Die Körper, die sich bewegen – Bunye Ngene

Die Körper, die sich bewegen - Bunye Ngene

„Die Körper, die sich bewegen“ ist eine fesselnde Geschichte voller Hoffnung und Ernüchterung, die einige berührende Sätze bereithält und zum Nachdenken bringt.

3.5/5

Werbung, da Rezensionsexemplar

Inhalt

Trotz Ingenieurabschluss findet Nosa Obaseki in Benin, Nigeria, keine Arbeit. Als ihm ein alter Bekannter die Perspektivlosigkeit verdeutlicht und seine Hilfe anbietet, nimmt Nosa, der seine Mutter und Geschwister zurücklässt, an. Eine beschwerliche Reise voller Gewalt und Hilflosigkeit beginnt. Das Ziel: ein besseres Leben in Europa.

Ein berührender Einstieg

Cover und Titel machten mich neugierig, deshalb suchte ich im Netz nach einer Leseprobe – und wurde fündig. Es ist eine Seltenheit, dass ich auf die Widmung eines Buches eingehe, doch hier muss ich es tun, denn sie sorgte dafür, dass mir Tränen in die Augen schossen:

"Für all die Körper, die sich noch bewegen.
Und für die, die es nicht mehr tun."

Nachdem der Prolog ebenfalls etwas in mir auslöste, war klar, dass ich den Roman lesen muss. Und hier sind wir.

Nosa Obaseki

Die Geschichte beginnt damit, dass der Protagonist in einem Beiboot auf dem Mittelmeer festsitzt. Wie er dort gelandet ist, erzählt er anschließend chronologisch, angefangen vor acht Jahren, als er mit 17 als bester Abschlussschüler entscheidet, Bauingenieurwesen zu studieren.

Da der Vater die Familie verlassen hat, lastet die Verantwortung für seine Mutter und die Geschwister auf seinen Schultern. Trotz der Tatsache, dass er die Universität erfolgreich abschließt, findet er keine Arbeit. Als ihm Idemudia, ein alter Bekannter, die Möglichkeit einräumt, nach Italien zu gehen, stimmt er zu. Drei bis vier Wochen soll die Reise dauern, er lässt alles zurück, nimmt bis auf eine große Ladung Hoffnung kaum etwas mit.

Ich gestehe, dass ich ein bisschen gebraucht habe, um mich mit Nosa anzufreunden, doch letztlich gelang es mir. Er ist ein guter Mensch, will nicht mehr, als eine Verbesserung für sich und seine Familie. Auch sein Verhalten seinem Vater gegenüber ist nachvollziehbar. Da ist eine Menge Schmerz, das kommt rüber. Ich fand ihn authentisch.

Eine beschwerliche Reise

Der Prolog macht von Anbeginn an klar, dass Nosa auf seinem Weg Dinge sieht, die schwer zu ertragen sind. Nach und nach lesen wir davon, was er erdulden muss. All die Gewalt, der Hunger, die Zweifel. Die Angst. „Die Körper, die sich bewegen“ ist eine fiktive Geschichte, aber leider auch eine, die sehr realistisch erscheint, wenn es um das Schicksal von Flüchtlingen geht. Ich glaube, dass sie dadurch noch ergreifender ist, denn wie unerträglich ist die Vorstellung, alles zurückzulassen, das man kennt, sein Leben in die Hände von Menschenschmugglern zu legen? Wie schafft man es, die Horrorgeschichten zu überhören, die Widrigkeiten und Brutalität zu überstehen, die Hoffnung nicht aufzugeben?

Aufbau/Schreibstil

Das Buch besteht aus einem Prolog, 23 Kapiteln, die sich auf drei Teile aufteilen, und einem Epilog.

Ich mochte den Schreibstil. Die Geschichte fesselt, hätte ich die Zeit gehabt, hätte ich sie in einem Rutsch ausgelesen. Ich wollte zu jedem Zeitpunkt wissen, wie es weitergeht und ob Nosa sein Ziel erreicht. Die Ungewissheit und Hilflosigkeit kommen an. Es gibt Textstellen, die mich berührten, ohne rührselig zu sein. Ich hätte mir mehr davon gewünscht.

In der ersten Hälfte hatte ich ab und an das Gefühl, von Adjektiven erschlagen zu werden. Das besserte sich im Verlauf. Ansonsten hat meiner Meinung nach jede Szene ihre Berechtigung, nichts wirkt überflüssig, im Gegenteil: Etappen wie die, die lange gefürchtet werden, etwa die Durchquerung der Sahara oder des Mittelmeers, hätten vielleicht von ein paar mehr Sätzen profitiert.

Das Ende

Ich mag es, wenn ich einen ausführlichen Abschluss zu einer Geschichte bekomme – und das ist etwas, das ich hier nicht kriege. Ich verstehe, weshalb wir mit diesem Bild zurückgelassen werden – und finde es effektiv. Deshalb ist das kein Punkt, den ich kritisiere. „Die Körper, die sich bewegen“ enthält viele Stellen, die zum Nachdenken bringen, was ich sehr mochte. Und das Ende gehört dazu.

Fazit

Eine fesselnde Geschichte, die voller Hoffnung und Ernüchterung steckt, eine, die zum Nachdenken bringt und sich flott lesen lässt. Von den berührenden Stellen hätte ich mir noch mehr gewünscht.

Die Körper, die sich bewegen - Bunye Ngene

Die Körper, die sich bewegen – Bunye Ngene

Originaltitel: The Bodies That Move (2020)

Verlag: BoD

Erschienen: Mai 2023

Seiten: 236

ISBN: 9783752608816

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