Inhalt
„Die Betrogene“ ist Teil 1 um Kate Linville. Sie ist Detective Sergeant bei Scotland Yard. Beruflich weit gekommen, sieht es in ihrem Privatleben ganz anders aus, denn Kate hat außer ihrem Vater niemanden. Als dieser nun brutal ermordet wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Die Ermittlungen stocken, der leitende Ermittler vor Ort hat gerade sein Alkoholproblem „auskuriert“ – Kate beschließt, für ein paar Wochen nach Yorkshire zu reisen, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Wer hat ihren Vater, selbst Ex-Polizist, umgebracht?
Zeitgleich gönnt sich die Londoner Familie Crane in den einsamen Hochmooren von Yorkshire eine Auszeit. Kein Telefon, kein Internet, kein Fernsehen, nichts. Der perfekte Ort, um alles hinter sich zu lassen – oder um sich zu verstecken…
Der Verlauf
Charlotte Link hat mit „Die Betrogene“ einen Kriminalroman geschrieben, der ihren vorherigen Werken recht ähnlich sieht. Zunächst einmal gibt es mehrere Stränge. Hier verfolgt man die Ermittlungen im Mordfall Linville, die DCI Caleb Hale leitet, ebenso die eigene Spurensuche der Tochter Kate. Auch die Familie Crane spielt eine große Rolle, genauso wie ein junges Pärchen, das kurz vor dem Urlaub Kontakt zu den Cranes aufgenommen hat. Zunächst sieht man die einzelnen Fäden getrennt voneinander, ehe sie schließlich immer mehr Berührungspunkte kriegen und ineinanderlaufen. Das ist der Autorin definitiv gelungen.
Die Figuren
Die handelnden Figuren sind gut dargestellt, auch wenn mir Kates Persönlichkeit ein bisschen befremdlich erschien. Immerhin macht sie eine Wandlung durch, ein Umstand, der für Charaktere immer gut und wichtig ist.
Terry erschien mir eine Spur zu devot, sie kommt nicht ganz „echt“ rüber, auch wenn es solche Fälle durchaus geben mag. Hier geht es aber letztlich nicht mehr nur um sie selbst und da hätte ich schon ein bisschen mehr ernsthafte Versuche erwartet, die Situation zu ändern.
Besonders gefallen hat mir Stella Crane, gerade im Umgang mit ihrem Sohn, als es brenzlig wird. Eine authentische und starke Frau, deren Gedanken man nachvollziehen kann.
Tempo
Für mein Empfinden plätscherte die Geschichte streckenweise nur so dahin, richtig packend war es für ein paar Absätze auf Seite 224 für mich. Hier wurde ich richtig aufgeregt, hier passiert etwas, hier wird Spannung aufgebaut, die fühlbar war. Danach geht es aber wieder ziemlich gemächlich zu. Der Kriminalroman hat dementsprechend Höhen und Tiefen, die Spannung wird nicht konstant gehalten, sondern flaut schon zwischenzeitlich mal ab. Nichtsdestotrotz war meine Leselust ungebremst, es gibt genügend Konflikte und Komplikationen, ich wollte die Auflösung wissen und die Hintergründe erfahren. Auch wenn es nicht durchgehend Schlag auf Schlag geht, sondern man auch mal auf der Stelle tritt, war ich gefesselt.
Ermittlungsarbeit
Die Morde sind grausam, werden auch zum Teil beschrieben, aber nicht gewollt blutig. Es wird klar, dass es sich um einen skrupel- und schonungslosen Täter handelt, seine Handlungen werden aber nicht ausufernd vor dem Leser ausgebreitet.
Die Aufklärung ist unabsehbar, bewegt sich in eine Richtung, die man als Leser nicht kommen sieht. Hier wird man also überrascht – und gleichzeitig stelle ich mir die Frage, wie glaubwürdig die ganze Sache ist. Hätte der Tippgeber wirklich auf so einfache Art und Weise leichtfertig Hinweise gegeben, die so weitreichende Folgen haben können? Ich weiß ja nicht. Ebenso der wahre erste Täter – passt das Verhalten? Eigentlich scheint es gerade auch bei Betrachtung des sozialen Umfelds nicht recht vorstellbar. Aber in einer Ausnahmesituation ist eben auch manchmal alles anders.
Alles in allem hat mich Charlotte Link mit „Die Betrogene“ gut unterhalten. Es gibt spannende Momente und mehrere Stränge, die ein undurchsichtiges großes Ganzes ergeben. Sie erzählt detailreich und lässt die Story wachsen.
Fazit
Gelungener 640-Seiten-Schmöker, der auch mal unaufgeregt daherkommt. Manches erschien mir nicht ganz plausibel, aber letztlich ist alles im Rahmen des Möglichen.
Reihenfolge der Kate-Linville-Reihe von Charlotte Link:
1 Die Betrogene
2 Die Suche (habe ich gelesen, 4*)
3 Ohne Schuld
6 Antworten
Ah, Charlotte Link muss ich auch mal lesen – ist die nicht sowas wie die weibliche Harlan Coben?! :-) Oder umgekehrt, weiß nicht wer da älter ist … vermutlich die Link. Ah, nein … die sind ungefähr gleich alt. Na egal ;-)
Ah, da freue ich mich auch schon drauf. Ich ärgere mich bei Link zwar oft über die Stereotypen, aber insgesamt sind es immer runde, spannende Krimis :)
Ich fand es auch ganz gut und war bestens unterhalten.