Kein Ratgeber
Okka Rohd hat mit „Völlig fertig und irre glücklich: Meine ersten Jahre als Mutter“ keinen Ratgeber geschrieben, sondern eine Art Tagebuch. Wie hat sie sich gefühlt, als der zweite Strich den Schwangerschaftstest positiv werden ließ? Wie hat ihr Freund reagiert? Wie sind sie in die Situation hineingewachsen? Was war super, was war anstrengend? Wie ist es, den Nachwuchs in die Kita, zum Babysitter oder überhaupt mal abzugeben? Welche Zweifel und Ängste kommen auf? All das und noch vieles mehr beschreibt die Journalistin auf 256 Seiten. Auch ihr Partner kommt mal zu Wort, ihre Freundin ebenfalls. Ich fand die Einblicke sehr interessant, gerade weil ich eben selbst gerade mittendrin bin im wohl größten Abenteuer meines Lebens.
Was ich an dem Buch mag:
- Dass es so viele kurze Listen gibt. Ich mag Listen. Aber es gibt auch lange Texte, schnelle Notizen, offene Briefe, am Ende einen inspirierenden Fragebogen. Eine schöne Mischung.
- Ich habe das Gefühl, dass es ehrlich ist. Weder beschönigt noch dramatisiert.
- Die Autorin schreibt so locker und leicht, dass es einfach nur Spaß macht. Der Roman ist im Nullkommanichts ausgelesen.
- Okka Rohd schreibt, wie es ihr in den Kopf und in das Herz kommt. „Frei raus“, so kommt es mir jedenfalls vor – und das ist herrlich.
- Ich erkenne so viele Gedanken und Gefühle wieder, die ich auch habe/hatte (bisher natürlich nur im Hinblick auf die Schwangerschaft).
- Es ist ein gelungener Mix aus witzig und ängstlich, glücklich und müde, zusammen und allein. Einfach bunt.
- Kein erhobener Zeigefinger, keine Tipps. Vielmehr ein „so war das bei mir – nicht perfekt, aber das muss es auch nicht sein.“ Ein Mutmacher quasi, seinen eigenen Weg zu finden.
Ob man alles genauso empfindet, bleibt selbstverständlich fraglich und ist bei jedem anders. In „Völlig fertig und irre glücklich“ beschreibt die Autorin eben ihre ersten Jahre als Mutter, ihre ganz persönlichen. Vom positiven Test bis zum 2. Lebensjahr der kleinen Fanny. Und das überaus unterhaltsam. Manchen mag das Buch vielleicht zu viele negative Punkte enthalten, aber mir ist das so lieber, als dass ich eine ausschließlich rosarote Version vermittelt bekomme, die überhaupt nicht mit den Erfahrungen ihrerseits übereinstimmt. Außerdem wird ständig betont, wie wunderbar alles ist – trotz der nicht immer ganz so einfachen Tage. So ist es eben, das Leben, oder?
Fazit:
„Völlig fertig und irre glücklich“ ist ein nettes Buch für zwischendurch. Ratzfatz ausgelesen. Keine Pflichtlektüre, aber zwischen den ganzen Ratgebern mal was anderes. Herrlich erfrischend.