Einsame Nacht – Charlotte Link

Einsame Nacht von Charlotte Link

„Einsame Nacht“ ist Band 4 der Kate-Linville-Reihe von Charlotte Link. Es handelt sich um einen vielschichtigen und spannenden Fall, der voller Zufälle und fragwürdiger Entscheidungen steckt.

3.5/5

Inhalt

Sommerferien 2010: Alvin Malory, 16, seit jeher Mobbingopfer, wird mit Abflussreiniger vergiftet. Er überlebt, liegt aber im Wachkoma. Caleb Hale kann den Fall nicht lösen.

Kurz vor Weihnachten 2019: Anna Carter, Mitarbeiterin einer Datingagentur, ist nach einem Singlekochkurs in Scarborough auf dem Heimweg nach Harwood Dale, als plötzlich ein Mann auftaucht und sie sowie das Auto vor ihr zum Stehen bringt. Er steigt in das vordere Fahrzeug, in dem Anna Diane aus ihrem Kurs vermutet. Sie beschließt, zu folgen, fährt dann jedoch nach Hause. Ihre Vermutung stellt sich als richtig heraus: Es war die 25-jährige Diane Bristow. Und sie wurde mit 18 Messerstichen ermordet. 
Anna will auf keinen Fall zur Polizei – obwohl sie wichtige Beobachtungen gemacht hat und sogar Angaben zu dem Mann machen kann, der sich in Dianes Auto drängte. Was verheimlicht sie?

Detective Sergeant Kate Linville in einer Geschichte voller Zufälle

Die 44-jährige DS Kate Linville von der North Yorkshire Police ist eine unauffällige, aber clevere Ermittlerin. Zwar setzt sie sich hin und wieder über Regeln hinweg, kann sich jedoch auf ihren Instinkt verlassen. Nach mehreren schlimmen Fällen hat sie psychisch zu kämpfen. Sie lebt mit ihrer Katze Messy zusammen, ist einsam. Als sie sich in der Partneragentur „Trouvemoi“ anmeldet, ahnt sie nicht, dass sie hier bald undercover ermitteln wird, weil eine Teilnehmerin des Kochkurses ermordet wird.

Ganz schön viel Zufall? Es wird nicht der einzige bleiben. Ich habe oft gedacht, dass der Verlauf unglaubwürdig, so manche Entscheidung absurd ist. Einiges macht letztlich Sinn, anderes muss ausgehalten werden. 

Die übrigen Figuren

Es zieht Kate immer wieder zu dem alkoholkranken Ex-Cop Hale. Ich finde das gelungen, weil da noch einige interessante Entwicklungen absehbar sind.

DS Linville lernt in „Einsame Nacht“ ihre neue Chefin des CID Scarborough kennen. Detective Inspector Pamela Graybourne wirkt zunächst hart, stellt sich im Verlauf aber als guter Teamplayer heraus. Dass wir einen Einblick in ihr Privatleben bekommen, hat mir gefallen. Wie die übrigen Charaktere fällt DI Graybourne allerdings durch Handlungen auf, die mich kopfschüttelnd zurücklassen. Ich bin gespannt, wie es mit ihr weitergeht.

Anna Carter spielt eine große Rolle, denn sie hat bedeutsame Beobachtungen gemacht und verschweigt sie der Polizei. Sie ist eine sehr ängstliche Person, was glaubhaft rüberkommt, auch wenn ich nicht jede Entscheidung nachvollziehen konnte. Ich wollte unbedingt erfahren, was sie verbirgt.

Die übrigen Figuren sind ausreichend entwickelt und vorstellbar. Viele von ihnen wirken allerdings klischeehaft, anstrengend und unsympathisch, etwa Dalina Jennings, die Inhaberin der Partnervermittlung.

Voller fragwürdiger Handlungen und Entscheidungen

Es fängt bei Anna an: Sie weiß etwas, nimmt jedoch unvorstellbare Dinge in Kauf, um weiterhin zu schweigen.

Andere Personen fallen in dieses unglaubwürdige Verhalten ein, inklusive DI Graybourne, die bei der ersten Begegnung betont, dass sie keine Alleingänge und Regelverstöße duldet.

Auch Kate hat aus ihren bisherigen Fällen nichts gelernt, verhält sich mehrfach unverständlich.

Und manche Entscheidung des Täters hinterlässt ebenfalls viele Fragezeichen. Einerseits ist er kaltblütig und bringt mehr Menschen um, als ursprünglich geplant. Andererseits lässt er eine wichtige Figur am Leben, von der er wissen muss, dass eine Gefahr von ihr ausgeht. Auch andere Vorgehensweisen seinerseits passen nicht zu dem Bild, das von ihm gezeichnet wird.

Verwirrend und spannend

Kate hat gerade die Arbeit an einem anderen Fall aufgenommen: Patricia Walters wurde tot aufgefunden – und ihre Betreuerin, die 30-jährige Mila Henderson, ist seither verschwunden. Die Tochter der alten Dame geht von fahrlässiger Tötung aus, Kate von einem Unglück – und konzentriert sich auf die Ermittlungen um das ermordete Zimmermädchen Diane Bristow. 

Die Geschichte ist komplex. Nicht nur deshalb war ich zunächst auf der falschen Fährte. Auch die Tätersicht habe ich nicht richtig eingeordnet, was die Autorin geschickt eingefädelt hat.

Da zahlreiche Beschreibungen zu den Themen Einsamkeit, Übergewicht und Mobbing eingebaut wurden, gibt es häufig ruhigere, eher gefühlsbetonte Abschnitte. Die Kapitel, die aus der Perspektive des Täters geschrieben sind, schließen aber jeweils mit einem verstörenden Hinweis ab, so dass immer wieder eine gewisse Spannung aufkommt. Das Ende lädt zum Mitfiebern ein.

Reihenfolge

„Einsame Nacht“ ist Band 4 der Reihe um Sergeant Kate Linville. Ich bin von Anfang an dabei und werde mir auch künftig erscheinende Folgebände vornehmen. 

Grundsätzlich ist es möglich, „Einsame Nacht“ ohne Vorwissen zu lesen. Ich würde allerdings empfehlen, bei Teil 1 einzusteigen, um die Figuren kennen und einschätzen zu lernen. Außerdem werden einige noch offene Fragen geklärt. 

Die Reihenfolge lautet:

Wer dennoch bei Band 4 einsteigt, wird definitiv weniger Freude haben, sollte er anschließend den Vorgänger lesen wollen. Hier wird zu viel aus „Ohne Schuld“ – inklusive der Auflösung – thematisiert, wodurch einiges an Spannung wegfällt. 

Aufbau/Schreibstil

Charlotte Link geht nach dem Muster vor, das sich für sie bewährt hat: Sie entwickelt viele Personen und Fäden – und nach und nach entstehen Verbindung und sie treffen zusammen.

Es gibt Kapitel aus der Perspektive des Täters. Er ist der einzige Ich-Erzähler des Buches. Durch seine Einblicke erfahren wir die Hintergründe und Motive, was ich sehr mochte.

Charlotte Link schafft es, Spannung aufkommen zu lassen. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Das Buch hat 592 Seiten, ist aber flott ausgelesen. 

Das Ende lässt ein paar Fragen offen, die wahrscheinlich in einem Fortsetzungsband beantwortet werden.

Fazit

Ich mag die Bücher von Charlotte Link und werde an der Kate-Linville-Reihe dranbleiben.

Der Kriminalroman ist spannend und trotz des Umfangs schnell beendet. Zufälle sowie unglaubwürdige Handlungen und Entscheidungen müssen in „Einsame Nacht“ aber einkalkuliert und hingenommen werden.

Einsame Nacht von Charlotte Link

Einsame Nacht – Charlotte Link

Verlag: blanvalet

Erschienen: 14.09.2022

Seiten: 592

ISBN: 978-3-7645-0814-2

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Die Taschenbuch-Ausgabe erscheint am 20.09.2023.

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Deine Meinung

2 Antworten

  1. Ich hab gerade mal geschaut, ich hab von Charlotte Link „Die Täuschung“ hier liegen und „Am Ende des Schweigens“.

    Ich mag es nicht, wenn viele handelnde Personen mitspielen, dann verliere ich gerne den Überblick, aber lt. Klappentext hab ich jetzt Bock auf „Die Täuschung“ bekommen. :-)

    Ich hab noch 2 Rezensionsexemplare, dann werde ich wahrscheinlich zu Charlotte Link greifen.

    LG Babsi

    1. Bei Charlotte Link sind ehrlich gesagt immer viele Personen am Start. Es sind einzelne Fäden, die zusammenlaufen – und in allen gibt es Figuren.

      Ich bin gespannt, wie dir „Die Täuschung“ gefällt. Vom Klappentext her reizt es mich auch. Habe früher fast alles von ihr gelesen, aber ich glaube, das war nicht dabei.

      Liebe Grüße

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