Sofie Cramer und Sven Ulrich – Ein Tag und eine Nacht

Inhalt

Im Kunststudium waren Oda und Till aus „Ein Tag und eine Nacht“ unzertrennlich – bis sie plötzlich ohne große Worte nach New York geht. 13 Jahre hören die einst guten Freunde nichts voneinander. Durch Zufall kommen sie wieder in Kontakt – und gerade bei Till werden jede Menge Erinnerungen und Gefühle wach. Doch Oda hat schon schnell ein Anliegen: Sie wird heiraten. Damals haben sie sich versprochen, den anderen nötigenfalls vom „Gefängnis der Ehe“ abzubringen – einen Tag und eine Nacht lang hätte der jeweils andere Zeit, die Entscheidung zu hinterfragen…

Alte Bekannte

Sofie Cramer und Sven Ulrich haben mit „Herz an Herz“ schon einmal gemeinsam einen Roman verfasst, der mir äußerst gut gefallen hat. Und so musste ich mir „Ein Tag und eine Nacht“ natürlich genehmigen, auch wenn die Story nicht sonderlich spektakulär erscheint: Zwei enge Vertraute wollen den anderen nicht ins Unglück rennen lassen und deshalb vor einer sich anbahnenden Ehe lieber noch einmal ganz genau schauen, dass das vermeintliche Hochzeitsglück nicht im Desaster endet. Keine schlechte Idee. Hier haben wir nun den Hintergrund, dass sich die beiden 13 Jahre lang nicht gesehen und diesen Schwur vor Ewigkeiten abgegeben haben – wie werden sie überhaupt miteinander umgehen? Gerade weil Oda einst ohne viel Vorbereitung einfach abgehauen ist. Till hat das Gefühl, sie hätte ihn im Stich gelassen, während sie sich keiner Schuld bewusst ist. Hier sind Konflikte natürlich vorprogrammiert und die Sache wird schon interessanter.

Protagonisten

Mit Oda und Till sind zwei Protagonisten entstanden, die sehr unterschiedlich erscheinen. Oda ist auf den ersten Blick die fröhliche Weltenbummlerin, während Till den zurückhaltenden und unentschlossenen Part übernimmt. Gerade Till hat mich manches Mal wirklich Nerven gekostet, weil er unfassbar unschlüssig und zweifelnd ist. Gerne wollte ich ihn schütteln und darauf hinweisen, dass er kein Jugendlicher mehr ist, sondern schon langsam mal einen Plan verfolgen, Diskussionen führen, Sätze beenden und Gedanken aussprechen könnte. Aber manchmal ist das eben auch nicht so einfach im Leben. Und seine Lage ist wirklich nicht gerade leicht und rosig, wie sich herausstellen wird. Insofern habe ich versucht, einigermaßen Verständnis für ihn und seine Situation aufzubringen.

Die Charaktere sind für mein Empfinden nur mittelmäßig gezeichnet, ich werde mich an keinen erinnern. Paul hat mir sogar noch besser gefallen als Oda oder Till, wobei beide schon sympathisch rüberkommen, aber eben nicht das gewisse Etwas mitbringen, das im Kopf bleibt. Außerdem sind fast alle konfliktscheu ohne Ende, da ist Paul eben auch eine löbliche Ausnahme. Sowohl Oda als auch Till haben anstrengende Seiten an sich und handeln nicht immer nachvollziehbar, gerade für ihr Alter. Aber das größte Fragezeichen bleibt mir bei Rick – ihn halte ich für überhaupt nicht authentisch.

Stil

Besonders gestört haben mich in diesem Roman Sätze, die einfach falsch/unfertig sind. Zum Ende hin war ich schon leicht verärgert. Beispiele: „Es war halb 10:30 Uhr.“ (S. 232), „Im Rückspiegel dicht hinter sich ihr die Front eines riesigen LKW auf.“ (S. 253)

Die Geschichte ist locker geschrieben und lässt sich – bis auf die unkorrigierten Sätze, über die man zwangsläufig stolpert – flüssig lesen. Die Perspektiven wechseln zwischen den beiden Hauptfiguren, einen Ich-Erzähler gibt es dabei nicht. Mir hat der Tausch der Einblicke gut gefallen. Auch dass es zwischen „richtigem Leben“ und E-Mails hin- und hergeht, empfinde ich als zeitgemäß und gelungen – und aufgrund der Entfernung Berlin/Hamburg natürlich auch glaubwürdig. Gut geglückt ist die Überraschung ziemlich am Anfang, die einen Termin betrifft. Vieles bleibt im Verborgenen, ehe der unvorbereitete Leser eingeweiht wird. Da war ich wirklich platt und die Story hat noch viel mehr Möglichkeiten gekriegt. Auch dass es so viele Schwierigkeiten gibt, ist positiv zu sehen, da dadurch keine Langeweile aufkommt. Alles würde ich aber nicht als glaubhaft bezeichnen.

Fazit

Moderner Roman für zwischendurch, der sich schnell ausliest, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

3,5/5!

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