Die Magie unserer Sinne – Dr. med. Ragnhild Schweitzer, Jan Schweitzer

Werbung, da Rezensionsexemplar

Inhalt

In „Die Magie unserer Sinne: Warum wir ohne sie nicht lachen, lieben, leben können – Wie wir sie wiederentdecken und richtig nutzen“ liefern uns Dr. med. Ragnhild Schweitzer und ihr Ehemann Jan Schweitzer viele interessante und teils witzige Fakten zu unseren Sinnen. Die ehemaligen Klinikärzte sind heute Medizinjournalistin, Redakteur und Eltern. Sie gehen das Ganze nicht rein wissenschaftlich an, sondern greifen auf ihre eigenen Erfahrungen und Tests zurück – und laden zu verschiedenen Experimenten ein. Ein Buch, das einen Versuch wert ist.

Aufbau

Wir lesen nicht nur von den fünf Klassikern: Riechen, Schmecken, Hören, Sehen, Tasten. Auch fünf Exoten werden behandelt.

Zunächst erhalten wir jeweils die wichtigsten Informationen, die Grundlagen. Anschließend lesen wir aus der Rubrik „Erleben“. Und zu guter Letzt warten diverse Übungen darauf, ausprobiert zu werden.

Ich habe viele Anregungen bekommen, obwohl längst nicht alles neu für mich war.

Spannend

Manches fand ich besonders interessant, unter anderem aus wie vielen Duftmolekülen der Geruch von Kaffee besteht und wie viele Menschen, die über 85 sind, schlecht oder gar nicht mehr riechen können.

Fasziniert hat mich der Effekt von Gänsehaut, der im Kapitel über das Hören erwähnt wird.

Aus dem Abschnitt Sehen hat mich beeindruckt, wie viele Gesichtsausdrücke wir mit unseren 43 Muskeln erzeugen können.

Von Neoprenanzügen habe ich nie im Zusammenhang mit Magersucht gelesen. Spannend!

Außerdem hat mich der Fall von Ian Waterman schockiert, während der von Anna Bågenholm mir eine Gänsehaut bescherte.

Und wie wichtig der Gleichgewichtssinn ist, nicht nur für die Dinge, von denen man generell ausgeht, war erhellend.

Das Training

Das Kapitel mit den Übungen, die man ohne großen Aufwand ausprobieren kann, hat mich jeweils am meisten gereizt. Mir gefällt vor allem, dass die beiden sie samt und sonders getestet haben – und oft Alternativvorschläge bringen. Du willst das Experiment machen, magst aber keine Schokolade? Dann nimm Chips. Nicht? Okay, es geht auch mit Äpfeln. Das fand ich großartig. Die Aufgaben sind simpel und gut umsetzbar – Daumen hoch dafür!

Wir erfahren nicht nur, dass Apple-Crumble im Hause Schweitzer beliebt ist, wir kriegen die Gründe genannt – und das erprobte Rezept. Ein nettes Extra.

Die Sache mit der Wellenlänge

Das Ehepaar gewährt uns private Einblicke und erzählt aus dem Alltag. Einerseits finde ich das toll, weil die zwei nahbar wirken. Das Ganze findet auf Augenhöhe statt, ist eher freundschaftlicher Natur. Allerdings bin ich in einigen Punkten anders eingestellt, so dass mir manches nicht zugesagt hat. Was okay ist, Menschen sind verschieden – und das ist wunderbar. Um zwei Beispiele zu nennen:

Ole. Ole ist ein Freund des Autorenduos, der gerne in den Wohnungen seines Freundeskreises umherstreift, um dort allerhand Gegenstände zu verstecken und zu vertauschen. Abgesehen davon, dass das nicht meinem Humor entspricht, fehlt mir jegliches Verständnis dafür, Apfelschneider (!) in anderer Leute Betten zu platzieren. Da alle Beteiligten ihren Spaß daran haben, geht das natürlich völlig in Ordnung, go for it, aber ich kann dem nichts abgewinnen.

Im Übrigen finde ich es nicht cool, Menschen als (wie auch immer geartete) Monster zu bezeichnen. Obwohl ich die Situation als Person, die extrem empfindlich auf Gerüche reagiert, absolut nachvollziehen kann und sie ebenfalls aus mehreren Gründen schwierig finde, ist es in meinen Augen doch fragwürdig, sie explizit zu schildern und das Wort „Duftmonster“ (Erlebnis Riechen, Pos. 667/5974) zu benutzen. Ich habe die Passage mehrmals gelesen und hinterfragt (könnte die Wolke allein als Monster gemeint sein? Ist es legitim, weil „Duft“ ausschließlich den Geruch und nicht den Rest der Frau meint?), habe jemandem die Stelle vorgelesen – mit dem Ergebnis, dass wir es beide auf die Dame beziehen und wenigstens suspekt finden. Hm.

Schreibstil

Der Text ist verständlich geschrieben. Das Basiswissen ist so aufbereitet, dass man problemlos mitkommt.

Wie erwähnt, gibt es immer wieder private Einblicke, zumeist von der Autorin geschildert. In diesen Absätzen steht jedes Mal „Ich, Ragnhild, …“, selbst wenn sie vorher über ihren Mann berichtet oder es einleitend „eine von uns“ heißt, so dass klar ist, wer aus der Ich-Perspektive heraus erzählt. Über diese unnötigen Wiederholungen bin ich des Öfteren gestolpert. Ansonsten lässt sich das Buch flott lesen.

Fazit

„Die Magie unserer Sinne“ erinnert uns daran, wie wichtig unsere Sinne für uns sind. Es gibt viele interessante Fakten und einfache Experimente, um sie zu trainieren. Ein Sachbuch, das einen Versuch wert ist.

3,5/5!

Die Magie unserer Sinne: Warum wir ohne sie nicht lachen, lieben, leben können – Wie wir sie wiederentdecken und richtig nutzen

400 Seiten / ISBN: 978-3-442-17826-1


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