Bergland – Jarka Kubsova

Werbung, da Rezensionsexemplar

Inhalt

In „Bergland“ geht es um den Innerleithof, einen Bergbauernhof hoch oben von Tiefenthal, einem Dorf in den südlichen Alpen. Hier ist Rosa als eines von fünf Kindern aufgewachsen. Eigentlich war es nicht vorgesehen, dass sie einmal den Hof übernimmt – doch so kam es. Sie brachte ihn nach den Kriegsjahren ganz alleine durch, war eine starke, stets hart arbeitende Frau.

Die andere starke und hart arbeitende Frau des Buches ist Franziska, deren Kapitel sich mit denen von Rosa abwechseln. Sie ist eine ehemalige Labormitarbeiterin und lebt nun mit Hannes und seinem Vater Sepp auf dem Innerleithof. Um die wachsende Familie durchzubringen, vermieten sie Ferienwohnungen an Touristen. Franziska kämpft damit, es dem Verband „Goldenes Huhn“ recht zu machen, denn dieser vergibt Bewertungen an die Vermieter, deren Zukunftsaussichten davon abhängen.

Zwei Frauen, die mit verschiedenen Problemen zu kämpfen haben. Zwei Frauen, die zwischen Traditionen und Fortschritt Lösungen finden.

Figuren

Die Figuren sind großartig gelungen und machen eine bemerkenswerte Entwicklung durch. Ich möchte auf drei von ihnen näher eingehen:

Rosa

Rosa war zwölf, als ihre Mutter starb und sie für die beiden jüngeren Schwestern sorgen musste. Ihr Vater Johan brachte ihren zwei älteren Brüdern alles rund um den Hof bei, die Mädchen blieben in dieser Hinsicht außen vor. Johan war gut in allem rund um Hof, Natur und Tiere, aber Gefühle zeigen, das fiel ihm schwer, also ließ er es. So wurde Rosa groß, so kannte sie es, so verinnerlichte sie es.

Als sie den Hof übernahm, stand sie plötzlich alleine da, ohne jemanden, aber mit ganz viel Arbeit. Doch sie schaffte es. Und zwar herausragend. Als sie selbst Mutter wurde, stieß allerdings auch sie zeitweise an ihre Grenzen.

Rosa ist eine beeindruckende Protagonistin. Ich konnte sie mir vorstellen und ihr Verhalten sowie ihre widerstreitenden Gefühle nachempfinden.

Sepp

Sepp ist der Sohn von Rosa. Seine Kindheit war nicht leicht. Früher wollte er den Fortschritt, wollte Veränderungen so sehr, dass er sie mit aller Macht – auch gegen seine Mutter – durchsetzte. Heute scheint er sich dagegen zu sträuben.

Er hat in meinen Augen eine besonders große Entwicklung durchgemacht. Tatsächlich kamen mir beim Lesen dieses Buches mehrfach die Tränen – und in den allermeisten Fällen hatte das etwas mit ihm zu tun.

Franziska

Franziska ist die zweite starke Frau in diesem Buch, eine, die vieles aufgegeben hat, um auf dem Innerleithof glücklich zu werden. Sie fühlt sich zunächst sehr abhängig von der Meinung des Vereins, hat außerdem sowieso schon alle Hände voll zu tun und stößt langsam, aber sicher an gewisse Grenzen, ohne es jemals auszusprechen.

Sie hat mir als Figur ebenfalls sehr gefallen. Ihre Sorgen und Ängste sind authentisch und nachvollziehbar. Ich fand es berührend, was mit ihr letztlich geschieht, aber auch toll, wie sie aus der Situation herauskommt und an ihr wächst. Ihre Entwicklung stimmt froh.

Botschaften

Meiner Meinung nach vermittelt diese Familiensaga viele wichtige Botschaften. Einige bedeutende Themen werden angerissen. Es geht um Wurzeln und darum, dass alles seine Vor- und Nachteile hat. Es geht um Traditionen und Fortschritt, darum, dass jeder Mensch das tut, was er für das Beste hält – ganz ohne böse Absichten, die man manchmal oberflächlich betrachtet darin sieht.

Es geht darum, genau hinzuschauen. Es ist nicht alles so, wie es scheint. Und außerdem übersieht man das Gute, wenn man den Blick nur auf das Schlechte heftet.

Es geht in „Bergland“ darum, sich von dem „Aber andere schaffen das doch auch – und sogar noch mehr“-Denken zu trennen.

Ganz besonders geht es um das, was wir meinen, tun zu müssen – und um das, was wirklich wichtig ist. Um das, was wir wirklich wollen. Und dass wir das manchmal selbst gar nicht genau wissen, weil wir nicht auf uns hören, weil wir gar nicht hinhören, wenn unsere innere Stimme uns etwas von unseren Sehnsüchten zuflüstert.

Das Buch zeigt auf feinfühlige Art und Weise, dass es für Veränderungen nie zu spät ist. Dass es sich immer lohnt, das eigene Verhalten zu überdenken, über Schatten zu springen, offen zu bleiben, etwas zu wagen.

Ich lese aus dem Text einen Appell heraus, miteinander zu reden, Gefühle zuzulassen, sich nicht selbst im Weg zu stehen.

Und all das hat die Autorin in „Bergland“ in eine Geschichte verpackt, die mich gefesselt und bestens unterhalten hat, die schön und traurig, aber auch kritisch daherkommt, ohne dass einem die gewichtigen Themen zu schwer werden.

Stil

Es gibt (auch unter den 5*-Büchern) Bücher, die mich nicht von Anbeginn an vollends einfangen konnten. Es kann vorkommen, dass ich erst reinkommen muss in die Geschichte, mich erst an den Stil gewöhnen muss. Hier war das anders. Ich war ab der ersten Seite drin, habe mich sehr wohlgefühlt zwischen den Zeilen. Es las sich angenehm und flott, die Story lief wie ein Film in meinem Kopf ab, ich konnte mir alles vorstellen, alles fühlen.

Die Autorin schafft es, dass man sich in ihre Figuren mit den unterschiedlichen Sorgen und Denkweisen hineinversetzen kann, so verschieden sie auch sind. Manches hat mich ziemlich berührt. Auch die Naturbeschreibungen sind gelungen.

Ich möchte mehr von der Autorin lesen.

Fazit

„Bergland“ ist ein wunderbarer Generationenroman, der mich berührt und überzeugt hat.

4,5/5!

Bergland: Roman

288 Seiten / ISBN: 978-3-442-31618-2


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