Inhalt
Die 28-jährige Bee Königswasser ist völlig aus dem Häuschen: Die NASA hat sie zur Leiterin von BLINK ernannt. Sie wird ein angesehenes Neurotechnik-Forschungsprojekt leiten. Yay. Wie sich in „Das irrationale Vorkommnis der Liebe“ herausstellt, hat das Ganze allerdings einen Haken: Sie muss es gemeinsam mit einem Ingenieur der NASA betreuen – und zwar mit Levi Ward. Das ist alles andere als ein Grund zum Jubeln, denn Levi hasst Bee seit sechs verdammten Jahren. Die Distanz machte die offene Erzfeindschaft zur Nebensache, doch nun sollen sie innerhalb von drei Monaten Seite an Seite einen Helm entwickeln, der Einfluss auf die Hirnaktivität von Astronauten nimmt. Wie soll das funktionieren?
Bee, Levi und der Rest
Die Protagonistin des Romans ist Bee, eine Neurowissenschaftlerin, die eine Vorliebe für Marie Curie, bunte Haarfarben, Tiere, ihre Zwillingsschwester Reike und Ohnmachtsanfälle hat. Sie hat mich als Hauptfigur überzeugt, auch wenn sie manchmal unheimlich schwer von Begriff ist. Aber hey, ein Buch dieses Genres sollten wir nicht zu ernst nehmen – und was bliebe von der Geschichte übrig, hätte sie den Durchblick?
Der Protagonist, der sich Bee gegenüber seltsam benimmt, heißt Levi. Er hat liebenswürdige Seiten, mich aber nicht umgehauen. Ich hätte gerne ein bisschen mehr über ihn erfahren. Die eine oder andere Sache erschien mir übertrieben. Aber wie gesagt: Es handelt sich um ein Buch, das witzig und unterhaltsam sein möchte – und das ist es.
Die anderen Figuren waren okay. Rocio fand ich am interessantesten, aber das dürfte wenig überraschen, denn der Rest geht ziemlich unter.
Humorvoll…
Ich hab’s schon öfter mit romantischen Komödien versucht, manchmal hat es geklappt, häufig nicht. „Das irrationale Vorkommnis der Liebe“ ist mein zweites Buch von Ali Hazelwood – und sie hat mich erneut gut unterhalten. Ich mag ihren Humor, sie hat es geschafft, mich an mehreren Stellen zum Grinsen zu bringen. Wenn man bedenkt, dass es um Neurostimulationshelme geht, klingt das komisch, aber die Autorin hat kein Problem damit, solche Themen unterzubringen und gleichzeitig locker und lustig zu bleiben.
Ich möchte an dieser Stelle festhalten: Ali Hazelwood schreibt meine liebsten RomComs – auch wenn ich dieses Buch nicht herausragend bewerten werde. Die positiven Seiten waren sehr positiv. Die anderen Punkte störten mich mehr oder weniger, das Buch bleibt aber ein kurzweiliges, das ich gerne gelesen habe.
… und wichtig
Ali Hazelwood entwickelt nicht nur lustige Geschichten, sie baut auch Themen ein, die ihr wichtig sind – und das merkt man. Ihre Protagonistinnen sind im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) tätig, bilden eine Minderheit, müssen sich beweisen. Die Autorin ist nicht nur selbst Wissenschaftlerin, sie hat auch negative Erfahrungen gesammelt, die sie in ihre Romane einfließen lässt. Die Anmerkungen am Ende verraten, dass sie ihre eigene Meinung untergebracht hat. Vielleicht kommen die Teile deshalb so überzeugend und leidenschaftlich rüber.
Es ist toll, dass Probleme wie diese in diesem Genre, in dieser lässigen Atmosphäre einen Platz gefunden haben.
Aufbau
Das Buch besteht aus 25 Kapiteln und einem Epilog. Wir lesen die Story aus Bees Sicht in der Ich-Form.
Wenn ich „Das irrationale Vorkommnis der Liebe“ mit dem gefeierten Erstling „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ vergleiche, gibt es Parallelen, nicht nur, was die Beschreibung der männlichen Protagonisten und bestimmte Wiederholungen angeht (bei denen ich zum Augenrollen neige, was wiederum meinen Lesefluss stört).
Und es gibt Unterschiede. Beispielsweise enthält die Story von Bee und Levi ungefähr 10.000x mehr Szenen/Erwähnungen, die sich (real oder gedanklich) im Bett abspielen. Das erscheint passend, denn Olive war hier anders gestrickt als Bee. Für mich lag der Fokus ein wenig zu sehr auf dem Thema.
Auch die Arbeit und Probleme, die sich daraus ergeben, nehmen mehr Raum ein.
Das auf die Ungereimtheiten bezogene Ende ist definitiv übertrieben.
Den Ablauf und Schreibstil kann man wiedererkennen.
Unterhaltsam – und vorhersehbar
„Das irrationale Vorkommnis der Liebe“ hat mich amüsiert, aber ich fand nicht alles 100 %-ig gelungen. Beim Vorgänger war ich noch mehr dabei. Wie oben erwähnt, ist Bee oft schwer von Begriff, sieht die Dinge nicht, die der Leserschaft sofort klar sind. Mir hat der Part mit dem Twitter-Kontakt nicht zugesagt. Der Verlauf steht von Anfang an fest, große Überraschungen gibt es nicht. Manches wirkt überzogen, hätte mir eine Spur weniger dramatisch besser gefallen.
Dennoch: Ich mochte es. Ich wollte etwas, das sich leicht runterlesen lässt, ein bisschen süß ist, Spaß macht, mich zum Schmunzeln bringt – und das kriegte ich alles. Es war nett (ehrlich nett, nicht das andere).
Die „STEMinist Novellas“ (1: Under One Roof – Liebe unter einem Dach, 2: Stuck With You – An wem die Liebe hängen bleibt, 3: Below Zero – Die unerwarteten Abgründe der Liebe, 4: Loathe to Love You – Die Unannehmlichkeiten von Liebe) werde ich nicht lesen, aber beim nächsten Roman von Ali Hazelwood bin ich wieder dabei.
Fazit
Unterhaltsame, wirklich witzige, aber vorhersehbare Geschichte mit größerem Wissenschafts- und Bettanteil als im Vorgänger. Hier und da zu überzogen. Von mir gibt’s „nur“
3,5/5
– und dennoch schreibt Ali Hazelwood meine liebsten RomComs.
448 Seiten / ISBN: 978-3-8412-3102-4 / Originaltitel: Love on the Brain / Übersetzung: Christine Strüh, Anna Julia Strüh
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Ich habe gelesen:
Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
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