„Melody“ ist eine geheimnis- und stimmungsvolle Geschichte, die mitreißt, auf die Folter spannt und überrascht.
Werbung, da Rezensionsexemplar
Inhalt
Tom Elmer, 34-jähriger Langzeitstudent, ist nach dem Selbstmord seines Vaters auf Jobsuche. Sechs Wochen verstreichen ohne Erfolg, dann lädt ihn Dr. Peter Stotz zu einem Vorstellungsgespräch ein. Tom soll seinen Nachlass ordnen – und ein bisschen beschönigen. Der Anwalt stimmt dem unkündbaren Jahresvertrag mit der großzügigen Bezahlung zu, bekommt eine 2-Zimmer-Gästewohnung in der Villa Aurora, seine Umzugskosten sowie die tägliche Verpflegung on top.
Bei der Besichtigung fällt Tom ein Porträt auf, später sieht er die junge Frau überall: Als Foto in der Stickstube, als fotorealistisches Porträt im Esszimmer, als Bild im Arbeitszimmer. Es ist Melody Alaoui, Stotz‘ Verlobte, die vor mehr als 40 Jahren verschwand – drei Tage vor der Hochzeit. Jahrelang hat der einflussreiche Mann, der Unternehmen führte und verwaltete, sie gesucht, nicht gefunden, nie vergessen. Er erzählt Tom alles. Als dieser Nachforschungen anstellt, stößt er auf Widersprüche. Was geschah wirklich?
Mysteriös
„Melody“ ist ein Roman, der eine geheimnis- und stimmungsvolle Geschichte bereithält, die mich sofort in ihren Bann zog. Ich wollte wissen, was Stotz verbirgt, wieso er meint, sein Leben im Nachhinein besser darstellen lassen zu müssen, als es war. Was würden die Unterlagen in seinem Archiv offenbaren?
Das Rätsel um Melody, die in jedem Zimmer und den meisten Gesprächen von Stotz präsent ist, hat mich gekriegt. Wer war die junge Frau? Wieso verschwand sie? Und wohin? Im Verlauf zeigen sich einige Ansätze, ich habe Vermutungen angestellt und verworfen. In der Zeit, in der ich das Buch nicht weiterlesen konnte, habe ich mich gedanklich weiter mit dem Inhalt beschäftigt. Die Story hat mich komplett mitgerissen. Ich war so gespannt, Toms Neugierde war ein Witz dagegen.
Die Verzögerungstaktik funktioniert
Je mehr Seiten ich gelesen habe, desto mehr Fragen stellten sich mir. Die Antworten ließen allerdings auf sich warten. Martin Suter ist es gelungen, die interessantesten Teile in Häppchen zu servieren – und zwar perfekt portioniert. Er hat es geschafft, alles hinauszuzögern, meine Geduld zu strapazieren, aber in einem gerade noch erträglichen Maß, so, dass es spannend war, ohne zu verärgern oder billig zu wirken. Auf den Punkt. Viel länger hätte ich es nicht aushalten wollen.
Akzeptable Figuren
Die Charaktere hauen mich nicht um, aber es langt: Stotz ist ausreichend entwickelt, ich konnte ihn mir vorstellen. Tom und die Nebenfiguren sind annehmbar. Laura hätte gerne mehr Zuwendung bekommen dürfen. Stotz‘ Großnichte spielt zum Ende hin eine immer größere Rolle – und leider hatte ich das Gefühl tatsächlich: Dass sie eine Figur ist, die eine Rolle spielt. Sie erfüllt ihren Zweck, glaubhaft fand ich sie nicht. Die emotionalen Stellen hätten von einer authentischeren Laura profitiert.
Aufbau/Schreibstil
Der Roman besteht aus drei Teilen und insgesamt 53 kurzen Kapiteln, die die Chance bieten, Lesepausen einzulegen. Theoretisch. Praktisch hören die Kapitel oftmals abrupt auf, ich fühlte mich nicht bereit für ein (vorläufiges) Ende. Deshalb habe ich jeweils länger gelesen, als geplant – und war innerhalb von wenigen Stunden durch.
Ich mag den Schreibstil. Er ist leicht, lässt sich flüssig lesen, fesselt. Stotz gehört zur Oberschicht, der Autor ist Schweizer, der Roman spielt in Zürich, da erscheint es passend, dass von einem Salär gesprochen oder der eine oder andere französische Begriff gewählt wird (Vestibül, Foulard, Boudoir usw.).
Zwei Bücher des Autors lungern auf meiner Wunschliste herum – sie werden nicht mehr lange vor mir sicher sein.
Fazit
„Melody“ ist eine geheimnis- und stimmungsvolle Geschichte, die mich mitgerissen, auf die Folter gespannt und überrascht hat.
Melody – Martin Suter
Originaltitel: –
Übersetzung: –
Verlag: Diogenes Verlag
Erschienen: 22.03.2023
Seiten: 336
ISBN: 978-3-257-07234-1
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2 Antworten
Deine Begeisterung ist ansteckend. Ich möchte das Buch sofort lesen! :)
Schönes Wochenende und liebe Grüße
Marie
Hey Marie,
danke für deinen Kommentar.
Ich kann das Buch nur empfehlen, es hat echt Spaß gemacht. Die Figuren sind so lala, aber ich war die ganze Zeit über mit Spannung dabei.
Alles Liebe
Jessica