Titel
„Der Alltags-Chillosoph – 40 kluge Pausen“ – ein gewöhnungsbedürftiger Titel, oder? Ich muss gestehen, dass er mir nicht allzu gut gefällt, aber offenbar hat er mich doch genug gereizt, um mal reinzulesen in das kleine Buch. Das Original ist in Frankreich erschienen und würde übersetzt so etwas bedeuten wie „3 Minuten Philosophie, um wieder Mensch zu werden.“
Aufbau
Jedes kurze Kapitel ist in drei Abschnitte aufgeteilt:
- Zitat und Deutung des Autors
- Beispiel aus dem Alltag
- Meditation/Übung
Nachdem wir das Zitat gelesen haben, erzählt uns der Autor, wie es zu verstehen ist. Häufig gibt es auch interessante Hintergrundinfos zu den Leuten, die diese prägnanten Sätze in die Welt gebracht haben.
Anschließend kommen wir ins Spiel, denn nun folgen Beispiele aus dem Alltag – und Fabrice Midal bezieht uns mit ein, indem er uns mit „Sie“ anspricht und konkrete Fragen stellt.
Abschließend schlägt er eine Übung vor, stets Meditation genannt. Es gibt aber keine Aufforderung, mit geschlossenen Augen dazusitzen und in bestimmter Weise zu atmen, wie man sich das als Laie oft vorstellt. Es sind Übungen, die einfach zu erledigen sind, eine davon kann man z.B. beim nächsten Spaziergang ausprobieren. Oft geht es darum, nachzuspüren, was man empfindet.
Sehr einfach
Das Buch ist insgesamt sehr einfach und leicht verständlich gehalten. Die Aufgaben sind gut umsetzbar, einige wirkten allerdings etwas seltsam auf mich. Abstrakt. Oder auch einfach: ungewohnt.
Manchmal hatte ich den Gedanken, dass sich der Autor alles ein bisschen zu einfach vorstellt. Viele Dinge sind bekannt – und nicht wenige Konsequenzen, die man aus diesem Wissen ziehen müsste, sind leicht herzuleiten, aber nicht direkt durchsetzbar. Die Übungen sind problemlos machbar, die großen Dinge, die er ebenso locker anspricht, sind hingegen nicht mal eben nebenbei zu ändern, so nachvollziehbar sie auch sind.
Starke Meinung
Der Autor behauptet an mehreren Stellen, dass wir völlig falschliegen würden, wenn wir diesen oder jenen Gedanken hätten. Ich stimme ihm oft zu. Aber die Art und Weise, seine Ansichten rüberzubringen, ist schon gewöhnungsbedürftig. Er hat in jedem Fall eine Meinung, hinter der er steht. Laut und deutlich. Ich konnte spüren, dass er überzeugt ist von seinen Äußerungen, die er sehr locker rüberbringt (er nutzt z.B. Wörter wie „Psycho-Gebabbel“).
Die Themen
Ich mag Zitate. Ich suche häufiger nach passenden Sätzen zu verschiedenen Themen, kannte aber dennoch nicht alle der hier gewählten und besprochenen Aussagen. Das fand ich toll.
Insgesamt ist es ein thematisch buntes Sammelsurium, wobei es immer wieder darum geht, man selbst zu sein. Ein Mensch. Der Autor ist gegen Perfektionismus und für Vertrauen.
Ich fand manche Denkanstöße sehr interessant und bin hier und da ins Nachdenken gekommen.
Fazit
„Der Alltags-Chillosoph: 40 kluge Gedanken“ ist ein Sammelsurium, das aus interessanten Zitaten, unmissverständlichen Deutungen und einfachen Übungen besteht. Der Autor schreibt locker und resolut. Ich konnte ein paar Dinge mitnehmen, über die es sich weiter nachzudenken lohnt.
3/5!
Der Alltags-Chillosoph: 40 kluge Pausen
224 Seiten / ISBN: 978-3-423-28261-1 / Übersetzung: Elisabeth Liebl