Werbung, da Rezensionsexemplar
Inhalt
In „Like Gravity“ beginnt das zweite Studienjahr für Brooklyn mit einer schmerzhaften Kollision. Sie erleidet eine Platzwunde – und lernt dadurch Frauenschwarm Finn kennen. Der überhebliche Kerl ist absolut nicht ihr Fall. Zumal Brooklyn weder an die Liebe glaubt noch überhaupt Menschen an sich heranlässt, nachdem sie vor 14 Jahren ein traumatisches Erlebnis knapp überlebt hat. Allerdings scheint Finn sie besser zu verstehen, als irgendjemand sonst…
Figuren
Protagonistin Brooklyn erzählt die Geschichte in der Ich-Form. Die 20-Jährige hat mir als Hauptfigur gut gefallen, auch wenn ich mich kein bisschen mit ihr identifizieren konnte. Sie war sechs Jahre alt, als ihre Mutter vor ihren Augen starb und sie selbst in Gefahr geriet. Nach wie vor erlebt sie schlimme Alpträume, vieles hat sie über all die Jahre hinweg verdrängt. Um sich selbst zu schützen, hält sie alle auf Abstand – selbst ihre langjährige beste Freundin weiß nichts über ihre Vergangenheit. Sie reagiert oft mit bissigen Kommentaren, so dass ein paar interessante Wortgefechte mit Finn zustande kommen.
Protagonist Finn kümmert sich um Brooklyn, als sie auf dem Weg zur Uni einen Zusammenstoß hat und Hilfe benötigt. Er ist arrogant und hat den Ruf, sich nur auf One-Night-Stands einzulassen – womit er und Brooklyn eigentlich bestens zusammenpassen würden. Allerdings scheint er noch eine andere Seite zu haben, die Brooklyn völlig verunsichert…
Ich mochte Finn total. Vor allem die Seite, die er nicht jedem zeigt, hat mein Herz berührt. Er ist einfach ein Guter.
Lexi ist die beste Freundin von Brooklyn. Zunächst ging sie mir sehr auf die Nerven, weil sie oberflächlich wirkt, ständig Alkohol trinkt, Brooklyn abfüllt, zum Ausgehen drängt – und dann alleine lässt. Im Verlauf des Buches konnte ich mich aber glücklicherweise mit ihr anfreunden.
Die Konflikte
In „Like Gravity“ gibt es vieles, das die Story am Laufen hält:
Es gibt Brooklyn und Finn, die immer wieder aneinandergeraten. Da beide zunächst weder an einer ernsthaften Beziehung noch sonst irgendetwas interessiert sind und Brooklyn sich durch Finns Art irritiert fühlt, gibt es viele Schlagabtausche zwischen ihnen. Mir hat diese haters-to-lovers-story sehr gut gefallen. Sie entwickelt sich langsam und nachvollziehbar.
Es gibt Brooklyns Vergangenheit, mit der sie zu kämpfen hat. Es ist absolut verständlich, dass sie durch ihre Erfahrungen angeschlagen ist. Auch die Strategie, die sie gewählt hat, um irgendwie zu überleben, ohne sich von allem überwältigen zu lassen, ist glaubwürdig. Es gibt viele innere Monologe, wodurch man ihr sehr nahe kommt. Brooklyn macht im Verlauf eine sehr große Entwicklung durch, was natürlich immer super ist.
Und es gibt zusätzlich zwei große Konflikte, die sich anbahnen und die aufmerksame Leser*innen sicherlich auch absehen können. Ich habe beide erahnt.
Bei Konflikt 1 geht es um einen Jungen. Ich hatte regelrecht Panik, dass alles so kommt, wie ich befürchtet habe. Und ja, es kam tatsächlich so. Aber überraschenderweise war ich trotzdem ganz zufrieden damit. Die Autorin hat es geschafft, dass ich ihr diese kuriose Verwicklung abnehme. Zwar hätte ich mir schon früher kritische Nachfragen von Brooklyn gewünscht, aber letztlich war es okay.
Konflikt 2 hat mich auch einige Nerven gekostet. Ich konnte mich zwar damit arrangieren und er sorgt auch für einen richtig spannenden Showdown, aber ich habe mir hier schon früher weitere Maßnahmen erhofft. Ich kann leider nicht näher darauf eingehen, ohne zu spoilern. Aber am Ende war ich auch mit diesem Part größtenteils versöhnt.
Ich fand es toll, dass es so viel Input gab und nie langweilig wurde.
Stil
Julie Johnson hat hier gezeigt, dass sie sich sowohl locker und leicht als auch emotional ausdrücken kann. Es gibt einige schöne und wahre Sätze, die ich mir markiert habe. Außerdem gibt es Situationen, die gefährlich sind – und hier hat sie bewiesen, dass sie auch rasant und spannend schreiben kann.
Ich kenne das Original nicht, aber ich würde behaupten, dass Anika Klüver die Übersetzung sehr gut gelungen ist. Mir ist aufgefallen, dass häufig genderneutrale Bezeichnungen wie „Studierende“ und „Lehrende“ genutzt wurden, wodurch das Ganze modern bzw. zeitgemäß wirkt. Da konnte ich dann auch schnell über mein aus privaten Gründen so verhasstes „wider besseren Wissens“ hinweggehen.
Fazit
Zwischendurch hatte ich meine Bedenken, aber letztlich war es eine ziemlich schöne und konfliktgeladene, wenn auch sehr vorhersehbare Geschichte mit einer starken Protagonistin und einem tollen Helden.
3,5/5!