Was das Leben uns gibt – Billy O’Callaghan

Was das Leben uns gibt - Billy O'Callaghan

„Was das Leben uns gibt“ von Billy O’Callaghan zeigt uns Auseinandersetzungen mit der eigenen Familiengeschichte in unterschiedlichen Generationen.

Mich konnte der Roman nicht überzeugen.

2/5

Inhalt

Jer (1920): Jer, der schon immer nach seiner Geschichte gesucht hat, hat viel gesehen und erlebt im Krieg. Als seine Schwester Mamie stirbt, macht er sich große Vorwürfe, weil er nichts gesagt hat, nicht eingeschritten ist, obwohl er es wollte.

Nancy (1911): Nancy hat niemanden mehr, als sie ihre Heimat verlässt. Als Dienstmädchen lernt sie Michael Egan kennen, einen Gärtner, der sie immer wieder rumkriegt, ob sie will oder nicht. Sie wird schwanger – und steht erneut allein da, denn Michael ist verheiratet.

Nellie (1982): Nellie blickt auf ihr Leben zurück – insbesondere auf den Verlust ihres neugeborenen Sohnes, der ihr ihren Vater und Ehemann (noch) näher gebracht hat.

Drei Ausschnitte

Das Buch besteht aus drei Teilen, in denen jeweils Jer, Nancy und Nellie als Hauptfigur aus der Ich-Perspektive erzählen. Nancy ist Jers Mutter, Nellie Jers Tochter. Der Geschichte ist ein Stammbaum vorangestellt, aber keine Sorge: Es wird nicht kompliziert.

Kommen wir zu meinem ersten Problem mit dem Buch: Es sind drei einzelne Teile, von denen ich mir gewünscht hätte, dass sie klarer miteinander verbunden wären, was zu dem starken familiären Zusammenhalt gepasst hätte, der hier oft herrscht. Die Teile kamen mir lose vor, es ergibt sich kein gelungenes großes Ganzes, obwohl Jer das Bindeglied darstellt. Es läuft auch nicht wirklich auf etwas hinaus. Es wirkt, als ob vergessen wurde, alles zusammenzubringen.

Keine Lesefreude

Ich bin ständig an Sätzen hängengeblieben, musste immer wieder anhalten und mich fragen, was los ist. Ich denke, es lag an Folgendem:

Die Satzstruktur gefällt mir nicht. Insbesondere in Jers Teil kam mir vieles gekünstelt, zurechtgebogen, gewollt verschachtelt vor. Es gibt immer wieder theoretische Überlegungen statt tatsächlicher Handlungen. Im Übrigen hatte ich Schwierigkeiten mit dem Rhythmus und der Melodie, es hat sich kein Fließen, kein Lesefluss eingestellt. Das besserte sich im Verlauf etwas, aber ich hatte auch ein Problem mit manchen Formulierungen:

"(...) und der Nachthimmel die kränkliche Farbe verwelkter Apfelschalen hatte."

„Die kränkliche Farbe verwelkter Apfelschalen“ also. Okay. Das habe ich so noch nicht gelesen – und ich denke, darum geht es. Ja, es ist einfallsreich. Aber: Wie soll ich mir das vorstellen? Mich stört schon das „verwelkt“. Der Autor setzt wiederholt auf Formulierungen, die nicht ganz korrekt sind, im übertragenen Sinne jedoch funktionieren. Das ist in Ordnung. Ich verstehe, dass Billy O’Callaghan Stimmung erzeugen will damit. Für mich ist das allerdings zu schwammig, ich habe keine Farbe vor Augen, sehe diesen Himmel nicht.

Und hier:

"(...) die Schaufel wie ein Gewehr auf der rechten Schulter, so dass das Blatt die Luft hinter ihm verwirbelte (...)"

Über so etwas lese ich nicht hinweg, ich stoppe und denke mir: Was? Ist das überhaupt möglich?

Nicht berührend

„Was das Leben uns gibt“ konnte mich emotional nicht mitreißen. Thematisch wäre es möglich gewesen, die Erinnerungen sind überwiegend trauriger Natur. Tod, Armut. Aber die Tatsache, dass der Text oft hypothetisch und unbestimmt daherkommt, das Schweigen, all das hat eine Distanz geschaffen, die ich nicht überwinden konnte.

Der Titel

Der Originaltitel lautet „Life Sentences“, was mit „lebenslange Haftstrafen“ übersetzt werden kann. Das unterstreicht, wie belastet die Figuren sind mit ihren Schuldgefühlen und Sorgen, mit den Verlusten und Nöten. Armut, Krieg, der Tod eines Kindes – sie haben viel erlebt, das sie nicht hinter sich lassen können. 
Wörtlich betrachtet könnte man auch von „Lebenssätzen“ ausgehen, was auf die Reflexionen im Buch und das Weitergeben der eigenen Geschichte anspielt. Ein stimmiger Name.

Der deutsche Titel klingt leichter, eher nach einem Geschenk als einer Bürde. Ja, es geht um das, was das Leben uns gibt – vor allem aber darum, was es uns nimmt.

Fazit

Auf mich wirkte der Text zu konstruiert, ich konnte nicht mitfühlen, war unzufrieden mit dem Rhythmus/der Melodie, mein Lesefluss wurde ständig unterbrochen, weil manches zu vage bleibt. Nein, das war nicht mein Buch. Leider.

Zusammenfassung Was das Leben uns gibt – Billy O’Callaghan

Dieses Buch ist für dich, wenn du

Was das Leben uns gibt - Billy O'Callaghan

Was das Leben uns gibt – Billy O’Callaghan

Originaltitel: Life Sentences (2021)

Übersetzung: Klaus Berr

Verlag: btb

Erschienen: 16.04.2025

Seiten: 240

ISBN: 978-3-442-77381-7

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