
„Wedding People“ von Alison Espach ist eine lockere und skurrile Geschichte von Plänen, die scheitern, vom sich-Verlieren und (Wieder-)Finden.
Werbung, da Rezensionsexemplar
Inhalt
Phoebe hat vieles verloren, doch der Tod ihres Katers bringt das Fass zum Überlaufen: Sie will sich das Leben nehmen. Dafür steigt sie im „Cornwall Inn“ ab, obwohl das gesamte Hotel für die Hochzeitsgäste von Lila und Gary reserviert ist. Die Braut ist außer sich, als sie erfährt, dass es trotz penibler Planung nicht nur einen ungeladenen Gast gibt, sondern auch einen, der ihre Hochzeit ruinieren könnte. Sie ist entschlossen, den Suizid zu verhindern – und ahnt nicht, dass Phoebe dennoch die Trauung gefährdet.
Eine Flucht?
Unsere Protagonistin ist Phoebe, eine 40-jährige Professorin für die Literatur des 19. Jahrhunderts aus St. Louis. Sie knabbert trotz Scheidung noch immer an der Trennung von Matt, der sie für eine Kollegin verlassen hat, um sich den Wunsch einer eigenen Familie zu erfüllen. Als Kater Harry stirbt, das einzige „Kind“, das Phoebe je hatte, reicht es ihr endgültig. Sie haut ab – mitten aus der Einführung zu ihrem Literaturseminar.
Ziel ist das 5-Sterne-Hotel aus dem 19. Jahrhundert in Newport: Das Cornwall Inn. Hier will sie mit Hilfe der Katzen-Schmerztabletten von Harry Schluss machen – ein Plan, der der Braut gar nicht passt.
Ein Finden!
Phoebe und Lila stoßen immer wieder aufeinander, die Professorin wird eingebunden in das Hochzeitsprogramm, die Katastrophe, die die Braut um jeden Preis verhindern will, bleibt zunächst aus. Doch „Wedding People“ ist, das liest man schnell heraus, ein Buch über Pläne, die scheitern – und deshalb ist es nicht überraschend, dass die Hochzeit letztlich in Gefahr ist.
Es gibt eine Vielzahl von eigenwilligen Charakteren. Insbesondere die Hauptfigur wurde im Verlauf für mich zu einer komplexen und nachvollziehbaren Person. Phoebe wurde verlassen, weil Matt etwas Aufregendes erleben und eine Familie gründen wollte. Sie selbst sagt einmal, sie war „so… beherrscht“:
"Ich meine, dass ich mein Leben so klein geführt hab", sagt sie. "Zu klein."
Wedding People, eBook Pos. 5522/6178, 89 %
Doch sie ist, wir sind live dabei, ausgebrochen – und wir lesen, dass sie zu sich findet, ihren Weg findet. Das habe ich gerne gesehen.
Zwischen schräg und bedeutsam
Der Fokus liegt auf menschlichen Beziehungen und Begierden. Es gibt viel schwarzen Humor, allerhand Anspielungen, intime Szenen, Vorstellungen. Um ehrlich zu sein, ging dieses Buch in eine Richtung, die ich nicht erwartete. Ich wollte es mögen, ich dachte im Hinblick auf das Genre und den Stil an Ali Hazelwoods „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“, das ich wirklich witzig fand. Aber „Wedding People“ will skurril sein. Und das darf es. Ich hatte jedoch Schwierigkeiten damit. Es ist absurd sexlastig, ich meine, es geht darum, ob man ein Auto… ach, lassen wir das.
Andererseits enthält es Phoebes Weg, den ich schätzen konnte. Sie erkennt, dass sie sich auf das konzentriert hat, das sie nicht ändern konnte. Und auch wenn Lila eine schwierige Person ist, die auf den ersten Blick sehr oberflächlich ist und intellektuell nicht mit der Professorin mithalten kann, lässt sie einen Satz fallen, der Phoebes Sicht verändert. Sie kann etwas tun. Wir kriegen hier eine wichtige Botschaft und sehen eine gute Charakterentwicklung.
Auch das Ende, das einerseits offen ist, andererseits eine klare Richtung vorgibt, hat mir zugesagt.
Für mich hätte der Roman besser funktioniert, wenn der Schwerpunkt auf den tiefgründigen Themen gelegen hätte. Aber die Autorin wollte eine leichte Geschichte schreiben, eine, die locker ist und trotz der schwierigen Umstände unterhält. Wer solche Bücher mag, wird mit „Wedding People“ eine glückliche Wahl treffen. Ich muss ehrlich sagen (und wenn ich eines aus dem Roman mitnehme, dann, wie wichtig es ist, die Wahrheit auszusprechen): Für mich war’s nichts. Ich habe überlegt, ob ich zu alt für diese Geschichte bin, aber die Protagonistin ist 40 – und damit älter als ich – und im Prinzip geht es genau darum: Es ist nie zu spät (um sich selbst zu finden, neue Wege einzuschlagen oder ein Buch schätzen zu lernen – auch wenn ich an Letzterem hier scheitere).
Fazit
„Wedding People“ von Alison Espach ist eine lockere Geschichte von Plänen, die scheitern, vom sich-Verlieren und (Wieder-)Finden. Ich hätte mir den Fokus anders gewünscht, weniger absonderlich und sexlastig, etwas ernsthafter, dann hätte mich die Story vielleicht berührt. Manches wirkte auf mich gewollt besonders, ich glaube, die provozierenden Anteile haben für mich die Tiefe kaputtgemacht. Aber hey, wir lesen es sogar im Buch: Vorlieben sind verschieden. Ich denke, diese Geschichte ist genau so geworden, wie sie werden sollte – und sie wird ihre Fans finden.
Zusammenfassung Wedding People von Alison Espach
Dieses Buch ist für dich, wenn du
- eine lockere Lektüre suchst, die auch harte Themen enthält, sich aber nicht schwer anfühlt
- etwas über eine Frau mittleren Alters lesen möchtest, die sich (wieder)findet
- mit einem umgangssprachlichen, manchmal derben/vulgären Ton klarkommst

Wedding People – Alison Espach
Originaltitel: The Wedding People (2024)
Übersetzung: Verena Ludorff
Verlag: Lübbe
Erschienen: 25.07.2025
Seiten: 480
ISBN: 978-3-7577-0129-1
Jetzt kaufen:
Links mit einem Sternchen (*) sind Affiliate-Links. Wenn du einen Affiliate-Link anklickst und im Partner-Shop einkaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich entstehen keinerlei Mehrkosten.