Mein Leben ohne Gestern – Lisa Genova

Inhalt

In „Mein Leben ohne Gestern“ geht es um Alice Howland. Sie ist 50 und eine sehr intelligente Frau. Als die Wissenschaftlerin Gedächtnisprobleme an sich bemerkt, schiebt sie es zunächst auf die Wechseljahre. Doch ihre Ärztin ist anderer Meinung. Nach weiteren Untersuchungen steht fest: Alice hat eine frühzeitige Form von Alzheimer. Die Krankheit lässt sich durch Medikamente maximal etwas herauszögern, heilbar ist sie jedoch nicht. Wie wird die angesehene Professorin damit umgehen? Und was bedeutet das für ihre Familie?

Leseeindrücke

„Mein Leben ohne Gestern“ klang für mich nach einer vielversprechenden Geschichte über ein schlimmes Schicksal. Ich habe mir eine ergreifende und berührende Story ausgemalt – bekommen habe ich sie aber nicht.

Protagonistin Alice ist glücklich mit ihrem Leben. Sie hat mit John, ebenfalls Wissenschaftler, ihren Traummann gefunden, die drei gemeinsamen Kinder gehen ebenfalls ihrer Wege, auch wenn die Jüngste nicht ganz nach Alice‘ Vorstellungen lebt. Beruflich ist sie angesehen, ihre Vorträge sind gefragt. Kurzum: Alles läuft super. Bis es plötzlich an allen Ecken und Enden hapert. Sie verschwitzt Termine, verläuft sich kurz vor ihrer Haustür. Die Vorkommnisse reihen sich in dem Buch nur so aneinander. Ich konnte leider keine besondere Beziehung zu der Hauptfigur aufbauen, so dass ich alles einfach heruntergelesen habe, ohne wirklich etwas dabei zu fühlen. Das zog sich durch den kompletten Roman. Die Situationen werden nicht voll ausgenutzt, manches wird in meinen Augen nicht zu Ende geführt, sondern bricht sozusagen mittendrin ab. Da hätte Lisa Genova mehr ausführen, mehr herausholen können.

Wir finden uns hier in einer gut situierten Wissenschaftler-Familie wieder – und so liest sich das Ganze auch. Es geht eher um Fakten als um Gefühle, ich möchte den Stil zu großen Teilen fast als ein bisschen klinisch bezeichnen und irgendwo zwischen neutral bis kühl ansiedeln. Fachbegriffe, Medikamentennamen, all das gibt es reichlich. Das ist ein Punkt, der mich hier einfach stört. Ich habe einen emotionaleren Umgang erwartet, einen Text, der mich abholt und fühlen lässt. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn er gleichzeitig informiert, aber das war mir hier zu viel des Guten. Ich konnte dabei nichts sehen, nichts fühlen.

Die Idee ist an sich nicht schlecht, die Thematik brisant. Es ist beängstigend, wenn man sich vorstellt, dass es jeden treffen kann. Dich und mich. Uns alle. Alzheimer lässt wohl niemanden kalt, deshalb interpretiert man auch einiges hinein – aber von dem Geschriebenen selbst ging da wenig aus. Wenn, dann wird es nur schlicht erwähnt, nicht aber dem Leser präsentiert. Das ist schade! Ich hätte mir wirklich gewünscht, noch viel mehr abgeholt und gepackt zu werden. Dafür hätte es aber in meinem Fall einer anderen Machart bedurft.

Verfilmung

„Mein Leben ohne Gestern“ wurde verfilmt – und das finde ich gut. Ich kann mir vorstellen, dass mich diesmal die Verfilmung mehr erreicht als der Roman. Das ist selten, aber ich werde ihr eine Chance geben. Ich sehe nämlich durchaus Potential. Besonders gespannt bin ich dann auch, ob ich ein bisschen schlauer aus dem Ehemann werde. Es ist verständlich, dass die Situation für ihn unheimlich schwer ist, aber für mein Empfinden reagiert er zeitweise ziemlich fraglich. Vielleicht wurde auch das in dem Film ein bisschen angepasst.

Fazit

Die Autorin konnte mich mit ihrem Stil hier nicht überzeugen – vielleicht kann es aber der Film. Ich bin gespannt.

2,5/5!

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