Der Liebende – Martin Ehrenhauser

Der Liebende - Martin Ehrenhauser

„Der Liebende“ ist ein ruhiger und sanfter, aber auch vorhersehbarer Roman über eine späte Liebe, die nachdenklich macht.

3/5

Inhalt

Monsieur Haslinger ist Pfarrer im Ruhestand und noch immer als ehrenamtlicher Seelsorger und „Blumensamariter“ tätig. Er lebt ruhig, wagt wenig … bis Elise Janssen ins Nachbarhaus – und in sein Herz einzieht.

Zwei, die gut füreinander sind

Wir haben in „Der Liebende“ zwei ältere Hauptfiguren: Josef Haslinger und Elise Jannsen, zumeist Monsieur Haslinger und Madame Janssen genannt. Die Geschichte spielt in Ixelles/Brüssel und Knokke am Meer.

Monsieur Haslinger ist ein Mann der Grenzen: Er lebt enthaltsam, schließlich ist er pensionierter katholischer Pfarrer und hat den Zölibat stets ernst genommen. Die Seelsorge hilft ihm, denn gebraucht zu werden, erfüllt ihn. Fehlt ihm etwas? Durch die Lebensfreude ausstrahlende Madame Janssen, die ihn mit ihrer direkten und spontanen Art beeindruckt, kommt er ins Grübeln.

"Deutlich fühlte er dabei sein Alleinsein. Es war so selbstverständlich geworden, dass er jetzt nicht mehr wusste, ob er damit glücklich oder unglücklich war."

Er spürt, dass Abwechslung etwas Gutes, ja, etwas ist, das man ausprobieren sollte. Also lässt er sich ein auf dieses Abenteuer, langsam, mit Bedacht – aber auch mit ganzem Herzen.

Er war mir schon sympathisch, der Monsieur.

"Nun ja, heute weiß ich, ob man gut ist oder nicht, entscheidet sich mit jeder Tat, mit jedem Wort neu."

Durch die permanente förmliche Anrede bleibt er allerdings immer ein Stück weit auf Abstand.

Mit Madame Janssen, pensionierte Botschafterin, konnte ich etwas weniger anfangen. Sie behält viel für sich, nicht nur ihr Geheimnis. Aber ich mochte, wie sie ihn aus seinem Trott holt, ihm zeigt, dass das Leben mehr zu bieten hat. Und andersherum lockt auch er sie unbewusst aus der Reserve – und das habe ich gern gelesen. Vielleicht, wenn man so will, ist es für beide die erste „richtige“ Liebe.

Ruhig und vorhersehbar

Wenn wir den Klappentext gelesen haben, wissen wir, dass Monsieur Haslinger ein Geistlicher ist. „Ohne es zu wollen, fühlen sich beide zueinander hingezogen“ – hier kriegt man womöglich kombiniert, dass er das Ganze so richtig lebt, inklusive Verzicht auf Ehe, Kinder usw. Ansonsten erfährt man es auf den ersten Seiten. Das Geheimnis der Madame wird ebenfalls erwähnt. Man spürt schnell, dass etwas nicht stimmt, und kommt flott dahinter, um was es sich (grob) handelt. Insofern könnte höchstens das Ende eine Überraschung bereithalten.

„Der Liebende“ ist ein ruhiger und sanfter Roman, den man nicht in der Hoffnung auf unerwartete Wendungen lesen sollte. Er ist eher für Menschen, die eine langsame Annäherung mitansehen möchten, die gefühlvolle Texte mögen, vielleicht einmal etwas mit älteren Hauptfiguren suchen. Es ist ein spätes Zueinanderfinden – und es ist letztlich nicht das, was man sich für die beiden wünscht, aber es stimmt nachdenklich. „Der Liebende“ ist der perfekte Titel für diese Geschichte, denn er liebt wirklich, der Monsieur, er liebt, ohne die Madame oder deren Entscheidungen ändern zu wollen, er akzeptiert, so wenig er das an manchen Stellen will.
Auch über die Zukunft habe ich nachgedacht. Das mag kryptisch klingen, aber ich möchte nicht spoilern, deshalb nur das: Für mich wird die Story letzten Endes gut ausgehen, alles hat sich gelohnt, sozusagen. Ich sehe hier nicht nur den Schmerz, ich spekuliere darauf, dass die Erfahrung als eine ähnliche – noch intensivere – Erinnerung wie die, die vor vielen Jahren entstand, bewahrt wird.

Aufbau/Stil

Der Roman besteht aus drei Teilen und lässt sich durch die kurzen Kapitel (15, 16, 19) schnell auslesen.

Martin Ehrenhauser schreibt einfühlsam, es ist ein leises Buch, sehr ruhig und sanft – nur die Kapitel am Ende rauschen hinein, ein Bruch – im Text wie im Leben der Hauptfiguren. Ich mochte das. Das Unaufgeregte passt zu der langsamen Annäherung, der Wechsel zeigt, wie es manchmal ist im Leben: Da passiert etwas und man ist ausgeliefert, die Welt dreht sich weiter, viel zu schnell, obwohl doch alles anders sein müsste, alles anders ist. Das ist gut eingefangen.

Fazit

„Der Liebende“ ist ein ruhiger und sanfter, aber auch vorhersehbarer Roman über eine späte Liebe, die nachdenklich macht.

Zusammenfassung Der Liebende von Martin Ehrenhauser

Dieses Buch ist für dich, wenn du

Der Liebende - Martin Ehrenhauser

Der Liebende – Martin Ehrenhauser

Verlag: Ullstein

Erschienen: 31.10.2024

Seiten: 208

ISBN: 9783548069746

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Eine andere Rezension

Gisela von Giselas Lesehimmel

ist begeistert. In ihrer Rezension findet sich dieser Satz, der die Story toll zusammenfasst:

"Rettung hat viele Gesichter."

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