Inhalt
In „Der Kindersammler“ geht es um den kleinen Felix. Er verschwindet Karfreitag 1994 in der Toscana. Die Suche nach dem Jungen verläuft ergebnislos, die Eltern müssen zurück nach Deutschland – ohne ihren geliebten Sohn. Während Harald allmählich ins Leben zurückfindet, wächst Anne alles über den Kopf. Sie entschließt sich heute, 2004, zehn Jahre später, erneut in die Toscana zu reisen – und Felix zu finden.
Zwei Teile
„Der Kindersammler“ besteht sozusagen aus zwei Abschnitten. Zunächst beginnt die Geschichte nämlich 1986 in Berlin. Dort lebt Alfred, der zufällig auf Benjamin Wagner trifft, einen 11-Jährigen, der die Schule schwänzt und von zwei Jugendlichen angegriffen wird. Alfred kommt dem Kleinen zur Hilfe – jedenfalls denkt Benny das. Doch es kommt anders. Denn Alfred ist ein Kindermörder.
Und dann ist da der zweite Part, der sich in der Toscana abspielt und den seit zehn Jahren verschwundenen Felix betrifft. Zwei Schicksale, die sehr berührend sind. Dass man direkt auf den allerersten Seiten auf Benjamin trifft und weiß, worauf das Ganze hinausläuft, ist einfach schrecklich. Ich finde, dass Sabine Thiesler die Situation sehr gut geschildert hat, ich war jedenfalls sofort mittendrin und sehr betroffen, habe gehofft, dass der Kleine noch einen Ausweg findet. Die Gedanken und Gefühle des Jungen schienen mir glaubwürdig, so dass man wirklich mitfiebert und -leidet.
Ausschweifend
Die Autorin beschreibt ihre Figuren sehr ausführlich, Gleiches gilt später für die Orte in der Toscana. Für mein Empfinden hätte einiges gekürzt werden können, da die durchaus vorherrschende Spannung dadurch arg abflaut. Mich haben die ganzen Ausfahrten wirklich wenig begeistert. Der maßlose Alkoholkonsum schien mir auch übertrieben. Zudem werden Nebendarsteller, die im Grunde eher unwichtig sind (beispielsweise Monica) hell beleuchtet, ohne dass es großartig Sinn machen würde. Alfreds Geschichte ist da schon bedeutend wichtiger, aber meiner Meinung nach auch etwas zu breitgetreten. Immerhin habe ich aber ein gutes Bild vom Bösewicht bekommen. Ich konnte mir diesen Mann problemlos vorstellen und somit ist Sabine Thiesler die Charakterzeichnung durchaus geglückt. Auch die anderen Figuren sind mit Leben gefüllt, allerdings agieren einige völlig unglaubwürdig, z.B. Anne mit ihrer übereilten Entscheidung, Carla, die grenzenlos alles mit sich machen lässt und hinnimmt, oder auch die leichtfertige Kommissarin Mareike.
Düster
Zwar beschreibt die Autorin keine allzu schrecklichen Details, aber das Thema an sich ist natürlich schockierend genug. Die Stimmung ist düster und beklemmend. Manches ahnt man voraus, was eigentlich noch schlimmer ist als aus heiterem Himmel darauf gestoßen zu werden, weil man es eben kommen sieht und sich etwas anderes für die Beteiligten wünscht. Abwenden kann man es nicht. Man ist der Story ebenso ausgeliefert wie die Menschen in „Der Kindersammler“. Schlimm. Ich war von Anbeginn an gefesselt und das Buch hat mich die ganze Zeit über kaum losgelassen, so dass ich innerhalb weniger Tage am Ende des 527 Seiten langen Romans war. Auch wenn man von Anbeginn an weiß, wen man jagen muss, tut dies der Spannung keinen Abbruch. Es ist eher noch gruseliger, weil man sieht, wie nah Anne dem Mörder ihres Sohnes kommt, ohne es zu wissen. Der Faktor „Zufall“ spielt in dem Buch allerdings auch häufig mit.
Fazit
Sehr realistisch anmutende Story. Geht an die Nieren. Hier und da wären weniger überflüssige Beschreibungen aber gut für die Spannung gewesen.
2 Antworten
Inzwischen bin ich zwar fertig mit Frau Thiesler, aber Der Kindersammler hat mich damals echt gepackt. Stimme dir gänzlich zu.
Stimme euch da voll zu – der Kindersammler war echt fesselnd! Irgendwann will ich ihn auch nochmal lesen. :-)
(PS: Bei mir läuft aktuell auch noch eine Verlosung – evtl. auch was für dich ;-)