„Oben Erde, unten Himmel“ von Milena Michiko Flašar ist ein humorvolles Buch, das ernste Themen wie Einsamkeit und den Tod behandelt.
Inhalt
Die 25-jährige Suzu verliert ihren Freund, den Job als Aushilfskellnerin und die Aufmerksamkeit ihres Hamsters. Sie lebt zurückgezogen, will ihre Ruhe.
Auf ihre Bewerbungen erhält sie eine Einladung, der sie blind folgt. Wie sich herausstellt, handelt es sich um eine Reinigungsfirma der besonderen Art: Herr Sakai ist auf Kodokushi spezialisiert, er reinigt Leichenfundorte von Menschen, die einsam gelebt haben – und auch so gestorben sind. Suzu nimmt überrumpelt an – und ist plötzlich Teil einer Gruppe, ob sie will oder nicht.
In Japan
Die Geschichte spielt in einer japanischen Großstadt, wäre aber auch anderswo denkbar. Es ist erschreckend realistisch dargestellt, wie wenig wir von anderen mitkriegen, selbst von denen, die direkt nebenan wohnen.
Hinten im Buch gibt es ein Glossar, das die verwendeten japanischen Wörter erklärt. Ich fand das interessant, auch wenn ich während des Lesens keine offenen Fragen hatte.
Suzu
Protagonistin und Ich-Erzählerin von „Oben Erde, unten Himmel“ ist die 25-jährige Suzu. Sie lebt mit ihrem Hamster Punsuke zusammen, ist ansonsten aber gern für sich. Beziehungen, Picknicks, Vereine – sie versteht es nicht. Eigentlich. Insgeheim wünscht sie sich schon einen Kontakt, nicht aus Spaß besucht sie Datingplattformen. Erfolgreich ist sie allerdings nicht.
Wenn die junge Frau zurückblickt, sieht sie keine Freundschaften vor sich. Sie war nie Teil von etwas – umso herausfordernder ist die Umstellung in der Firma des heimlichen Helden des Buches:
Chef Sakai
Hach, Herr Sakai. So ein cooler Typ! Er ist direkt zu meiner Lieblingsperson geworden – und das hat sich bis zum Schluss nicht geändert.
Der ältere Mann ist kontaktfreudig und sympathisch ohne Ende. Mit seiner Art, ein Mix aus locker, direkt und feinfühlig, hat er mich sofort gekriegt. Er achtet auf jede:n, behandelt alle mit Respekt, kennt keine Berührungsängste – hat aber auch keine Probleme damit, den Lebenden in den Hintern zu treten, wenn sie mal wieder am menschlichen Miteinander scheitern.
Die Geschichte hinter seinem Unternehmen berührte mich. Auch der Wörtersammler Takada, der zeitgleich mit Suzu angestellt wird, hat mich bewegt, als er seine Erinnerungen teilte.
Eigentlich brauchen wir alle einen Herrn Sakai in unserem Leben, ganz ehrlich.
Die Arbeit
Wie erwähnt, geht es um ein Team, das die Leichenfundorte reinigt, an denen Menschen länger unentdeckt lagen. Wir steigen mit Herrn Ono ein – und dieser Fall wird detailliert beschrieben. Der Chef erteilt die Brech-Erlaubnis, das Team Takada greift zu. Die Beschreibungen sind nicht schön, gehören aber nun einmal dazu.
Zum Glück wird nicht jeder Auftrag genauer beleuchtet, es geht in dem Buch um viel mehr:
Menschliches Miteinander
Einsamkeit, vernachlässigte, eingeschlafene und vergessene Beziehungen werden thematisiert.
"'Wie viele Formen von Einsamkeit es gibt', sagte ich. 'Es gibt wohl so viele, wie es Menschen gibt.'"
eBook S. 211/298
Es geht um Freundschaft und Mitgefühl. Ich lese den Appell heraus, aufeinander zu achten – ohne erhobenen Zeigefinger.
Außerdem stiftet die Geschichte Hoffnung, denn Veränderung ist jederzeit möglich. Und manchmal, ohne es zu wissen, bedeuten wir Menschen etwas, an die wir ewig nicht gedacht haben, sind letztlich gar nicht so „freundelos“ wie in unserem Kopf.
Aufbau/Stil
„Oben Erde, unten Himmel“ ist in Jahreszeiten unterteilt und lässt sich leicht herunterlesen.
Wir lesen aus Suzus Sicht in der Ich-Form, folgen ihren vielen Gedanken und Überlegungen.
Die Autorin nutzt oft kurze Sätze und setzt eine ordentliche Portion Humor ein, so dass die Geschichte zwar stellenweise berührend, aber nicht zu bedrückend daherkommt. Manchmal war es mir etwas zu albern. Zum Nachdenken bringt sie dennoch.
Der Einstieg fiel mir leicht, doch dann ließ mein Interesse nach. Erst gegen Ende bin ich wieder richtig angekommen in dem Buch. Große Teile habe ich unbeeindruckt hingenommen. Das hätte ich mir anders gewünscht.
Fazit
„Oben Erde, unten Himmel“ ist ein größtenteils lustiges Buch, das trotz ernster Themen Spaß macht. Manchmal war es mir zu albern und eintönig, aber zum Nachdenken bringt es allemal. Und ich mochte die Botschaften, die ich herausgelesen habe.
Oben Erde, unten Himmel – Milena Michiko Flašar
Jetzt zu Amazon:
Links mit einem Sternchen (*) sind Affiliate-Links. Wenn du einen Affiliate-Link anklickst und im Partner-Shop einkaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich entstehen keinerlei Mehrkosten.
4 Antworten
Hm – das klingt interessant – die asiatische Kultur finde ich sowieso immer so geheimnisvoll. Das wandert auf die WuLi
Ja, ich weiß, was du meinst.
Bin gespannt, was du sagst, falls du es liest. :)
Hach, ich möchte es jetzt wegen Chef Sakai lesen. :)
Er ist definitiv ein guter Grund, das Buch zu lesen. Ich mochte ihn sehr. :)