Inhalt
Seit zehn Jahren hat FBI-Agentin Nell ihren Vater nicht gesehen, nun ist Martin Daniel Flynn tot. Der 52-Jährige starb bei einem Motorradunfall. Sie kehrt nach Long Island zurück, um mit Martys Freunden und Kollegen der Mordkommission seine Asche zu verstreuen. Da sie beurlaubt ist, bleibt sie ein paar Tage – und fängt an, im Mordfall einer Jugendlichen zu ermitteln, die als Escort arbeitete. Sie wurde erschossen, zerstückelt, in Jute gewickelt und in einem Naturschutzgebiet abgelegt. Nells Vater hat sich bis zuletzt mit einem ähnlichen Fall beschäftigt. Gibt es in „Safe Place: Du denkst, hier bist du sicher“ einen Serientäter?
Die Figuren
Nell Flynn ist 28 und arbeitet für die Verhaltensanalyseeinheit des FBIs. Sie hat im letzten Monat jemanden erschossen, wurde bei dem Schusswechsel verletzt, hat körperlich und psychisch mit den Folgen zu kämpfen. Da sie sich weigert, erneut einen Psychiater aufzusuchen, gilt sie als dienstunfähig, was sie nicht davon abhält, vor Ort als inoffizielle Beraterin zu fungieren.
Ich fand Nell als Protagonistin passabel. Ich mochte ihre Stärke und dass sie Fragen stellt, deren Antworten ihr nicht passen könnten. Wir erfahren einiges über ihre Kindheit, die Verluste, die sie ertragen, die Schwierigkeiten mit ihrem Vater, die sie akzeptieren musste. Nichtsdestotrotz bleibt sie unnahbar, auch wenn sie innerhalb der Geschichte eine Entwicklung durchläuft.
Die übrigen Figuren wirkten auf mich sehr simpel und werden mir nicht in Erinnerung bleiben.
Das Tempo zieht an
„Safe Place: Du denkst, hier bist du sicher“ startet langsam. Das wird nicht allen gefallen. Ich mochte den ruhigen Einstieg, weil ich die Figuren gerne kennenlerne. Ich kam Nell nicht nahe, ohne die Hintergründe hätte ich noch weniger mit ihr anfangen können, so dass ich mich über das in-die-Gänge-Kommen nicht beschwere.
Sobald die Story Fahrt aufgenommen hat, kommt sie nicht mehr zur Ruhe. Es geht Schlag auf Schlag, es gibt Twists, es wird Spannung erzeugt. Ich habe das Pageturner-Potenzial gesehen. Aber:
Durchschaubar
Zwei Dinge haben mich gestört:
Auf den letzten Seiten hatte ich das Gefühl, eine stumpfe Zusammenfassung zu lesen. Ich wollte live dabei sein oder einen adäquaten Ersatz dafür. Ein gemächlicherer und detailreicherer Abschluss wäre nett gewesen. Auf mich wirkte er überstürzt. Ich glaube, man hätte mehr aus dem Ende herausholen können, ebenso aus den Situationen, die deutlichere Emotionen ermöglichten. Knackige Thriller sind großartig, keine Frage, aber hier fehlte mir etwas. „Safe Place: Du denkst, hier bist du sicher“ ist ein kurzes Buch für zwischendurch, eines, das man lesen kann, wenn es schnell gehen soll – und das sich auch so anfühlen darf. Ich wollte ein anderes.
Außerdem fand ich schade, dass vieles durchschaubar war. Mir waren die Rollen klar, bevor sie aufgedeckt wurden.
Aufbau/Schreibstil
Der Thriller besteht aus 31 kurzen Kapiteln und einem Epilog. Nell erzählt als Protagonistin aus der Ich-Perspektive.
Das Buch lässt sich schnell lesen. Mir hat der einfache, aber fesselnde Schreibstil besser gefallen als der Inhalt, er hat mich durch die Seiten gezogen.
Reihe?
Ich habe nichts darüber gefunden, ob es sich bei „Safe Place: Du denkst, hier bist du sicher“ um einen Reihenauftakt handelt. Vorstellen könnte ich es mir. Erwähnt wird eingangs, dass Nell seit acht Monaten ihren Feind Dmitri Nowak jagt, der immer noch auf der Flucht ist. Daraus würde sich ein guter zweiter Teil ergeben, nachdem wir uns in diesem privaten Fall einen ersten Eindruck von ihr als Hauptfigur machen konnten.
Auch wenn mich „Safe Place“ nicht beeindruckt hat, würde ich ein weiteres Buch von Cristina Alger lesen, denn die Voraussetzungen, einen Pageturner zu schreiben, sind vorhanden.
Fazit
Der Thriller beginnt langsam, das Tempo zieht rasch an und bleibt hoch. Er lässt sich flott lesen, hat Pageturner-Potenzial. Die Möglichkeiten, mich zu berühren, wurden nicht genutzt. Der Abschluss ist überhastet, die Geschichte durchschaubar.
2,5/5!
320 Seiten / ISBN: 978-3-328-10693-7 / Originaltitel: Girls Like Us / Übersetzung: Sabine Thiele