Inhalt
In „Sunset“, dem Debütroman von Jessie Cave, geht es um Ruth, Mitte 20, und ihre vier Jahre ältere Schwester Hannah. Das Verhältnis der beiden ist von klein auf eng, Hannah ist fast wie eine Mutter für Ruth, die Schwierigkeiten hat, ihren Weg zu finden. 2019 machen die unzertrennlichen Schwestern gemeinsam Urlaub am Mittelmeer – und Hannah verunglückt tödlich.
Eine ausgefallene Protagonistin
Der Klappentext klang interessant. Ich erwartete eine gefühlvolle Geschichte, eine, die mich berühren würde. Das war allerdings nur bedingt der Fall. Mein größtes Problem war Ruth, die Ich-Erzählerin des Buches. Sie ist eigen, hat ständig – für mich – befremdliche Gedanken. Ich konnte ihr Verhalten nicht nachvollziehen, es fiel mir schwer, mit ihr zu fühlen. Sie ist eine unsichere und ziellose Person, die voller Trauer versucht, klarzukommen. Das habe ich verstanden, das wird deutlich. Dennoch hätte ich mir den Inhalt anders gewünscht, emotionaler, weniger derb und bizarr, was mit einer Hauptfigur wie Ruth nicht zusammengeht. Immer wieder lösten Sätze eine Atmosphäre aus, die mir nicht gefallen hat. Immerhin ist eine gewisse Entwicklung erkennbar.
Auch die anderen Charaktere, beispielsweise ihre Künstler-Eltern, haben mich nicht überzeugt. Sie wirkten überzeichnet.
Aufbau/Stil
Das Buch lässt sich flott lesen, kam mir allerdings zu lang vor. Es gibt viele Alltagsschilderungen, die langweilig bis seltsam daherkommen.
„Sunset“ besteht aus 77 Kapiteln. Dabei springt die Geschichte zwischen den Zeiten hin und her. Es geht durcheinander, auch innerhalb eines Kapitels. Ich würde die Story als chaotisch bezeichnen. Ich fand nicht alle Anekdoten interessant oder passend, manches erschien mir belanglos.
Der Schreibstil hat einen Wiedererkennungswert, Jessie Cave schreibt locker, ungezwungen.
Gespräche sind in der für Romane eher ungewöhnlichen Dialogform eingeflochten, nach einem typischen „sagte sie“ muss man suchen. Inhaltlich lassen sie zu wünschen übrig.
Da Ruth ein Notizbuch schreibt, werden immer wieder Listen eingestreut.
Die Danksagung ist mir positiv aufgefallen, die Autorin hat einen sehr persönlichen Text gewählt.
Fazit
Anders als erwartet, ab und an befremdlich, in jedem Fall unkonventionell. Mir passierte zu wenig (Bedeutsames). Ich konnte mich nicht auf Ruth einlassen.
Ich bin sicher, dass das Buch seine Fans finden wird, meinen Geschmack hat es nicht getroffen.
2/5!
480 Seiten / ISBN: 978-3-455-01508-9 / Übersetzung: Eva Kemper