Inhalt
Als Elfjährige lernen sie sich kennen: Pietro, der mit seinen naturverbundenen Eltern in Mailand lebt, und Bruno, das letzte Kind Granas. Grana, das ist ein bescheidenes Bergdorf, so gut wie ausgestorben, in dem der rebellische Junge Kühe weidet – und in dem die Städter um Pietro eine Hütte mieten, um in allen folgenden Ferien zurückzukehren. Den ungleichen Freunden gelingt es in „Acht Berge“ mühelos, die Trennungen auszublenden, an die vergangenen Sommer anzuknüpfen. Doch was wird das Erwachsenwerden aus ihrer Beziehung machen?
Pietro ist 16, als er zum letzten Mal mit seinen Eltern herkommt. Die Liebe zu den Bergen ist nur mehr eine Erinnerung, bis er eine Nachricht erhält, die ihn zurückbringt – nach Grana und zu seinen einstigen Empfindungen.
Pietro Guasti
Der Ich-Erzähler Pietro rekapituliert in „Acht Berge“ seine Freundschaft zu Bruno, einem Jungen, der ihn aus seiner Einsamkeit herausholt, die ihm von seinem sturen Bergsteiger-Vater vorgelebt wird.
Wenige Monate Altersunterschied trennen sie – und doch sind sie völlig verschieden. Berio, wie Bruno ihn nennt, will es allen recht machen, fragt sich, was sein Vater, der für die Stadt nur Zorn und für die Berge Begeisterung übrighat, für eine Antwort erwarten könnte. Er versucht, seine Höhenkrankheit zu verheimlichen, achtet darauf, nicht zur Last zu fallen. Durch sein Gewissen und Pflichtgefühl kann er die Abenteuer mit dem Freund nur halb genießen.
Wir erfahren eine Menge über Pietro und seine Eltern, über das Verhältnis, das er zu seinem Vater, dem Chemiker, und seinem Vater, dem Bergsteiger, hatte. Ich konnte mir die Familie gut vorstellen, fand insbesondere die Auseinandersetzungen in der Jugend und die Veränderungen, die die Beziehung zu seiner Mutter, einer Familienhelferin, im Laufe der Zeit durchläuft, glaubwürdig dargestellt.
Bruno Guglielmina
Bruno hat nicht viel von seinen Eltern: Seine wortkarge Mutter lebt für sich, sein Vater ist kaum da. Er verbringt die meiste Zeit mit seinem Onkel und dessen Frau, die die Vermieterin der Guastis ist. Die treuen Feriengäste zeigen ihm, was es heißt, Teil einer Familie zu sein – mit all den Vor- und Nachteilen, die es mit sich bringen kann, wenn sich jemand für einen interessiert.
Der ernsthafte Bruno ist es nicht gewohnt, Spielkameraden zu haben. Nichtsdestotrotz entsteht etwas ganz Besonderes zwischen ihm und der Familie, die jeden Sommer in das Dorf, das noch 14 Einwohner hat, zurückkehrt. Wohin auch immer er geht: Er reißt den anderen mit, eilt voraus, Pietro folgt. Sie erkunden verlassene Gebäude, verstehen sich ohne viele Worte. Das Leben außerhalb der Berge interessiert ihn nicht, er fragt nicht einmal danach.
Bruno hat mich überzeugt. Er ist die Person, die Pietro braucht – und umgekehrt. Mir hat die Freundschaft der beiden gefallen, ich fand sie glaubhaft.
Entschleunigend
„Was auch immer das Schicksal für uns bereithält - es kommt von den Bergen, die über uns emporragen.“ (eBook S. 28/189)
Die Natur spielt eine übergroße Rolle in dieser Geschichte, die Schilderungen haben eine unheimlich entschleunigende Wirkung. Es ist ein ruhiges Buch, ein langsames, eines, das bis auf die winzige Ausnahme am Ende wenig Spannung bietet. Ich habe es gerne gelesen, mich interessierte, ob und wie die Freundschaft der Jungen, aus denen unweigerlich Männer werden, weitergeht. Wird sie Bestand haben? Wie werden sie ihre Zukunft gestalten? Wird stets ein fester Platz füreinander bleiben?
„Ich verstand plötzlich, was passiert, wenn man geht, nämlich dass die anderen ohne einen weiterleben.“ (103/189)
Aufbau/Stil
Das Buch besteht aus „iii teilen“ und zwölf Kapiteln.
In Kapitel 9 kommen die namensgebenden „Acht Berge“ zur Sprache.
Pietro erzählt die Geschichte aus seiner Sicht in der Ich-Form. Er erinnert sich an die Freundschaft zu Bruno, die 1984 in Grana ihren Anfang findet.
Ich habe den Roman flott runtergelesen. Cognettis Wortwahl ist einfach, er schreibt schmucklos und unaufgeregt. Ich habe die Liebe, die der Autor für die Berge verspürt, gesehen – und fand es gelungen, dass er auch die Schattenseiten aufzeigt. Er lässt die Hauptfiguren ihren Weg gehen, ohne zu behaupten, dass eine von ihnen richtigliegt.
Tief berührt hat mich das inzwischen verfilmte Buch nicht. Emotional wäre meiner Meinung nach mehr gegangen.
Fazit
Zwei Kinder, die sich ohne viele Worte verstehen, zwei Männer, die ihr Glück auf unterschiedliche Weise suchen. Werden sie es finden? Und wird ihre Freundschaft Bestand haben?
„Acht Berge“ ist ein ruhiges Buch für alle, die Lust auf eine gedankliche Auszeit in den Bergen haben – und von der Handlung und dem Tempo nicht allzu viel erwarten. Mich hat es mitgenommen, aber nie ernstlich berührt. Das Besondere sind die Naturbeschreibungen und die Atmosphäre.
3,5/5!
272 Seiten / ISBN: 978-3-328-60202-6 / Originaltitel: Le otto montagne / Übersetzung: Christiane Burkhardt