Darum geht’s
„Ich bin an einem Mittwoch aus meinem Leben verschwunden.“ (S. 9, „Erdbeerkönigin“)
Dieser erste Satz hat mich direkt neugierig gemacht auf die Geschichte, die dahintersteht. Es geht um Eva, die Anfang 40 ist und in einer kleinen Krise steckt. Ihr Mann hat sich verändert, der Sohn rebelliert, sie ist nicht mehr glücklich. Als sich ihr die Gelegenheit bietet, eine Grabrede für Daniel, eine sehr flüchtige Bekanntschaft von vor über 20 Jahren, zu halten, stürzt sie sich in das Abenteuer. Warum hat Daniel gerade sie zur Grabrednerin ernannt, kannten sie sich doch kaum? In Hamburg macht sie sich auf Spurensuche – und verändert ganz nebenbei ihr eigenes Leben.
Aus dem Leben gegriffen
Die Story besticht durch ihre Glaubwürdigkeit. Vielen Menschen geht es früher oder später ähnlich, man ist festgefahren, fühlt sich vernachlässigt, muss einfach mal raus und etwas Neues erleben. Insofern kann man sich ggf. sehr gut mit Eva identifizieren oder sie zumindest verstehen.
Nachdenklich stimmend
Das Buch bringt auch die Leser*innen zum Nachdenken. Jedes Kapitel fängt mit einer Frage aus „Gesprächsstoff: Original“ an. Manche kann man für sich sofort beantworten, über andere muss man erst einmal sinnieren. Eine gute Idee.
Emotional
Das Werk ist ziemlich tiefgängig und steckt voller Gefühl. Es geht um Liebe und Wut gleichzeitig, um Frust und Trost, Abenteuer und Trauer. In meinen Augen ist alles schlüssig dargestellt und man nimmt Anteil an Evas Erfolgen und Niederlagen.
Figuren
So gut Eva gelungen ist, so missfallen mir manche andere Charaktere. Ich empfand sie als zu überspitzt dargestellt, es gibt den totalen Schleimer, ebenso eine völlig überdrehte Person. Manch einer ist unglaublich nervig. Und mittendrin ist eben Protagonistin Eva, die so völlig gewöhnlich und authentisch rüberkommt.
Insgesamt
„Erdbeerkönigin“ ist ein Roman, der zusammenfassend gesagt viel Wahrheit beinhaltet, lebendig, nachvollziehbar und mitreißend geschrieben ist und sogar ein paar Denkanstöße liefern kann.