Der große Gatsby – F. Scott Fitzgerald

Inhalt

In „Der große Gatsby“ erzählt uns Nick Carraway die Geschichte von Jay Gatsby, einem rätselhaften Mann, der neben Nicks einfachem Haus eine riesige Villa mit allerhand Personal bewohnt und dort rauschende Feste feiert. Viele besuchen seine Partys, doch niemand scheint ihn wirklich zu kennen. Wer ist Jay Gatsby, woher kommt er, womit hat er sein Vermögen gemacht? Nach und nach kristallisiert sich heraus, was er, der alles zu haben scheint, wirklich will – nämlich etwas, das er nicht (mehr) haben kann. Oder doch?

Alter Schinken – und meine Beweggründe

Es handelt sich um ein älteres Buch. Die Originalausgabe des Romans erschien im Jahre 1925. Erzählt wird aus dem Jahr 1922. Es ist ein fast 100 Jahre alte Klassiker, der aber dennoch nicht völlig eingestaubt wirkt.

Ich bin schon häufiger über den Titel gestolpert, gereizt hat mich das Buch aber nie. Auch die Verfilmungen kenne ich nicht. Wieso habe ich nun also zu dem Werk gegriffen? Ich lese eigentlich gerade ein anderes Buch, eines über Creative Writing – und da wird mehr als einmal aus „Der große Gatsby“ zitiert. Das hat mich dann doch neugierig gemacht, denn die Formulierungen haben mich spontan angesprochen. Außerdem wollte ich mich nicht weiterhin spoilern lassen, sondern selbst herausfinden, was da vor sich geht.

Nick Carraway

Nick Carraway erzählt uns die Geschichte aus seiner Perspektive. Er ist im Börsengeschäft tätig und hatte bisher nicht vor, sich fest zu binden. Er ist eine unscheinbare Figur, wirkt neben dem schillernden Gatsby völlig nebensächlich. Wir sind aber auf ihn angewiesen, denn er beschreibt und deutet als Ich-Erzähler, was er sieht und hört. Ich fand es sehr interessant, dass ihm die Erzählstimme verliehen wurde. Wenn man aber weder den Herrn Gatsby selbst noch einen allwissenden Erzähler einsetzen will, ist Nick quasi die einzige Möglichkeit, denn alle anderen sind viel zu sehr auf sich selbst fokussiert. Sie hätten die Geschehnisse nicht so scharf beobachtet, nicht so detailliert ausgelegt und -geschmückt, diese Story niemals auf diese Art und Weise rüberbringen können.

Jay Gatsby

Alles scheint sich um Jay Gatsby zu drehen, ohne dass jemand wirklich wüsste, wer er ist. Es gibt viele Gerüchte und Vermutungen, aber so richtig nahe scheint ihm niemand zu stehen. Zwangsläufig habe auch ich gerätselt, wofür er steht und was hinter seinem Auftreten steckt. Ist er bedeutsam – oder wirkt er nur so?

Die Bedeutung von Geld – und der Liebe

Geld spielt in dem Roman eine wichtige Rolle. Schon hier fällt auf, dass unser ehrlicher Ich-Erzähler nicht so richtig hineinpasst in dieses Umfeld, denn er hat wenig mit den wohlhabenden und sehr oberflächlichen Leuten um ihn herum gemeinsam. Aber er hat mit Daisy eine Cousine zweiten Grades – und damit schon die erste Verbindung zu diesen anderen Verhältnissen und Kreisen – hallo, High Society! Mit Jay Gatsby kommt eine weitere hinzu, denn er ist schließlich der reiche Nachbar von nebenan. Auch wenn es hier klar um Gatsby geht, habe ich mich nicht nur gefragt, wie diese Sache ausgeht, sondern auch, ob Nick hier wirklich sein Glück finden würde.

Es geht nämlich nicht nur um Geld, es geht auch um die Liebe – und zwar bei allen Beteiligten. Wir haben da Nick, der bindungsscheu, aber nicht grundsätzlich abgeneigt ist. Daisy, die mit einem ehebrecherischen Mann verheiratet ist. Und natürlich Jay Gatsby, der – nicht ohne Hoffnung – einer verlorenen Liebe hinterhertrauert…

Ein ruhiges Buch

Überraschenderweise hat mir das Buch gut gefallen – und das, obwohl gar nicht allzu viel passiert. Es ist ein ruhiges Buch. Ich habe mich hin und wieder selbst gefragt, was mich eigentlich so fesselt. Es war wohl eine Mischung aus dem Charakterisierungs- und Formulierungstalent des Autors sowie den Fragen, was Jay Gatsby verbirgt und wohin diese Geschichte überhaupt führt. F. Scott Fitzgerald schreibt teils in Sätzen, die ich mir markiert habe, weil sie so poetisch und treffend daherkommen. Auch gibt es immer wieder etwas zu deuten. Ich mochte das sehr. Die Stimmungen sind so eingefangen, dass ich mir alles problemlos vorstellen konnte. Ich hätte am liebsten alles auf einmal gelesen.

Nachwort

Neben der Geschichte, die in 9 Kapitel aufgeteilt ist, gibt es außerdem ein Nachwort von Paul Ingendaay, das ich total interessant fand. Vieles habe ich beim Lesen genauso wahrgenommen, aber ich habe auch noch viele aufschlussreiche Hintergrundinformationen bekommen. Daumen hoch dafür.

Fazit

Die seltsame Faszination, die Jay Gatsby auf seine Mitmenschen ausgeübt hat, habe ich auch beim Lesen dieser Tragödie verspürt. Ich mochte besonders das, was zwischen den Zeilen stand, das, was es zu deuten gab.

4/5!

Der große Gatsby (detebe): Roman

328 Seiten / ISBN: 978-3257236927 / Übersetzung: Bettina Abarbanell


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