Die purpurnen Flüsse – Jean-Christophe Grangé

Inhalt

In „Die purpurnen Flüsse“ gibt es zwei Stränge, die zusammenlaufen:

Hauptkommissar Pierre Niémans wird aus Paris in die kleine Universitätsstadt Guernon beordert, um sich mit dem Verbrechen an dem 25-jährigen Chefbibliothekar der Uni zu befassen. Rémy Caillois brach zu einer Klettertour auf – und endete als grausam zugerichtete Leiche in fünfzehn Metern Höhe. Er wurde gefoltert, erdrosselt, in eine Felsnische eingeklemmt. Niémans sucht nach einem erfahrenen Kletterer – mitten in einem Volk von Bergsteigern.

Polizeileutnant Karim Abdouf, 29, (ehemaliger) Autodieb, untersucht eine vermeintliche Grabschändung sowie den Einbruch in eine Grundschule in Sarzac. Als eine Spur nach Guernon führt, treffen die unberechenbaren Einzelgänger Niémans und Abdouf aufeinander. Werden sie die Wahrheit finden?

Figuren, die real erscheinen

Die Hauptfiguren sind herausragend. Sie sind auffällig, stark, wirken echt. Es lässt sich streiten über ihre Brutalität, aber beide waren für mich nicht nur „böse Bullen“. Sie haben als Protagonisten überzeugt. Niémans wurde mit psychotischen Anfällen von Gewalttätigkeit sowie einer Phobie ausgestattet. Er hat fast zwanzig Jahre Erfahrung, ist trotz seiner Fehler ein geachteter Ermittler, einer der besten der französischen Polizei.

Abdouf steht am Anfang, hat eine bemerkenswerte Vergangenheit, ist gründlich, verbissen, unerschrocken.

Man liest die Arbeit heraus, die sich der Autor mit seinen Charakteren gemacht hat. Wir bekommen Hintergrundinformationen en masse, ohne dass es zu viel wird. Jedes Wort scheint nötig, jede Einzelheit ist von Bedeutung, schafft Tiefe. Alles wird in Handlung verpackt, die knackig daherkommt und zu unterhalten weiß. Niémans und Abdouf hätten lebendiger kaum sein können. Besser hätte ich sie mir nur vorstellen können, wenn sie neben mir aufgetaucht wären – überrascht hätte mich zumindest ihre Leibhaftigkeit nicht.

Konkret und rasant

Der Autor schreibt prägnant. Wir kriegen detaillierte Einblicke, ohne dass es ausartet. Jean-Christophe Grangé stopft die vielen Auskünfte in treffende Worte – ich mochte seinen gehaltvollen und zumeist temporeichen Schreibstil über alle Maßen.

Zum Ende hin ließ die Spannung nach. Anfangs war ich zu jedem Zeitpunkt bereit, 6/5* zu geben. Ohne zu zögern. Während der ersten Hälfte war ich begeistert wie lange nicht. Gefühlt hätte man gegen Schluss ein bisschen kürzen können. Der Schwung ging verloren – mein Interesse allerdings nicht.

Auflösung

Im Verlauf zeichnete sich ab, wer in die Geschichte involviert ist. Das ganze Ausmaß habe ich nicht erfasst. Es ist eine verzweigte und nicht vollumfänglich glaubwürdige Wahrheit, die uns präsentiert wird. Der Profi Niémans handelt dabei nicht so profimäßig, wie ich mir das anhand seiner Erfahrungen vorgestellt habe. Nichtsdestotrotz hat mich die Story insgesamt überzeugt. Ich bleibe zufrieden zurück.

Reihenfolge

Ich habe nach ein paar Seiten recherchiert, ob es mehr Bände um Hauptkommissar Pierre Niémans gibt. Es deutet am Ende nichts darauf hin, aber: Ja, „Die purpurnen Flüsse“ ist der Auftakt einer Reihe. Die weitere Reihenfolge lautet:

2 – Die letzte Jagd
3 – Tag der Asche

In „Die letzte Jagd“ spielt Abdouf leider keine Rolle. Ob und wie er in „Tag der Asche“ auftaucht, kann ich (noch) nicht sagen.

Film

Wahrscheinlich muss ich es nicht erwähnen, weil hinreichend bekannt: Es gibt eine Verfilmung. Jean Reno spielt Pierre Niémans.

Fazit

Anfangs war ich sicher, einen der besten Thriller überhaupt in Händen zu halten. Das ließ nach, aber ich wurde gut unterhalten, fand die Protagonisten überzeugend und will mehr von Grangé lesen.

4/5!

Die purpurnen Flüsse: Thriller

400 Seiten / ISBN: 978-3-404-18383-8 / Übersetzung: Barbara Schaden


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