Inhalt
Lena ist im 8. Monat schwanger, als ihr Mann bei einem Autounfall stirbt. Als wäre nicht alles schon schlimm genug, wird ihre kleine Emma in „Bald ruhest du auch“ kurz nach der Geburt entführt. „Kein Wort zu irgendwem, oder deine Tochter stirbt“ (S. 156), diese Botschaft hinterlässt der Täter. Doch kann Lena sich daran halten? Wird sie es ganz allein schaffen, ihre Tochter zu finden?
Hohe Erwartungen
Was war ich gespannt auf diesen bei Amazon wirklich gut bewerteten Thriller! Wiebke Lorenz kannte ich schon, ich habe mehrere Romane von Anne Hertz und auch ihr Solo-Buch „Alles muss versteckt sein“ gelesen. Nun also „Bald ruhest du auch“, das mir rein vom Klappentext her schon ziemlich spannend erschien.
Figuren
Lena ist die Protagonistin, ihr widerfährt ein Leid nach dem anderen. Erst muss sie ihren geliebten Mann beerdigen lassen, dann wird ihre Tochter aus der Wiege im Wohnzimmer entführt. Niemandem darf sie etwas erzählen, soll nur untätig dasitzen und auf Anweisungen warten. Ob ihr das möglich ist? Ob sie Emma finden und retten kann?
Man liest sowohl die aktuellen Geschehnisse als auch immer wieder die Ereignisse aus der Vergangenheit, wie sich Lena und Daniel kennen gelernt haben, wieso die Umstände und ihr Start nicht einfach waren, dass Daniel schon eine Familie hat, die das Ganze kritisch beäugt usw.
Schwiegermutter Esther steht Lena zur Seite, doch auch sie kann sie nicht einweihen in den Alptraum der Entführung.
Wiebke Lorenz führt immer neue Figuren in die Story ein – und alle scheinen potentiell ein Motiv zu haben oder sich wenigstens merkwürdig zu verhalten. Diese breite Täterauswahl ist an sich gelungen. Mein Problem war bloß, dass ich es recht schnell auf eine Person abgesehen und auch hier und da verdichtende Hinweise gefunden habe. Und tatsächlich hatte ich die ganze Zeit über den Drahtzieher im Auge. Na toll. Dieser, scheinbar top organisiert, hinterlässt oft mehrere Nachrichten täglich und verlangt Dinge, die überhaupt keinen Sinn ergeben („Hunde-Szene“). Es ist alles so abstrus und ärgerlich!
Ich hätte mir auch gewünscht, dass man einen näheren Bezug zu manchen Darstellern aufbauen kann. Das ist aber nicht möglich. Menschen wie wichtige Themen (Krankheiten z.B.) werden nur angedeutet und oberflächlich betrachtet, aber nicht vertieft.
Epilog
Mit dem Epilog bringt die Autorin dann noch einmal etwas Zündstoff in die Sache, was ich grundsätzlich gut finde. Wirklich überzeugend ist es allerdings nicht, dem einen oder anderen wird es vielleicht auch „too much“ sein.
Glaubwürdigkeit
Mir erscheint das Buch alles in allem nicht glaubwürdig. Alle Beteiligten legen hier und da ein sonderbares Verhalten an den Tag, das nicht verständlich ist. Immer wieder erfährt der Leser Dinge, die meilenweit hergeholt erscheinen. Da könnte ich jetzt spontan etliche Beispiele nennen (z.B. der fatale nächtliche Villa-Besuch. Sowas von nicht überzeugend – außer für die Polizei. Na klar!)
Ganz offenbar sind auch viele der auftretenden Leute unfassbar stark beeinflussbar – in absolut unglaubhafter Weise.
Stil
Der Thriller lässt sich gut lesen, er ist einfach geschrieben und hat genug Inhalt, damit es nicht langweilig wird. Leider sind viele Geschehnisse und Personen unglaubwürdig. Wenn ich das Buch erst einmal in der Hand hatte, kam ich gut voran. Allerdings hatte ich auch keine Schwierigkeiten damit, es wegzulegen. Dadurch, dass ich ziemlich rasch einen Verdacht hatte, der sich immer mehr zu bestätigen schien, hatte ich fast schon „Angst“, weiterzulesen, weil ich einfach nicht wahrhaben wollte, dass es so einfach ausgeht. Wirklich viel zu auffällig und vorhersehbar, auch wenn man nicht den ganzen Umfang erahnt.
Fazit
Das war nichts. Zwar gibt es genug Stoff, damit es nicht öde wird, aber mir fehlt ganz eindeutig die Glaubwürdigkeit. Außerdem werde ich gerne überrascht oder möchte zumindest mal eine falsche Fährte in Betracht ziehen – hier: Fehlanzeige.
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