horror-Roman, der wenig überraschend, einigermaßen spannend und sehr unappetitlich daherkommt.

3/5

Werbung, da Rezensionsexemplar

Inhalt

Eigentlich hat die Agentur „Finders Keepers“ geschlossen. Holly muss mit einem privaten Schicksalsschlag klarkommen, ihr Partner Pete Huntley liegt mit Corona flach. Dennoch schafft Privatermittlerin Holly Gibney es nicht, Penelope Dahl mit dem Verschwinden ihrer Tochter alleinzulassen. Von der 24-jährigen Bonnie Rae fehlt seit drei Wochen jede Spur – und die Polizei unternimmt nichts. Im Laufe der Ermittlungen stößt Holly auf mehr als diese eine Vermisste – und auf das Böse, das diesmal sogar von dieser Welt ist.

Holly Gibney

Um genau zu wissen, mit wem ich es in dem nach ihr benannten Roman zu tun kriege, habe ich alle Bücher, in denen Stephen King über Holly Gibney schreibt, gelesen. Und das war eine gute Idee.

Holly ist eine komplexe Figur, die mit einigen Problemen zurechtkommen muss. Wir bekommen viele Einblicke in ihr Innenleben. Ihre Entwicklung ist herausragend. Es hat mir Spaß gemacht, ihren Weg zu verfolgen.

Kann man „Holly“ ohne Vorwissen lesen? Ja. Aber ich empfehle es nicht. Ich bin froh, dass ich ihren Mentor in der nach ihm benannten Reihe kennen gelernt und erfahren habe, von wo Holly gestartet ist – und wo sie nun steht. Deshalb rate ich dazu, folgende Reihenfolge einzuhalten:

Manche der Bücher haben mehr mit ihr gemacht als andere, aber letztlich lohnt sich ein Blick in alle aufgezählten Romane (bzw. die Kurzgeschichte) der Holly-Reihe von Stephen King.

Ich mag Holly als Protagonistin und finde sie glaubwürdig. Was mich hier irritiert hat, ist der Umstand, dass ihre Mutter mit ihrer Lüge so problemlos durchkam. Holly ist Ermittlerin – und keine schlechte. Hätte sie die Hiobsbotschaft tatsächlich hingenommen, ohne etwas zu tun? Auch ihre eigenen Ausführungen dazu konnten mich nicht überzeugen.

Die Robinsons

Wer die Vorgänger gelesen hat, kennt Jerome und Barbara. Die Geschwister spielen auch hier eine Rolle. Bisher war vor allem Jerome, der Teilzeitangestellter bei „Finders Keepers“ ist, wichtig. In „Holly“ kriegt Barbara eine ordentliche Portion Aufmerksamkeit. Ich fand es super, dass die beiden dabei waren. Sie stellen einen starken Kontrast zu dem unfassbar Bösen dar. Und ich mochte Olivia, die alte Dichterin, die sich um Barbara und ihr Talent bemüht.

Die Szene am Ende, in der Jerome ein schwieriges Gespräch führt, hat mich berührt.

Die beiden hätten nicht fehlen dürfen.

Unappetitlich

Ich wusste, dass es sich um einen Horror-Roman handelt. Das kann ja aber vieles bedeuten.

Ich mag lieber dezenten Grusel als blutigen Ekel – und hatte zwischendrin meine Schwierigkeiten, weil Stephen King in „Holly“ auf Letzteres setzt. Wir erfahren früh, wer hier Böses im Schilde führt – und auch weshalb. Ich gebe zu: Er hätte noch detaillierter werden können. Manches wird nur angedeutet, der Rest ist eigene Fantasie. Aber mir hat es gereicht. Ich war froh, wenn ein Kapitel über Hollys Recherchen anstand – und keins aus dem Keller der viktorianischen Villa in der Ridge Road 93, der kranken Welt des Professoren-Paars.

Aufbau/Stil

Die Hardcover-Ausgabe hat 640 Seiten. Es gibt einige Zeitsprünge.

Holly ermittelt im Jahre 2021, oder anders: in der Pandemiezeit. Sie nimmt Corona sehr ernst. Im Nachwort führt Stephen King aus, dass seine Einstellung mit ihrer übereinstimmt. Wer nichts (man kann es als durchaus Wertendes wahrnehmen) über Masken, Impfungen, überlastete Krankenhäuser etc. lesen möchte, sollte einen Bogen um den Roman machen. Mich haben die Beschreibungen nicht gestört. Wenn eine Geschichte in der COVID-19-Pandemie spielt, finde ich es in Ordnung (oder sogar angebracht), dass das Ganze ein Thema ist. Klar, die zahlreichen Impf-Abfragen werden irgendwann öde und allzu wiederholend, aber darüber konnte ich hinwegsehen.

Da wir früh in die Machenschaften des Duos eingeweiht werden, zieht sich die Ermittlungsarbeit in die Länge. Ich habe in Sachen Tempo und Spannung etwas anderes erwartet. Der Verlauf ist mehr oder weniger vorhersehbar. Das Finale kann sich wiederum sehen lassen.

Übernatürliches gibt es nicht, die Monster sind „normale“ Menschen – übrigens auch solche, die sich sprachliche Entgleisungen leisten, die man hinnehmen muss.

Fazit

Wenig überraschend, einigermaßen spannend, sehr unappetitlich.

Zusammenfassung Holly von Stephen King

Dieses Buch ist für dich, wenn du

Holly - Stephen King

Holly – Stephen King

Originaltitel: Holly (2023)

Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt

Verlag: Heyne

Erschienen: 20.09.2023

Seiten: 640

ISBN: 978-3-453-27433-4

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Der Outsider – Stephen King https://buchbesessen.de/der-outsider-stephen-king/ https://buchbesessen.de/der-outsider-stephen-king/#comments Sun, 03 Dec 2023 14:36:09 +0000 https://buchbesessen.de/?p=15999 „Der Outsider“ ist ein Horror-Roman, in dem Holly Gibney erneut unter Beweis stellt, was in ihr steckt, wenn es darauf ankommt.  3.5/5 Inhalt Der elfjährige Frank Peterson wurde vergewaltigt und ermordet. Mehrere Zeugen sind sich sicher: Es war Terence John Maitland, genannt Terry bzw. Coach T. Gesicherte Spuren stimmen dem zu. Die Ermittler um […]

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Der Outsider von Stephen King

„Der Outsider“ ist ein Horror-Roman, in dem Holly Gibney erneut unter Beweis stellt, was in ihr steckt, wenn es darauf ankommt.

3.5/5

Inhalt

Der elfjährige Frank Peterson wurde vergewaltigt und ermordet. Mehrere Zeugen sind sich sicher: Es war Terence John Maitland, genannt Terry bzw. Coach T. Gesicherte Spuren stimmen dem zu. Die Ermittler um Detective Ralph Anderson nehmen ihn vor fast 1.600 Zuschauern auf dem Baseballplatz fest. Das Seltsame: Terry wurde in Flint City gesehen – und er hat ein Alibi: Er war nachweislich im siebzig Meilen entfernten Cap City. Ein Verdächtiger, der an zwei Orten gleichzeitig war – wie ist das möglich?

Band 4 mit Holly Gibney

Da ich den nach Holly benannten Roman, erschienen im September 2023, hier liegen habe, habe ich angefangen, ihren Weg von Anbeginn an zu verfolgen. An die Bill-Hodges-Trilogie

schließt sich “ Der Outsider“ an, hinter den ich nun einen Haken gesetzt habe. Auf Goodreads läuft „Der Outsider“ unter „#Holly 1“, weshalb ich dachte, sie würde früher ins Spiel kommen. Dies passiert allerdings nicht lange vor der Hälfte – und das Buch ist nicht gerade schlank. Dranbleiben zahlt sich aber aus, auf Holly kann man zählen – und sie hat einiges zu tun, denn sie steht zunächst fast allein da mit ihrer Annahme, es könnte sich hier um etwas Besonderes handeln:

Aus dem Horror-Genre

"Man tat, was man konnte, ob man nun einen Grabstein wieder aufrichtete oder versuchte, im 21. Jahrhundert lebende Männer und Frauen davon zu überzeugen, dass es auf der Welt Monster gab und dass deren größter Vorteil die mangelnde Bereitschaft rationaler Menschen war, das zu glauben."

„Der Outsider“ enthält ein kniffliges Rätsel – und ist viel stärker im Horror-Genre angesiedelt als große Teile der „Bill-Hodges-Reihe“. Neben der Frage, ob Terry schuldig ist, lässt die Unsicherheit, ob Übernatürliches an dem Verbrechen beteiligt ist, bis zum Schluss miträtseln.

Es gibt einige Dinge, die wirklich gruselig und eklig sind. Schon anfangs fragte ich mich immer wieder, wieso ich das alles lese – die Tat ist grausam und ich habe absolut keinen Wunsch verspürt, näher darüber nachzudenken. Nichtsdestotrotz hat mich der Aufbau gekriegt, so dass ich dranbleiben musste. Denn:

Aufbau

Es gibt viele Zeugenaussagen – und ich mag Geschichten, in denen Zeugenvernehmungen geführt werden. Sehr.
Ich finde, dass es Stephen King – mal wieder – gelungen ist, jeder Person ihre eigene Sprache zu geben, so dass alles recht glaubwürdig erscheint. Die Seiten lesen sich flott weg und ich war voll dabei. Die Verhaftung wird in die Länge gezogen, was nicht nervig, sondern spannend rüberkommt. Der Einstieg kriegt sämtliche Punkte von mir.

Im Verlauf ließ meine Begeisterung etwas nach. Die Story verliert an Tempo. Ich will nicht sagen, dass ich mich gelangweilt hätte, das nicht, aber große Teile waren wenig aufregend dafür, dass wir uns von der „typischen Polizeiarbeit“ weg- und in eine ganz andere Richtung bewegen. Das Finale ist für das, was da aufgebaut wird, seltsam unspektakulär.
Insgesamt ist das ein Herummäkeln auf hohem Niveau, denn ich habe nie darüber nachgedacht, den Horror-Roman abzubrechen, dazu war er zu originell – und ich zu gespannt auf die Auflösung.

Fazit

Spannender Einstieg, rätselhafte Umstände, gute Unterhaltung. Das Ende war mir allerdings zu einfach.

Die Novellensammlung „Blutige Nachrichten“ liegt noch vor mir, ehe ich mich an die Neuerscheinung mache. Und ich muss sagen: Ich habe Bock. Ich mag Holly. Und es deuten sich einige interessante Entwicklungen an.

Der Outsider von Stephen King

Der Outsider – Stephen King

Originaltitel: The Outsider (2018)

Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt

Verlag: Heyne

Erschienen: 11.11.2019

Seiten: 768

ISBN: 978-3-453-43984-9

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Ich würde nicht unbedingt Harlan Coben unter Stephen King verlinken, aber hier passt es, denn Herr Coben spielt sozusagen mit in „Der Outsider“.
Ja, echt!

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