Inhalt
Sarah Lillian Jupp, genannt Sally, wurde erwürgt. Die 22-Jährige, die einen unehelichen Sohn hat und kürzlich aus dem Heim für ledige Mütter als Hausmädchen nach Martingale kam, liebte Geheimnisse. Wurde ihr eines davon in „Ein Spiel zuviel“ zum Verhängnis?
Eine hochgelobte Autorin
P. D. James, den Namen kannte ich. Kein Wunder, denn viele Menschen, darunter bekannte Autor*innen, halten große Stücke auf die britische Krimi-Queen. Elizabeth George verrät in ihrem Schreibratgeber „Wort für Wort“ auf S. 268, dass sie die Werke von P. D. James in der gebundenen Ausgabe gekauft hat, sobald sie erschienen sind.
Die Bücher der Autorin werden oft mit denen von Agatha Christie verglichen.
Ich wurde mit jeder Empfehlung neugieriger – und habe mir den ersten Teil ihrer Dalgliesh-Reihe vorgeknöpft.
Einstieg
Die Geschichte beginnt drei Monate vor dem Mord. Dass dieser geschehen wird, erfahren wir im ersten Satz.
Anfangs hatte ich Zweifel. Die Zeilen lesen sich flüssig, doch es sind zahlreiche Personen, die im Rahmen eines Essens im Herrenhaus der Maxies eingeführt werden:
- Eleanor Maxie, Ehefrau vom schwer erkrankten Simon Maxie
- Stephen Maxie, Chirurg
- Deborah Riscoe, geborene Maxie
- Catherine Bowers, Krankenschwester
- Dr. Charles Epps, Landarzt
- Bernard Hinks, Pfarrer von Chadfleet
- Alice Liddell, Leiterin des St.-Mary-Heims für ledige Mütter
- Felix Hearne, ehemaliger Soldat und Teilhaber des Verlags Hearne und Illingworth
- Martha Bultitaft, Haushälterin in Martingale
- Sally Jupp, Gesprächsthema Nummer eins bei der Abendgesellschaft und späteres Opfer
So viele Personen, von denen ich so wenig Ahnung hatte. Schwierig. Aber mit jedem weiteren Wort bekam ich eine bessere Vorstellung von ihnen, konnte einen Überblick gewinnen und sie auseinanderhalten.
Kommissar Adam Dalgliesh
Wir bekommen Einblick in die Gedanken der Beteiligten. Die Befragungen nehmen viel Raum ein. Ich habe gespannt verfolgt, was die Zeugen zu sagen hatten und wie sich der Ermittler schlägt.
Dalgliesh tritt seltener auf, als ich es aufgrund der Tatsache, dass dem Kommissar von Scotland Yard eine 14-teilige Reihe gewidmet ist, erwartet hatte. Es gibt einen Satz, der etwas Schwerwiegendes über seine Vergangenheit verrät. Am Ende wartet ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft. Ansonsten weiß ich wenig über ihn. Er gilt als skrupellos und unkonventionell, auf mich wirkte er kühl, aber schauspielerisch begabt. Er soll sich im Weiteren zum Lyriker entwickeln, hier merkt man davon nichts. Ich habe keinen Narren an ihm gefressen, um ehrlich zu sein. Adam Dalgliesh ist mitnichten ein Anreiz, die anderen Bände zu lesen. Es ist James‘ Schreibstil zu verdanken, dass ich es in Betracht ziehe. Außerdem mag ich Cosy-Crime-Romane.
Rätselraten bis zuletzt
Die Autorin hat es geschafft, mich zum Miträtseln zu bringen. Ich konnte niemanden ausschließen, alle waren potenziell verdächtig. Sie nimmt auch Personen außerhalb des engsten Kreises nicht aus dem Fokus, lässt ihre Figuren die abwegigsten Theorien aussprechen, sät Zweifel in alle erdenklichen Richtungen. Man kann aus dem Vollen schöpfen – und hat doch nie ernstlich etwas in der Hand. Die Frage der Täterschaft bleibt bis zum Schluss erhalten, jede Information gewinnt im Verlauf an Bedeutung – und die Story gipfelt in einer Inszenierung, in der Dalgliesh die Auflösung liefert.
Ich wurde gut unterhalten. Zwar gibt es Wiederholungen und das Tempo ist gering. Der Kriminalroman lässt sich aber fix weglesen und ich habe zu keiner Zeit das Interesse verloren.
Reihenfolge
„Ein Spiel zuviel“ ist der Auftakt der Reihe um den Kommissar Adam Dalgliesh von Scotland Yard. Die weitere Reihenfolge lautet:
2 – Eine Seele von Mörder
3 – Ein unverhofftes Geständnis
4 – Tod im weißen Häubchen
5 – Der schwarze Turm
6 – Tod eines Sachverständigen
7 – Der Beigeschmack des Todes
8 – Vorsatz und Begierde
9 – Wer sein Haus auf Sünden baut
10 – Was gut und böse ist
11 – Tod an heiliger Stätte
12 – Im Saal der Mörder
13 – Wo Licht und Schatten ist
14 – Ein makelloser Tod
Fazit
Ein solider Krimi älteren Datums, flüssig und flott lesbar. Spannend, obwohl es langsam vorangeht und viele Wiederholungen gibt. Ich hätte gerne mehr über Dalgliesh erfahren – vielleicht in den nächsten 13 Bänden.
3,5/5!
Ein Spiel zuviel: Kriminalroman
336 Seiten / ISBN: 978-3-426-30672-7 / Übersetzung: Wolfdietrich Müller