Die Hauptfiguren
Wir haben in „Zwanzig Zeilen Liebe“ drei Personen, die in sich abwechselnden Kapiteln aus der Ich-Form heraus ihre Geschichte erzählen:
Stella, 32, übernimmt die Nachtschichten im Marie-Francis-Hospiz- und Rehabilitationszentrum. Sie ist immer für alle da, doch an ihren Mann Vincent kommt sie nicht mehr heran, seit er verwundet wurde. Ist ihre Ehe endgültig gescheitert?
Im Hospiz schreibt sie die letzten Worte einiger Menschen auf, die sie nach deren Ableben an die Empfänger sendet. Doch diesmal ist etwas anders, diesmal will sie den Brief am liebsten noch vor dem Versterben der Verfasserin an den Empfänger ausliefern. Gegen den Willen der schwer kranken Frau. Was darf, was soll sie tun?
Die 21-jährige Hope hat gerade eine bakterielle Lungenentzündung überstanden. Für die Mukoviszidose-Patientin ist das Hospiz nur ein Zwischenstopp und noch nicht die Endstation. Ihr bester Freund Ben besucht sie täglich, doch zu dem Vorfall, der ihr einfach nicht aus dem Kopf geht, schweigt er beharrlich. Wieso?
Hugh, ein einsamer Historiker, der sich einredet, dass ihm nichts fehlt, kriegt einen Anruf aus einer Telefonzelle, der auf seinem Anrufbeantworter landet. Die unbekannte Person hat keine Nachricht hinterlassen, nur ein paar Hintergrundgeräusche – und eine Portion Hoffnung. Ist er wirklich so zufrieden, wie er denkt?
Drei interessante Schicksale – und die Liebe
Alle drei stehen vor ziemlich großen Fragen und Hindernissen. Jedes der Leben war spannend zu verfolgen. Ich kann nicht sagen, welche Kapitel mir am besten gefallen haben. Ich mochte sowohl Stellas als auch Hopes und Hughs Geschichte. Und ich mochte, wie ganz vieles miteinander verbunden war.
Ich mochte auch, dass es nicht nur um den Tod, sondern vor allem auch um das Leben geht. Und insbesondere um die Liebe – in ganz unterschiedlichen Phasen. Während Stella ihre große Liebe geheiratet und eventuell schon wieder verloren hat, hat Hope noch gar keine großen Erfahrungen sammeln können.
„Ich war so damit beschäftigt, Angst zu haben und traurig, übervorsichtig und wütend zu sein, dass ich nie dazu kam, auch mal Angst zu haben und glücklich, übermütig und froh zu sein.“ (S. 385)
Und Hugh hat zwar ab und an mal eine Freundin, aber keine Probleme damit, wenn diese wieder verschwindet, weil er keine größeren Gefühle investiert. Drei verschiedene Ansätze, die ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich bringen. Ich habe das wirklich gern verfolgt. Vor allem, weil alle drei Charaktere eine große Weiterentwicklung schaffen, was wunderbar zu lesen war.
Briefe
Zwischen den Kapiteln der Hauptfiguren finden wir immer mal wieder Briefe vor. Es handelt sich (vorwiegend) um schwer kranke Menschen, die Stella ein paar letzte Worte für ihre Liebsten aufschreiben lassen. Ich fand diese kurzen Einschübe ganz nett, auch wenn es jeweils nur ein paar Zeilen sind und man zu den Personen keinen weiteren Draht kriegt. Dadurch bleibt natürlich alles recht oberflächlich. Aber ich mochte die Bedeutung.
In diesen Briefen geht es vor allem darum, die Wahrheit auszusprechen und Frieden zu finden. Manche Briefe stecken voller Gefühl, andere sind nüchtern gehalten. Manche enthalten Geständnisse, andere Ratschläge. Die Zeilen selbst lesen sich mal anrührend und mal witzig, sie sind so verschieden wie die Menschen selbst.
Traurig
Dieses Buch ist traurig. Nicht nur, aber auch. Wer sich darauf einlassen kann, dem wird „Zwanzig Zeilen Liebe“ bestimmt gefallen. Wer gerade lieber nichts über den Tod und alles, was er an Gefühlen mit sich bringt, lesen möchte, der sollte sich ein anderes Buch aussuchen.
Das Geschriebene hat mir immer mal wieder eine Gänsehaut beschert und verschiedene Erinnerungen in mir hervorgerufen. Ich mag das, wenn Bücher emotional berührend sind, und dieses hier ist so eines – wenn (für mich) auch nur in der Lightversion. Wie sehr es einen trifft, hängt sicherlich auch von den eigenen Erfahrungen zu dem Thema ab. Ich fand es teilweise ziemlich berührend, habe mich aber nicht durch dieses Buch geheult, was sicherlich auch möglich gewesen wäre. Die Autorin versucht immer wieder, einen lockeren Ton anzuschlagen und das Ganze nicht zu erdrückend werden zu lassen. Ich fand die Mischung gelungen, auch wenn ich so richtig schmerzhafte Bücher meist noch ein wenig lieber mag.
Vorhersehbar
Ich habe sehr früh gewusst, was wie zusammenhängt und in welche Richtung sich die einzelnen Geschichten entwickeln. Bei einem Roman dieser Art habe ich kein Problem mit der Vorhersehbarkeit. Wer große Überraschungen erleben möchte, wird aber vielleicht enttäuscht werden.
Stil
Ich mochte den leichten Schreibstil der Autorin sehr gern und kam durch alle sieben Nächte und 37 Kapitel schnell durch. Rowan Coleman kann sowohl Emotionen rüberbringen als auch humorvoll schreiben. Es gibt ein paar Stellen, die ich mir markiert habe, weil ich sie so schön formuliert, so wahr und wichtig fand. Ich kann mir gut vorstellen, weitere Bücher der Autorin zu lesen.
Fazit
Traurig und tröstlich zugleich. Bringt zum Nachdenken. Hat mich weniger berührt als erwartet, aber dennoch gut unterhalten.
3,5/5!
412 Seiten / ISBN: 9783492309943 / Übersetzung: Marieke Heimburger