Inhalt
In „Als ich vom Himmel fiel“ geht es um Juliane Koepcke, die mit 17 einen Flugzeugabsturz miterlebte. Es ist eine wahre Geschichte, die sich 1971 ereignete, und die sie uns Jahre später, mit 56, zu erzählen bereit ist. Aus 3000 Metern flog sie in den peruanischen Regenwald, elf Tage war sie im Dschungel auf sich gestellt. Da sie mit ihren Eltern, Zoologen und Abenteurer, in diesem Urwald gelebt hatte, hat sie einen Weg hinaus gefunden. Sie hat es geschafft, sie hat überlebt. Als Einzige.
Beeindruckend
Es ist schwer vorstellbar, was die Autorin erlebt hat. Als erfundene Story mag das Ganze funktionieren, weil wir bereit sind, die Wirklichkeit mit ihren Wahrscheinlichkeiten auszublenden. Aber das hier ist real. Es ist tatsächlich passiert. Sie ist aus 3000 Metern Höhe gefallen. Sie war ihrem Empfinden nach nur leicht verletzt. Sie hat elf Tage im Dschungel verbracht. Unfassbar!
Beeindruckt hat mich nicht nur, dass sie diesen Unfall und seine Folgen überstanden hat, sondern auch ihre Sichtweise auf die Begebenheiten. Sie liebt den Regenwald noch immer, kämpft für ihn. Sie betritt nach wie vor Flugzeuge, auch wenn es ihr nicht leichtfällt. Sie kam mir nachsichtig und wertschätzend vor, willensstark und diszipliniert.
Es geht um mehr
Juliane Koepcke schreibt auf Seite 99 (von 295 in der Kindle-Ausgabe): „Hin und wieder gibt es auch Interviewanfragen, die sich um andere Themen drehen, zum Beispiel um die Zukunft von Panguana, was ich persönlich viel spannender finde. Doch meistens geht es immer nur um ‚das eine‘.“ Man merkt ihrem Bericht an, dass sie sich nicht auf das Unglück konzentrieren will. Deswegen geht es nicht nur um den Absturz, im Gegenteil. Dieser wird erst nach ca. einem Viertel des Buches beschrieben. Die elf Tage im Dschungel werden rasch erzählt. Davor und danach geht es um die Familie, die Natur, ihre heutigen Anliegen. Grundsätzlich ist das kein Problem, denn das Leben ihrer Eltern war abenteuerlich, ihre Kindheit alles andere als „normal“. Es handelt sich um eine außergewöhnliche Familie, die nie ans Aufgeben dachte. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass das Thema, der Unfall, einen größeren Raum eingenommen hätte. Detaillierter betrachtet worden wäre. Cover und Titel haben mich vermuten lassen, dass es sich fast ausschließlich darum drehen würde.
Durcheinander
Der Aufbau hat mir nicht zugesagt. Häufig wird zwischen den Jahren hin- und hergesprungen, die Autorin merkt öfter an, dass sie vorgreift.
Ein Beispiel: Auf S. 257 wird der Tod ihrer Großmutter thematisiert, auf S. 281 wohnte sie wieder dort.
Ein weiterer Strang in „Als ich vom Himmel fiel: Wie mir der Dschungel mein Leben zurückgab“ ist der um sie, ihren Mann und ihre Bemühungen, Panguana zu einem Naturschutzgebiet zu machen. Dieser Part konnte mich nur schwer bei Laune halten. Wie man u.a. aus dem von mir angeführten Zitat herauslesen kann, bedeutet ihr das Thema viel, so dass ich verstehen kann, dass es nicht bloß Erwähnung findet, sondern den gewählten Umfang hat. Allerdings trägt dieser Teil ebenfalls dazu bei, zwischen den Zeiten zu wechseln. Es kam mir unstrukturiert vor.
Emotionen
Das Geschriebene ist weder gefühlsbetont noch dramatisch. Juliane Koepcke berichtet von einer Gefühlsleere – und oft kam mir der Text emotionsarm vor. Der Vater verstärkt diesen Eindruck, wobei manche Handlungen doch ausdrücken, was wirklich in ihm vorging.
Merkwürdigerweise haben mich die Schilderungen vom Absturz und aus den Tagen im Dschungel gar nicht so sehr berührt. Viel mehr bedrückt und beschäftigt hat mich das Rätsel um ihre Mutter. Auch das, was danach kam, was Juliane nach ihrer Rückkehr zugemutet wurde, insbesondere das Wie, hat mich schockiert.
Fotos
Das Buch endet mit einem Bildteil, der aus 44 Fotos samt kurzer Beschreibung sowie einer Karte besteht. Ich mochte diese Einblicke. Für mich haben die Aufnahmen das Ganze abgerundet und noch ein bisschen persönlicher gemacht.
Verfilmt
Als der Filmregisseur Werner Herzog einen Dokumentarfilm über Julianes Schicksal drehen will, sagt sie trotz ihres Rückzugs und ihrer Erfahrungen mit Journalisten zu. 27 Jahre nach dem Absturz kehrt sie zurück an die Stelle, an der alles stattfand. „Schwingen der Hoffnung“ heißt das Ergebnis.
Fazit
Das Buch ist sehr einfach geschrieben. Es geht nicht nur um den Absturz, es gibt viele andere Themen, die besprochen werden. Mir fehlte es an Struktur. Insgesamt war es für mich ein interessanter, aber nicht immer fesselnder Einblick.
2,5/5!
Als ich vom Himmel fiel: Wie mir der Dschungel mein Leben zurückgab
304 Seiten / EAN 978-3-492-27493-7