Inhalt
In „Das Café am Rande der Welt – Eine Erzählung über den Sinn des Lebens“ geht es um John, einen gestressten Manager, der sich völlig verfahren hat – und zwar mit dem Auto, aber auch im Leben selbst. Er landet im „Café der Fragen“ und befasst sich plötzlich mit dem Zweck seiner Existenz…
Besser spät als nie?
„Das Café am Rande der Welt“ ist so ein Buch, mit dem wohl so gut wie jede*r schon einmal in Berührung gekommen ist, denn zumindest den Titel kennen die meisten. Auch ich hatte das Buch ewig auf meiner Liste stehen, ehe ich es nun auch endlich gelesen habe. Hat es sich gelohnt? Ich würde sagen: Ja, aber…
Geschichtchen
Zunächst einmal: Das Buch hat nur 128 schmale Seiten. Ein paar davon sind Illustrationen (von Root Leeb). Es ist eine kurze Erzählung, in der John uns schildert, was er erlebt hat; es sind wenige Seiten, die große Sinnfragen aufwerfen und zum Nachdenken anregen sollen. Der Text ist – je nach eigenem Tempo – in um die zwei Stunden komplett gelesen.
Ich habe das Büchlein vor Ort gekauft und daher gewusst, auf was ich mich einlasse. Mich hat der Umfang also nicht enttäuscht, aber es ist sicher besser, das vorher zu wissen.
Charaktere
John strandet im „Café der Fragen“, in dem er mit drei bedeutenden und möglicherweise lebensverändernden Fragen konfrontiert wird. Bei der Beantwortung stehen ihm drei Menschen zur Seite: Casey, die Kellnerin, Mike, der Inhaber und Koch, und Anne, die selbst ein Gast ist und lange in der Werbebranche beschäftigt war. Aufgrund der Kürze der Geschichte und der Tatsache, dass die handelnden Personen quasi nur die Botschaften überbringen sollen, kamen sie mir nicht nahe. John, der Ich-Erzähler, wirkte zunächst verloren, die übrigen Figuren sympathisch, verständnisvoll und hilfsbereit, besonders ausgefeilt sind sie alle nicht – müssen sie aber eben auch nicht sein, da sie ihren Zweck, nämlich das, was der Autor uns mitteilen möchte, zu übermitteln, erfüllen.
Botschaften
Es ist ein Buch, das bei der Selbstfindung unterstützen kann. Es ist ein bestärkendes und ermutigendes Buch, das keine konkreten Anleitungen an die Hand gibt, sondern auf Dinge aufmerksam macht und zum Nachdenken bringt. So muss, so kann die Leserschaft selbst schauen, was sie für sich aus dem Inhalt zieht und was ggf. die weiteren individuell passenden Schritte sind.
Ich habe unter anderem mitgenommen, dass wir viel zu viel Energie und Aufmerksamkeit in Sachen stecken, die eigentlich nichts mit unserer Bestimmung zu tun haben. Und dass uns oft Ängste davon abhalten, uns dem Zweck unserer Existenz, sofern wir ihn gefunden haben, ganz hinzugeben. Ich denke, dass das sehr wahre Erkenntnisse sind. Ob die Zweifel, die den Leser*innen kommen könnten, durch die paar Sätze zu den jeweiligen Punkten ausgeräumt werden, ist allerdings fraglich. Für mich ist es daher als Impulsgeber zu sehen, es ist eher ein Richtungsweiser als eine detaillierte Route, die man 1:1 umsetzen kann.
Nichts Neues
Es ist kein Werk mit ganz neuen Ideen und Ansichten, von denen ich noch nie gehört habe. Aber das muss es auch nicht sein. Ich finde, dass manchmal eine bestimmte Formulierung ausreicht, damit das, was wir zwar wissen, aber nicht richtig verinnerlichen und umsetzen, wirklich ankommt. Und die Form, die John Strelecky hier gewählt hat, nämlich die Geschichte mit eindrücklichen Geschichten zu untermauern, ist dafür in meinen Augen ganz gut geeignet. Ich werde wohl noch öfter an diese Geschichten innerhalb der Erzählung zurückdenken.
Ich mag generell Bücher, die einem etwas Gutes mit auf den Weg geben – und das wird hier in jedem Fall versucht. Inwiefern es ankommt, hängt sicher auch von der momentanen Situation ab, in der sich der/die Einzelne befindet. Auch wenn es nichts Neues ist, schadet es keinesfalls, mal wieder darüber nachzudenken, ob man auf dem richtigen Weg ist.
Details
Ich möchte nicht näher auf die drei Fragen und die Geschichten eingehen, um die es in der Erzählung geht. Ich bin immer ein Fan davon, ein Buch selbst zu entdecken. Allerdings ist es so, dass man sehr leicht an die Details kommt. Der Verlag hat beispielsweise die drei Fragen selbst in die Inhaltsangabe auf seiner Homepage aufgenommen. Auch die Geschichten sind allesamt online zu finden. Inwiefern man sich nun also spoilert oder überhaupt die Notwendigkeit sieht, das Buch zu kaufen, bleibt jedem selbst überlassen. Ich bin aber doch ganz froh, im Rahmen der Erzählung an die Inhalte gekommen zu sein – und zwar unvorbereitet. Für mich war das die richtige Form.
Reihenfolge
John Strelecky hat zwei Fortsetzungen, nämlich
2 – Wiedersehen im Café am Rande der Welt
und
3 – Auszeit im Café am Rande der Welt
sowie einige Bücher außerhalb dieser Reihe veröffentlicht.
Fazit
Eine sehr kurze Lektüre, die zum Nachdenken anregt. Keine besonders ausgefeilten Charaktere oder neuen Inhalte, keine Anleitungen. Aber die Geschichten und Botschaften innerhalb der Geschichte haben mir sehr gut gefallen.
3/5!
Das Café am Rande der Welt: eine Erzählung über den Sinn des Lebens
128 Seiten / ISBN: 978-3-423-20969-4 / Übersetzung: Bettina Lemke
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