VERGESSEN – Nur du kennst das Geheimnis – Claire Douglas

Inhalt

Für Kirsty geht in „VERGESSEN – Nur du kennst das Geheimnis“ ein Traum in Erfüllung: Sie geht mit ihrer Familie von London in die Brecon Beacons, Wales, um ein altes Pfarrhaus zu einem Gästehaus umzubauen. Nach schlimmen Erlebnissen wünschen sich alle nur noch Ruhe und Frieden. Doch es kommt anders. Kirstys Mutter Carol, Miteigentümerin des Gästehauses, möchte, dass sie Selena Unterschlumpf gewähren, obwohl zwischen Kirsty und ihrer Cousine Selena seit 17 Jahren Funkstille herrscht und sie daran auch nichts ändern will. Ihre Mutter setzt sich durch – und wieder bringt Selena alles durcheinander. Statt der erhofften Idylle gibt es jede Menge Stress und Geheimnisse – und einen Mord…

Die Protagonistin

Im Fokus steht die Familie Whitehouse, insbesondere Kirsty. Sie ist die Ehefrau von Adrian sowie die Mutter von Amelia, 11, und Evie, 6. Kirsty erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht in der Ich-Form. Claire Douglas hat dabei das Präsens gewählt.

Ich fand die Idee grundsätzlich nicht schlecht: Kirsty hat schöne Kindheitserinnerungen an die Brecons und erfüllt sich den großen Wunsch, dort neu anzufangen. Sie bauen ein seit Ewigkeiten leerstehendes Pfarrhaus von 1875 zu einem gemütlichen Gästehaus um, in dem sie wohnen und arbeiten können. Ein so altes Gemäuer bietet sich natürlich an, wenn man – wie die Autorin hier – ein bisschen Grusel mit reinbringen möchte. Nicht, dass es ernsthaft erschreckend wäre, aber der Versuch, ein bisschen Spuk unterzubringen, ist da.

Mit der Hauptfigur selbst hatte ich allerdings ein paar Schwierigkeiten. Sie grübelt unablässig, bauscht Probleme einerseits auf, redet sie in der nächsten Sekunde aber wieder klein, um nicht undankbar zu erscheinen – ehe sie sie wieder aufleben lässt. Es war an-stren-gend! Viele ihrer Entscheidungen und Erwartungen waren für mich nicht nachvollziehbar. Ich hätte mir oft ein anderes Verhalten von ihr gewünscht. Immerhin ist sie einigermaßen selbstkritisch.

Anstrengende Figuren

Nicht nur Kirsty und ihre Wankelmütigkeit haben mich in „VERGESSEN – Nur du kennst das Geheimnis“ Nerven gekostet. Auch ihre Mutter Carol und ihr oftmals grenzüberschreitendes Verhalten fand ich schwierig. Für Adrian und seine Abschottung hatte ich auch nicht nur Verständnis. Die Nebenfiguren, beispielsweise die Apothekerin, verhalten sich teilweise völlig überzogen. Ich hatte insgesamt Probleme damit, die Handlungen der Beteiligten glaubwürdig zu finden.

Wem kannst du trauen?

Kirstys 35-jährige Cousine Selena nimmt eine wichtige Rolle ein. Sie ist es, die im Gästehaus aufgenommen wird, weil sie sich von ihrem gewalttätigen Ehemann trennen und ihre Tochter Ruby, 7, schützen will. Das, was in der Vergangenheit vorgefallen ist und zum Bruch mit Kirsty geführt hat, bleibt lange im Dunkeln. Früh wird aber Misstrauen Selena gegenüber geweckt. Nicht nur durch Kirstys Abneigung, sondern auch dadurch, dass sie als jemand dargestellt wird, der schon immer gerne „Geschichten“ erzählt und die Wahrheit ausgeschmückt hat. Und so kommen schnell Zweifel auf: Kann ich Selena trauen? Wie voreingenommen ist Kirsty? Was ist damals vorgefallen? Ist Selena gefährlich – gar eine Bedrohung für die Familie?

Im Verlauf ereignen sich Dinge, durch die auch andere Personen angezweifelt werden können – und zwar so ziemlich alle. Es ist durchaus möglich, hier mehrere Theorien zu entwickeln und so gut wie jede Figur zu verdächtigen. Immer wieder werden neue Zweifel gesät. Manche davon wachsen, andere nicht. Ich hatte mehrere Ideen und konnte mich auf keine lange festlegen. Die tatsächliche Enthüllung dürfte für einige überraschend ausfallen.

Aufbau und Verlauf

Der einschneidende Vorfall ereignet sich im Oktober 2017. Die Geschichte beginnt im August 2017, also zwei Monate davor, und endet 40 Kapitel und fünf Monate später.

Der Prolog von „VERGESSEN – Nur du kennst das Geheimnis“ hat mein Interesse geweckt: Ich wollte wissen, was wirklich geschehen ist und warum. Allerdings kommt alles nur langsam aus dem Quark. Hier ist Geduld gefragt. Lange bleibt verborgen, was geschehen ist – und was geschehen wird. Durch diese Verzögerungstaktiken wird eine gewisse Spannung erzeugt, die der Schreibstil allein für mich nicht hätte aufbauen können, auch wenn er leicht und gut lesbar ist. Das Tempo ist eher lahm, ich habe mich manchmal gelangweilt zwischen den schwankenden inneren Monologen Kirstys und der doch eher dürftigen Handlung.

Die Story ist rätselhaft und geheimnisvoll. Mit etwas mehr Tempo und einer überzeugenderen Protagonistin hätte mir das Ganze wahrscheinlich besser gefallen.

Fazit

Große Geheimnisse, erschreckende Taten, aber auch anstrengende, oft wenig glaubwürdige Figuren und nervige innere Monologe. Viele Wiederholungen. Eher Familiendrama als Thriller. Ich war froh, als ich durch war.

2/5!

VERGESSEN – Nur du kennst das Geheimnis: Thriller – SPIEGEL Bestseller-Autorin

 448 Seiten / ISBN: 978-3-328-10737-8 / Übersetzung: Ivana Marinović


Deine Meinung

2 Antworten

    1. Ja, mich hat es nicht überzeugt. Ich denke aber, dass ich generell strenger bewerte als du. Und Geschmäcker sind ja sowieso verschieden. :)

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