Ein Mord erster Klasse – John le Carré

Inhalt

Alisa Brimley, Herausgeberin der Zeitung „Christliche Stimme“, öffnet einen Leserbrief aus Carne, Dorset, der es in sich hat: Stella Rode schreibt, ihr Ehemann versuche, sie in den langen Nächten zu töten. Stellas Vater und Großvater haben die „Stimme“ seit der Gründung abonniert, Alisa schätzt die Familie und nimmt den Brief ernst. Sie bittet George Smiley, mit dem sie im Krieg zusammengearbeitet hat, um Hilfe. Dieser erfährt in „Mord erster Klasse“, dass Stella inzwischen ermordet wurde – und willigt ein, die Internatsschule zu besuchen, an der Stellas Mann als Lehrer angestellt ist.

Erste Erkenntnisse lassen Stanley Rode als Täter unwahrscheinlich erscheinen. Gleichzeitig galt Stella nicht als eine Frau, die unter Verfolgungswahn litt. Was ist passiert? Wurde ihr zum Verhängnis, dass sie sich im Gegensatz zu ihrem Mann nicht an die Sitten in Carne anpasste? Oder nahm ihre Freundschaft zu der Herumtreiberin Jane „Janie“ Lyn einen tödlichen Ausgang?

Kein Spionageroman

John le Carré gilt als „Meister des Spionageromans“, wobei „Ein Mord erster Klasse“ ein Kriminalroman ist, in dem Spione keine Rolle spielen – bis auf die Tatsache, dass der Protagonist einen entsprechenden Hintergrund hat.
George Smiley befindet sich in einer Art Ruhestand, forscht privat über Deutschland im 17. Jahrhundert, ist nicht mehr als Beamter des Geheimen Nachrichtendienstes tätig. Durch die Verbindung mit Alisa Brimley hat der Autor eine Möglichkeit gefunden, Smiley in einen Fall zu verwickeln. Ich mag Smiley, er ist schüchtern und keine Schönheit, aber er hat ein Herz, ein Gewissen und einen fabelhaft funktionierenden Verstand.

Mendel, der im Auftaktband eine tragende Rolle spielte, tritt nicht auf, er wird einmal am Rande erwähnt.

Verlauf

Der Einstieg fiel mir leichter als beim Debütroman des Autors, auch wenn ich wieder ein paar Seiten brauchte, um die aufkommende Verwirrung beiseitezuschieben und mit Interesse bei der Sache zu sein. Sobald der Brief auftauchte, regte sich etwas; sowie Smiley am Start war, war ich voll dabei.

Den Großteil der Zeit folgen wir Smiley. Er kannte den Bruder des Internatsleiters und kommt weiter als die Polizei.
Es gibt ein paar anderweitige Einblicke, die kurz gehalten sind. Ein Ich-Erzähler existiert nicht.

Ich mochte die Darstellung des elitären Kreises, die individuelle Redeweise, den Zynismus. Die Charaktere sind unterscheidbar. Janie, die allen ein Dorn im Auge ist und etwas Düsteres reinbringt, ist ein passendes Gegenstück zur vertretenen Aufgeblasenheit. Die Mischung funktioniert.

Nach und nach kristallisieren sich Verdächtige heraus, es gibt einige, die in Frage kommen. Die Auflösung überraschte mich im Hinblick auf die Person nicht, die Motive kamen allerdings unverhofft.

Beim Vorgänger gab es einen gelungenen Abschluss, indem Smiley, passend zu seiner präzisen und formellen Art, einen ausführlichen Bericht vorlegte. Darauf folgte der Aufbruch. Hier kommt das Ende abrupt, ich hätte gerne ein paar Zeilen mehr gehabt, um mit der Geschichte abzuschließen.

Reihenfolge

„Ein Mord erster Klasse“ ist Teil 2 der Reihe um George Smiley. Die Reihenfolge lautet:

1 – Schatten von gestern
2 – Ein Mord erster Klasse
3 – Der Spion, der aus der Kälte kam
4 – Krieg im Spiegel
5 – Dame, König, As, Spion
6 – Eine Art Held
7 – Agent in eigener Sache
8 – Der heimliche Gefährte
9 – Das Vermächtnis der Spione

Mit dem dritten Band ist John le Carré der Durchbruch gelungen.

Fazit

Ich mag Smiley und den Schreibstil des Autos. „Ein Mord erster Klasse“ beinhaltet einen ruhigen Kriminalfall, der für mich nicht rundum überzeugend, aber durchaus lesenswert ist.

3,5/5!

Ein Mord erster Klasse: Roman

192 Seiten / ISBN:  9783548061689 / Originaltitel: A Murder of Quality / Übersetzung: Hans Bütow


Mehr von John le Carré

Schatten von gestern (Ein George-Smiley-Roman, Band 1)
Der Spion, der aus der Kälte kam (Ein George-Smiley-Roman, Band 3)

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