Erzähl mal, wer du bist – Dr. Dennis Rebelo

Erzähl mal, wer du bist - Dr. Dennis Rebelo

Dr. Dennis Rebelo motiviert uns in „Erzähl mal, wer du bist – So vermittelst du deine wahre Persönlichkeit, deine Werte und Ziele“, unsere eigene Geschichte zu finden und preiszugeben. Kannst du nicht? Doch – mit der PeakStorytelling-Methode!

4.5/5

Der Titel war’s

Ich war nicht auf der Suche nach neuer Lektüre. Aber wenn mich ein Buch mit dem auffordernden Titel „Erzähl mal, wer du bist“ überrumpelt, dann lese ich es. Erster Punkt für den Autor – und es blieb nicht der einzige.

Mitreißend und motivierend ohne Ende

Dr. Dennis Rebelo ist ein Motivator. Er hat meine Neugierde geweckt, mich angesteckt mit seiner Begeisterung für seine Methode, die auf einer wissenschaftlichen Basis beruht. Dass er allerhand praktische Erfahrungen aus Coachings vorzuweisen hat, kaufe ich ihm sofort ab. Er weiß, wie er Menschen dazu kriegt, zuzuhören, ist in der Lage, sie zu bestärken, Dinge anzupacken. Etwaige Zweifel werden mit beruhigenden Worten aus der Welt geschafft, immer wieder. Ich musste ihm glauben, dass jede Person ihre Geschichte erzählen kann, es war gar nicht anders möglich.
Er macht es spannend, es vergeht einige Zeit, ehe es konkret wird. Ich wollte die Seiten überfliegen, um zur Tat zu schreiten – und gleichzeitig keinen Satz verpassen. Wenn nicht jemand wie er mir etwas darüber beibringen kann, wie man Leute für das, was man zu sagen hat, begeistert, so dass sie gefesselt lauschen – wer dann? 

Storypathing, PeakStory, PeakStorytelling

Wenn wir gefragt werden, wer wir sind, ist das eine Chance – und zwar eine, die viele vergeigen. Hast du nicht auch Erinnerungen an Gespräche, in denen nach ein paar Sekunden des Schweigens herumgedruckst wird, der Name genannt, das Alter, eine Miniversion des Lebenslaufs? Das ist nicht nur langweilig, sondern hinterlässt keinen (guten) Eindruck. Findet auch Dr. Dennis Rebelo, Uniprofessor und Coach für Psychologie, Führungskompetenz und Rhetorik. Er meint:

"Mit der Aufforderung "Erzähl mal, wer du bist" ist in Wirklichkeit gemeint: "Erklär mir, wie du mein Leben bereichern kannst. Sag mir, warum ich dir zuhören sollte."

Er hat etwas entwickelt, das gegen die Sprach- und Einfallslosigkeit hilft:

Storypathing nennt er das Verfolgen des Weges, der durch die Geschichte führt. Dabei soll der logische Zusammenhang zwischen den gelebten Erfahrungen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ausfindig gemacht werden.
Die PeakStory entsteht.
PeakStorytelling bedeutet, wir teilen unsere prägenden Augenblicke mit anderen. Dadurch, dass wir eine Kombination aus einem heldenhaften, einem kollaborativen und einem selbstaktualisierten Moment wählen und eine sinnhafte Verbindung dieser tatsächlichen Erlebnisse erkennen, erzählen wir interessant und emotional packend. Hier ist nichts mehr einschläfernd. Keine Sorge, es wimmelt nicht von Fachbegriffen. Dr. Dennis Rebelo weiß, was er tut. Er nimmt sein Publikum an die Hand. Alles wird gut.

Ist das was für mich?

Der Autor hat einige meiner Gedanken erraten. Unter anderem habe ich mich gefragt, ob seine Methode nicht eher für Leute geeignet ist, die viel erlebt und Großes erreicht haben. Dann wäre ich raus. Doch er eliminiert die Bedenken:

"Ob du seit zwölf oder zweiundneunzig Jahren auf unserem Planeten lebst, du kannst deine Geschichte so erzählen, dass sie deinen Wert zum Vorschein bringt."

Die PeakStory eines Kindes hätte ich tatsächlich gern gelesen. Aber nach Beenden des Buches stimme ich zu: Es ist für jede:n geeignet – zumindest für alle, die Lust haben, sich mit ihrem Leben auseinanderzusetzen.

Selbsterforschung mit Erkenntnisgewinn

Ich wurde in den „real-life Discovery Channel“ entführt – und bin auf einiges gestoßen, das mir nicht klar war. Es gibt Themen, die immer wieder auftauchen in meinem Leben. Ich habe Zusammenhänge und Gründe gefunden, wo vorher keine waren. Für mich war es ein Text voller „Ach, deshalb!“-Momente.

Und dann kam das:
Kennst du die Stanford-Rede von Steve Jobs? Sie wird in dem Buch angesprochen. Ich habe mir ein übersetztes Video angesehen, um gänzlich im Bilde zu sein, nachdem ich bis zu dieser Stelle gelesen und schon intensiv über meinen eigenen Weg nachgedacht habe. Und die Wörter änderten etwas. Grundlegend. Weil sich ein Punkt in ähnlicher Form in meiner Geschichte wiederfindet und ich ihn plötzlich mit anderen Augen sehen und neu einschätzen konnte. Das hätte jederzeit und vor allem früher passieren können (und dürfen), aber das ist das, was ich dauernd sage: Manchmal braucht es einen anderen Zeitpunkt oder Kontext, eine bestimmte Formulierung – und erst dann … Kommt. Es. An.

Ich hatte keine Erwartungen an das Buch, ich habe es begonnen, weil mich der Titel, das auffordernde „Erzähl mal, wer du bist“, eingefangen hat. Gekriegt habe ich Sätze, von denen ich nicht wusste, dass ich sie hören musste.

In seinen Kursen sagten die Studierenden zu den Peak-Storytelling-Ideen des Autors:

"'Ich dachte, das sollte ein Rhetorikseminar sein, aber es hat mein ganzes Leben verändert.'"

Solche Sätze wirken immer ein bisschen übertrieben, oder? Absolut. Aber ich kann sie an dieser Stelle nachvollziehen.

In der Praxis 

Es ist nicht verboten, das Buch einfach herunterzulesen. Diese Vorgehensweise wird jedoch weder vom Autor noch von mir empfohlen.

Es gibt zahlreiche Übungen, die im „Story-Tagebuch“, das ein Notizbuch, eine Loseblattsammlung oder Datei darstellen kann, festgehalten werden sollen. Die Aufgaben sind, sofern man bereit ist, ein bisschen Zeit zu investieren, problemlos machbar, der Autor liefert sogar Ausweichmöglichkeiten: Du kannst dir gerade keine Gespräche live anhören? Okay, schalte den Fernseher ein. 

Er gibt Einblicke in seine Geschichte, zeigt eigene Antworten und teilt Autobiografie-Lesetipps. Das mochte ich sehr. 

Ich habe mir eine Menge notiert, gebe allerdings zu, dass ich nicht jede Übung schriftlich erledigt habe. Im Kopf bin ich sie alle durchgegangen. Und es hat mir viel gebracht. Sehr viel sogar.
Habe ich schon jemandem meine PeakStory erzählt? Nicht so richtig. Aber halb.
Es gab einen Termin, der mich stresste, weil er mir unwahrscheinlich wichtig war. Und ja, ich war aufgeregt ohne Ende – und habe mich dennoch so ungefähr drei Milliarden Mal sicherer gefühlt dadurch, dass ich verstanden habe, wieso ich unbedingt machen will, worum es ging. Warum das mein Ding ist. Wie früh das angefangen hat und wie sich das Thema durch mein Leben zieht. Das klingt sehr kryptisch, bedeutsam ist an dieser Stelle jedoch nur dieser Fakt: Die Erkenntnisse aus dem Buch haben mich weitergebracht.

Wiederholungen 

Der Autor wiederholt sich. Das fällt auf, stört aber zunächst nicht. Er bekräftigt seine Worte. Hält ein bisschen hin, geht kleine Schritte. Nimmt immer wieder Sorgen. Er macht das gut.

Manche Abbildungen gibt es doppelt, was lästiges Blättern erspart. Daumen hoch dafür.

Zum Ende hin wurde es allerdings doch etwas anstrengend. Die Absätze wirkten rein seitenfüllend, enthielten wenig bis nichts Neues oder – für mich – Wichtiges. Ich hätte mir stattdessen weitere Beispiele, vielleicht eine andere komplette PeakStory gewünscht. Damit hätte ich mehr anfangen können.

Was sich außerdem wiederholt: Fehler. Die können passieren, kein Problem. Aber hier fiel mir zu viel auf. An „(…) typisch für ihm.“ (eBook, Kap. 3, „MOSAIKSTEINE ZUSAMMENFÜGEN“, 27,4 %) oder „vielleich“ (eBook, Kap. 3, „LERNVERWEIGERUNG“, 27,9 %) komme ich nicht ohne lästigen Stopp vorbei. 

Fazit

„Erzähl mal, wer du bist – So vermittelst du deine wahre Persönlichkeit, deine Werte und Ziele“ ist ein mitreißendes und motivierendes Buch, das sehr wahrscheinlich einen Erkenntnisgewinn – und vielleicht sogar eine lebensverändernde Wirkung mit sich bringt.

Erzähl mal, wer du bist - Dr. Dennis Rebelo

Erzähl mal, wer du bist – Dr. Dennis Rebelo

Originaltitel: Story Like You Mean It – How to Build and Use Your Personal Narrative to Illustrate Who You Really Are (2021)

Übersetzung: Ursula Bischoff

Verlag: SCORPIO

Erschienen: Juni 2023

Seiten: 272

ISBN 978-3-95803-488-4

 

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