„Der Schwimmer“ von Graham Norton ist weder besonders überraschend noch sprachlich aufregend, aber das Verschwinden des Mannes ist mysteriös genug, um das Buch anzulesen, und die Protagonistin ist interessant genug, um dranzubleiben.
Inhalt
Helen Beamish, pensionierte Grundschullehrerin, bewohnt ein kleines Haus mit Meerblick in Horse Head, West Cork. Die Idylle stört lediglich Margaret Cullen, ihre Schwester, die nach dem Tod ihres Mannes Tony aus Manchester kam – für einen Urlaub, der seit drei Jahren andauert. Doch nun wird Helens Leben komplett durcheinandergebracht: Ein rothaariger Mann Ende 30, eine auffällige Tüte in der Hand, läuft an ihrem Garten vorbei. Er grüßt sie, sie schätzt, dass er aus Dublin kommt. Sie sieht ihn ins Wasser gehen, nickt ein – und als sie erwacht, ist er noch immer nicht zurückgekehrt. Die Tüte liegt am Ufer, sie enthält seine Kleidung. Es ist Mai und kalt. Was ist passiert?
Eine hartnäckige ältere Dame und Kommissar Zufall…
Auf 112 Seiten folgen wir Helen, die sich mit ihrer mürrischen Schwester herumplagt – und nun die Letzte ist, die den Mann, der im Meer verschwunden ist, gesehen hat. Eine Beobachtung, die sie verständlicherweise nicht loslässt.
Bisher lebte Helen – abgesehen von Margarets Anwesenheit – allein, durch die Ereignisse knüpft sie Kontakte: zum einen zu Pat, dem Barkeeper des Pubs, der ihr von Beginn an hilft, ihr bei ihren Recherchen zur Seite steht und sogar zum Schach-Kumpel wird, zum anderen zu dem Polizisten, der die Ermittlungen aufnimmt.
Ich mochte Helen, insbesondere, weil sie eine Figur mit Stärken und Schwächen ist. Sie kämpft mit ihren Gefühlen, traut sich hin und wieder selbst nicht, was der Autor an mehreren Stellen eingebracht hat. Ich war gespannt, was sie entdecken würde. Dabei stellt sie – bis auf einen kleinen Ausflug – keine umfangreichen Nachforschungen an. Vielmehr schlägt der Zufall zu. Das muss man hier mögen (oder akzeptieren).
… in einem Kurzkrimi
„Der Schwimmer – Er verschwindet im Meer. Sie glaubt an ein Verbrechen“ ist ein elf Kapitel umfassender Kurzkrimi von Graham Norton. Der Erzählstil ist knapp, die Sätze kurz.
Ich muss gestehen, dass ich die Seiten recht unberührt heruntergelesen habe. Mein Gefühl, in welche grobe Richtung sich das Ganze bewegt, war richtig. Im Übrigen frage ich mich, inwieweit die Geschichte in dieser Form überhaupt möglich wäre. Ich habe da so meine Zweifel, werde aber aus Spoilergründen nicht näher darauf eingehen.
Schlimm ist das alles nicht, denn vordergründig geht es um Helen. Die Tatsache, dass etwas Aufregendes passiert, rüttelt sie auf.
"Irgendetwas an diesem Todesfall weckte in ihr den Wunsch, ein wenig zu leben."
eBook S. 41/109
Sie macht innerhalb des kurzen Büchleins eine Entwicklung durch, nicht nur das Verhältnis zu ihrer Schwester ändert sich (zeitweise). Dafür, dass man „Der Schwimmer“ problemlos in zwei, drei Stündchen durchlesen kann, ist das beachtlich.
Fazit
„Der Schwimmer“ ist weder besonders überraschend noch sprachlich aufregend, aber das Verschwinden des Mannes ist mysteriös genug, um das Buch anzulesen, und Helen ist interessant genug, um dranzubleiben.
Der Schwimmer – Graham Norton
Originaltitel: The Swimmer (2022)
Übersetzung: Silke Jellinghaus
Verlag: Kindler
Erschienen: 18.07.2023
Seiten: 112
ISBN: 978-3-463-00049-7
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2 Antworten
Ach schade, dass die Geschichte nichts Besonderes war. Das Buch habe ich nämlich auch auf meiner Liste.
Habe viele begeisterte Stimmen gesehen, vielleicht gefällt es dir ja noch besser als mir. :)