Leicht und humorvoll erzählt, inhaltlich aber nicht ohne: Der Roman „Zwei auf einem Weg“ von Richard Roper behandelt einige ernste Themen.
Inhalt
Seit 23 Monaten lebt Theo Hern, fast 30, zurückgezogen in der Gartenhütte seiner Eltern, ohne Anstalten zu machen, sein Leben auf die Reihe zu kriegen. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Sie kündigen ihm. Und sein ehemals bester Freund Joel Thompson taucht nach 15 Jahren der Funkstille auf, um ihn an ein Versprechen zu erinnern: Sie wollten gemeinsam den Themsepfad wandern. Joel bringt einen unwiderstehlichen Anreiz mit: Theos Traum, Comedy-Drehbücher zu schreiben, könnte in Erfüllung gehen, denn Joel hat die Idee einer Sitcom bei der BBC im Gepäck. Wird Theo, der seinem ehemaligen Kumpel nicht verzeihen will, die 184 Meilen lange Reise antreten?
Zerstrittene Freunde
Theo und Joel waren beste Freunde – und was für welche. Für Theo, einst ein Mobbingopfer, war Joel der erste richtige Kumpel. Der wiederum stand von Anfang an hinter (und vor) ihm. Ich habe die Anekdoten aus ihrer Jugend und über ihre Verbundenheit gern gelesen.
(Manche) Männer und die Sache mit den Gefühlen
Joel sagt in einem Kapitel:
"Dass sie einander niemals irgendwelche Schwächen zeigen, ist der Grund dafür, dass Männer jahrzehntelang befreundet sein können, ohne sich wirklich zu kennen. Denn selbst wenn sie mal eine Ausnahme machen - was fast ausschließlich unter Alkoholeinfluss geschieht - und einem Freund erzählen, dass sie Angst haben oder einsam oder deprimiert sind, müssen sie das, was sie rauslassen, in Sarkasmus oder Selbstironie verpacken. Weil es sonst so ist, wie aus einem Flugzeug springen, ohne zu wissen, ob dein Fallschirm sich öffnen wird."
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Theo und er kannten sich gut. Und sie hatten Geheimnisse voreinander. Heimlichkeiten, die zu Katastrophen und schließlich zum Ende ihrer Freundschaft führten. Aber, so viel kann ich vorwegnehmen: Sie machen diesbezüglich eine Entwicklung durch. Und ich habe das sehr gerne gesehen, habe nicht nur die Wahrheiten, die ausgesprochen werden, sondern auch die kleinen Gesten geschätzt (das Fuß-Tippen von Seite 406, ja, ernsthaft, sowas berührt mich, da bin ich leicht zu knacken).
Vorhersehbar…
Ich geb’s zu, ich hatte Schwierigkeiten mit dem Verlauf.
Zunächst ist da das große Fragezeichen: Warum sind sie nicht mehr befreundet, was ist vorgefallen? Und auch Joels Beweggründe interessierten mich: Weshalb sucht er plötzlich wieder Kontakt? Die Antworten sind durchaus interessant. Auch der Konflikt, dass nicht alle in die Umstände eingeweiht sind, bringt Spannung und Konfliktpotenzial mit sich, das ausgeschöpft wird.
Mein Problem waren die zahlreichen unwahrscheinlichen Zufälle, die mich dazu brachten, zu denken, ich wüsste, worauf das Ganze hinausläuft – und diese Vorstellung war mir zu blumig. Ich spürte eine gewisse Abneigung dagegen, bis zum Schluss dranzubleiben, weil ich das riesengroße Happy End auf allen (un)möglichen Ebenen nicht lesen wollte. Mir war klar: Es würde die gesamte Story für mich floppen lassen. Aber so ein Buch ist das, die lustige Art suggeriert uns, das wir es nicht zu ernst nehmen müssen, oder?
… bis… !
Ha! Nein, so ein Roman ist es nicht!
Ohne spoilern zu wollen, möchte ich verraten: Am Ende kommt es anders. Ich habe mich erschrocken, mit großen Augen auf die Seite geschaut, weil ich es nicht erwartet habe. Huch.
Und auch wenn ich nicht sage: Zum Glück (nein!), bin ich mit dem Ausgang von „Zwei auf einem Weg“ zufriedener, als wenn sich alles allzu leicht gefügt hätte und rosarot zu Ende gegangen wäre. Denn was davor teilweise passiert, ist schon sehr schwer zu glauben, da schadet der eine oder andere Dämpfer nicht (tut er natürlich doch, aber hey: Ich mag lieber Bücher, die mich treffen als solche, die langweilen oder nur in den zuckrigsten Vorstellungen möglich erscheinen).
Aufbau/Stil
„Zwei auf einem Weg“ besteht aus vier Teilen und 56 Kapiteln.
Theo und Joel wechseln sich als Ich-Erzähler ab, was interessante Einblicke in ihre jeweilige Welt ermöglicht, denn beide haben unterschiedliche Antriebe und Themen, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen.
Der Autor schreibt locker und flott lesbar. Er hat eine Menge Humor eingebaut, was zu den Figuren (insbesondere Theo und seine Schwester Alice) passt und zeitgleich die Stimmung auflockert. Er ist offenbar dem Rat gefolgt, über etwas zu schreiben, das man kennt – ich bin mir sicher, er mag Comedy-Serien oder ist zumindest ein witziger Gesprächspartner.
Meist berühren mich Szenen mehr, wenn sie nicht in einem derart lässigen Buch stattfinden, doch Richard Roper hat die eine oder andere Stelle eingebaut, die mich diesbezüglich durchaus erreicht hat. Für viele wird er eine gelungene Mischung kreiert haben. Bei mir bleibt das Gefühl, auf dem Weg zahlreiche zu unkompliziert überwindbare Fallstricke gesehen zu haben. Es kam mir zu oft zu wenig wie das „echte Leben“ vor, obwohl es auch einige sensible Momente gibt, die mir zugesagt haben. Eine andere Gewichtung wäre eher meins gewesen, aber das wäre zu Lasten der Leichtigkeit gegangen, die der Autor sicher haben wollte.
Fazit
Leicht erzählt, inhaltlich aber nicht ohne: „Zwei auf einem Weg“ behandelt einige ernste Themen. Es müssen unwahrscheinliche Zufälle einkalkuliert werden, am Ende wartet jedoch eine Überraschung (wie auch immer man die finden mag).
Zusammenfassung Zwei auf einem Weg von Richard Roper
Dieser Roman ist für dich, wenn du
- ein leichtes und humorvolles Buch suchst, in dem ernste Themen behandelt werden
- über eine zerbrochene Jugendfreundschaft lesen möchtest, inklusive Rückblenden
- es aushältst, dass es viele unwahrscheinliche Zufälle gibt und sich einiges unwirklich anfühlt
Zwei auf einem Weg – Richard Roper
Originaltitel: When We Were Young (2021)
Übersetzung: Birgit Schmitz
Verlag: Rowohlt, Wunderlich
Erschienen: 19.07.2022
Seiten: 416
ISBN: 978-3-8052-0096-7
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