„Seemann vom Siebener“ ist ein Buch, dessen Humor mich nicht erreicht hat.
Werbung, da Rezensionsexemplar
Inhalt
Es ist der letzte Freitag der Sommerferien – und alle zieht es in „Seemann vom Siebener“ ins Freibad:
Den Kiontke, der die Erwartungen der Menschen durchkreuzt, indem er immer noch als Bademeister arbeitet, obwohl damals dieses Unglück geschehen ist.
Renate, die nach drei öden Jahrzehnten bei der Kreissparkasse in dem Kassenhäuschen des Freibades gestrandet ist.
Fotograf Lennart, der wegen einer Beerdigung in den Ort seiner Jugend zurückkehrt – ohne Kamera.
Josefine, die – wie Lennart – noch unsicher ist, ob sie hingeht – zur Beerdigung ihres Mannes.
Isobel Trautheimer, ehemalige Lehrerin, die sich immer häufiger in der Vergangenheit wiederfindet – und besondere Erinnerungen an das Freibad hat.
Und die Ich-Erzählerin, die nach einer halben Ewigkeit das Haus verlässt – um etwas Gewagtes, ja, Verbotenes zu tun.
Gelungene Perspektivwechsel
Es sind interessante Charaktere, die Arno Frank im Freibad in Ottersweiler in der Pfalz versammelt. Alle haben einen Bezug zum Ort, Erinnerungen ans Freibad. Und sie verhalten sich anders, als die Menschen um sie herum es von ihnen erwarten.
Mir fiel es von Anbeginn an leicht, die Figuren auseinanderzuhalten. Sie sind unterscheidbar, ich hatte keine Probleme, ihre Geschichten zu trennen und zu verfolgen. Dass sie zusammenlaufen, war klar – und das hat der Autor gut hingekriegt.
Ich war gespannt, was die Menschen an diesem Sommertag erleben – und was sie zu verarbeiten haben. Denn zwei Dinge standen für mich fest: Es ist etwas passiert, damals. Und es wird etwas geschehen.
Durch die Perspektivwechsel, die eine effektive Verzögerungstaktik darstellen, lernen wir die Leute langsam kennen, so dass es lohnend erscheint, dranzubleiben. Aber:
Bedenkliche Formulierungen
„Seemann vom Siebener“ ist ein leichter Roman, einer, der nichts allzu ernst nimmt. Die Charaktere verhalten sich unangepasst, sprengen die Erwartungshaltung. Das ist okay, das macht sie spannend. Der Inhalt soll locker rüberkommen – und das tut er. Mission geglückt? Tja. Ich bin sicher, dass manche Schwierigkeiten mit dem Buch haben werden.
Der Text kommt mit nachlässigen Sätzen daher, die heutzutage nicht unbedingt in einer Neuerscheinung zu erwarten sind – und die ich hier nicht wiederholen möchte. Sie sind mindestens fragwürdig. Ich fand es unangenehm, die Formulierungen, die der Autor freigebig über die Seiten verteilt, zu lesen, insbesondere in der Häufung. Sie greifen alles an, machen vor nichts und niemandem Halt. Macht es das besser? Neutralisiert es das? Ich stimme für Nein. Es mag ja lustig gemeint sein, mich erreichte der Humor allerdings nicht.
Mir gefällt nicht, wie ich das Buch sehe. Ich finde, dass es provoziert, gewollt und penetrant. Zweifellos gibt es Personen wie die in dem Roman und natürlich darf man darüber schreiben. Aber ich wollte nicht darüber lesen. Der Text hat mich ab einem gewissen Zeitpunkt mehr genervt als unterhalten, eher abgestoßen als gefesselt. Das habe ich aufgrund des Klappentextes nicht kommen sehen.
Es geht in „Seemann vom Siebener“ darum, das eigene Ding durchzuziehen (das macht der Autor), aber es geht auch darum, Chancen zu ergreifen, im Jetzt zu leben – und da kommt mir das Herumreiten auf Überholtem doppelt unpassend vor. Will das Buch diese Erkenntnis herauskitzeln? Ich glaube es, denn nichts wirkt zufällig in diesem Werk um den bedeutungsschweren Seemannskopfsprung.
Ich hätte mir eine andere Gewichtung gewünscht: eine lautere Botschaft, weniger Witz nach der Holzhammermethode.
Fazit
Unterscheidbare Charaktere, gelungene Perspektivwechsel. Mich erreichte der Humor nicht, ich hatte keinen Spaß an dem Text.
Seemann vom Siebener – Arno Frank
Verlag: Tropen
Erschienen: 18.03.2023
Seiten: 240
ISBN: 978-3-608-50180-3
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