Inhalt
Einen Tag vor Heiligabend besucht Esther in „SCHWEIG!“ ihre Schwester Sue, die nach gescheiterter Ehe allein in einem zehn-Zimmer-Haus im Wald lebt. Das Verhältnis zwischen den beiden ist schwierig, insbesondere nach den Vorfällen im letzten Jahr. Als Sue die Tür öffnet, steht Esther ihrer reservierten Schwester gegenüber, ihr Blick ist apathisch, sie hält ein Messer in der Hand. Wie gefährlich ist sie wirklich?
Nicht alle werden das Weihnachtsfest erleben
Nach wenigen Seiten wird offenbart, dass nicht alle Charaktere die Weihnachtstage überleben werden. Doch was geschieht? Wen wird es treffen? Und: Warum?
Mit der Zeit lernte ich die Beteiligten kennen, las dieselbe Situation aus zwei verschiedenen Blickwinkeln, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Wem kann ich trauen? Wird die Wahrheit überhaupt ausgesprochen? Ist Sue labil? Oder liegt das Problem bei Esther?
Ich fand die gegensätzlichen Schilderungen gelungen. Man rätselt automatisch mit, überlegt, wem man Glauben schenken kann. Auch die Andeutung, dass im letzten Jahr etwas Einschneidendes vorgefallen ist, hat mich am Lesen gehalten. Die Voraussetzungen für eine spannende Geschichte liegen vor. Aber:
Konnte mich nicht überzeugen
Der (psychologische) Thriller „SCHWEIG!“ hat mich nicht begeistert.
Zum einen sind die Hauptfiguren unsympathisch – allesamt. Ich habe mir eine Seite ausgesucht, auf der ich mich positionieren würde, wenn ich müsste, aber ernstlich mitgefiebert habe ich nicht.
Da sich die Geschichte an einem einzigen Tag abspielt, gibt es viele Dialoge und Kindheitserinnerungen, um die Seiten zu füllen. Durch den simplen Schreibstil kommt man schnell voran. Die Szenen aus der Zeit, in der die Schwestern Kinder waren, tragen dazu bei, das Verhalten der Personen verständlicher zu machen. Allerdings kam es mir dennoch nicht immer glaubhaft vor.
Die ständigen Wiederholungen und wiederkehrenden Gedanken störten mich und drosselten zusätzlich das Tempo. Am liebsten hätte ich die Seiten überflogen. Der Mittelteil zog sich. Ich hatte das Gefühl, dass sich alles im Kreis dreht. Auch die häufige Nennung des Spitznamens von Sue nervte. Später gibt es diesbezüglich eine Erklärung, die es beim Lesen jedoch nicht weniger lästig machte.
Auf echte Überraschungen wartete ich vergebens. Manche Enthüllungen waren sicher als unvorhergesehene Wendung geplant, konnten mich aber nicht schocken, da ich sie mir vorher schon zurechtgelegt hatte.
Das Ende fiel im Gegensatz zu dem ewigen Herumeiern seltsam kurz und undramatisch aus. Der Schluss war dann wieder vorhersehbar.
Fazit
Die Geschichte der tückischen Schwestern-Beziehung liest sich rasch weg. Die Perspektivwechsel sind gelungen, die Kapitel kurz. Ich fand „SCHWEIG!“ aber zu oft nervig, insbesondere im Hinblick auf die Wiederholungen, und zu selten überraschend. Insgesamt kam kein Thriller-Feeling auf.
2/5!
352 Seiten / ISBN: 978-3-462-00133-4