Werbung, da Rezensionsexemplar
Inhalt
Siobhan Kelly, Miranda Rosso, Jane Miller – drei Frauen, die am Valentinstag in „Up to Date – Drei Dates machen noch keine Liebe – oder doch?“ von demselben Mann versetzt werden: Joseph Carter. Was verbirgt er? Wieso versäumt er das Frühstück mit der erfolgreichen Life-Coachin Siobhan? Warum lässt er den Lunch mit der Baumpflegerin Miranda platzen? Weshalb bleibt er der Party, auf der er Janes Fake-Freund spielen wollte, fern?
Charaktere
Die Autorin hat sich nicht nur eine originelle Story überlegt, sie hat auch verschiedene Charaktere erschaffen, die ich mir gut vorstellen und von Anfang an auseinanderhalten konnte.
Siobhan
Siobhan ist 28/29. Sie trifft sich am ersten Freitag im Monat mit Joseph, manchmal zusätzlich, wenn sie beruflich in London ist. Die erfolgreiche Beraterin ist ein echter Workaholic, gibt Selbstbehauptungskurse und weiß, was sie will – eine feste Beziehung gehört nicht dazu. Dass Joseph sie nicht wie sonst spätabends, sondern am Valentinstag zum Frühstück treffen will, überrascht sie. Dass er nicht auftaucht, verletzt sie. Ist das das Ende der beiden?
Siobhan wirkt auf den ersten Blick oberflächlich, ist es aber nicht. Ich mochte sie und fand es gut, dass sie – und die Leserschaft – in die Krise geworfen wird. So konnte ich ihre verborgenen Gefühle, ihre Ängste sehen und eher mit ihr fühlen.
Miranda
Miranda ist mit einem Zwillingsschwesternpaar gesegnet, das vorübergehend bei ihr wohnt. Für ihren Job begibt sie sich in schwindelnde Höhen – und auch ihre Beziehung zu Joseph scheint einen Höhenflug zu erleben, denn die Einladung zum Valentinstags-Lunch ist ein Zeichen, oder? Dass er sie versetzt, könnte allerdings ebenfalls eins sein.
Ich muss gestehen, dass mir Miranda von den Figuren am wenigsten gegeben hat. Ihre Zwillingsschwestern fand ich unglaubwürdig und meistens nervig, sie blieb mir zu blass. Gegen Ende wurde es besser, ich hatte eine bestimmte Vorstellung für ihren persönlichen Ausgang – und habe dahingehend mitgehofft.
Jane
Jane Miller ist eine schüchterne Frau, die in einem gemeinnützigen Secondhandladen arbeitet und ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit macht. Um nicht allein auf der Verlobungsparty ihrer Kollegin zu erscheinen, wollte sich Joseph, mit dem sie einen Buchclub gegründet hat, als ihr Freund ausgeben. Doch er kommt nicht. Wieso lässt er sie hängen?
Am besten fand ich, dass Jane, die schüchterne Bücherliebhaberin, über das, was sie in London erlebt hat, schweigt. Ohne diese Heimlichkeit hätte ihrer Geschichte die Spannung gefehlt. So stellte sie für mich neben dem Rätselraten um Joseph den interessantesten Part dar. Ich wollte nicht nur wissen, wie die Freundschaft weitergeht, ob sie scheitert oder sich entwickelt, sondern auch, wieso sie sich nie mehr verlieben will und was vorgefallen ist. Jane macht in meinen Augen die größte Entwicklung durch.
Joseph
Und dann ist da Joseph, der Mann, um den sich alles dreht. Wir erfahren nicht allzu viel über ihn. Wir wissen, wie er aussieht, dass er eine kranke Mutter hat, was mit seinem Vater war. Er wirkt ständig gehetzt und kommt spät, allerdings nie in einem Ausmaß, das die Ladies nachhaltig enttäuscht. Er bleibt undurchsichtig, was nötig ist, damit die Story funktioniert.
Ich hatte gemischte Gefühle ihm gegenüber, was verständlich ist, wenn er so liebenswürdig und aufmerksam, aber auch wie ein Lügner und Betrüger dargestellt wird.
Wir haben: Drei völlig unterschiedliche Frauen, einen nicht durchschaubaren Mann. Viele Dinge, über die die Beteiligten schweigen. Ich war absolut gespannt, in welche Richtung sich die Ausgangssituationen bewegen würden.
Der Twist macht’s aus
Die Geschichte ist rätselhaft. Nach und nach lernt man die drei Frauen kennen, die auf die eine oder andere Weise mit Joseph Carter in Kontakt stehen und am Valentinstag von ihm versetzt wurden. Ich hatte keine Ahnung, was läuft, worauf das Ganze hinauswill. Ist er ein Schuft? Was sind seine Absichten? Was kann ich vom Ende erwarten? Ich war extrem neugierig auf den Verlauf und die Auflösung.
Ich mochte die anderen Bücher der Autorin gern, insbesondere ihren Erstling, aber hier hat sich Beth O‘Leary etwas zum Miträtseln überlegt. Es ist keine lustig-leichte RomCom mit klar vorhersehbarem Ablauf. Ich finde, dass ihr der Aufbau super gelungen ist und habe die Geschichte gespannt verfolgt.
Es ist eine Story über Liebe, Verlust, Schutzmauern und Selbstfindung. Eine, die Zeit braucht. Denn bis ich an den Punkt kam, an dem ich den Durchblick erhielt, fühlte es sich manchmal lahm und ziellos an. Man sollte zwei Dinge vermeiden:
Sich durch Rezensionen, die zu viel verraten, zu spoilern. Der Twist macht alles aus, der Reiz des Buches ist weg, wenn die Wendung bekannt ist.
Aufgeben. Ja, zwischendrin fand ich es fad, das gebe ich zu. Aber nach etwa 3/4 des Buches bekam ich die eine Information, auf die ich lange gewartet habe und die alles in einem anderen Licht erscheinen lässt. Es ist eine überraschende Wendung, die ich nicht kommen sah. In diese Richtung habe ich nicht gedacht. Es hat Spaß gemacht, sie zu entdecken, das Warten hat sich gelohnt. Man verfolgt, wie die Ereignisse sich zuspitzen, sehnt den großen Knall herbei – und dann kommt er, hört sich aber ganz anders an als erwartet. Großartig!
Der weitere Verlauf ließ sich grob erahnen, was mich nicht gestört hat.
Ein zufriedenstellendes Ende
Niemand hat es verdient, verletzt zu werden, und die Frauen sind sympathisch dargestellt. Ich wollte nicht, dass eine von ihnen zurückgewiesen wird bzw. dass alle hintergangen werden. Eigentlich scheint es bei dem, was aufgebaut wird, unmöglich, und ich habe auch nicht damit gerechnet, aber: Ich bleibe zufrieden zurück. Das muss man bei der Ausgangslage erst mal schaffen – und Beth O’Leary ist es gelungen. Es gibt Tragik und große Gefühle, das Ende ist eine Mischung aus herzzerreißend und wunderschön. Zwar war ich nie tief berührt, bin nicht in die Nähe von Tränen gekommen, aber kaltgelassen haben mich die Enthüllungen nicht.
Aufbau/Stil
Wir bekommen wechselnde Einblicke in die Geschichten der Figuren. Zunächst erzählen Siobhan, Miranda und Jane. Im Epilog gibt Joseph seine abschließenden Gedanken preis. Auf einen Ich-Erzähler wird verzichtet.
Ich mochte den Aufbau. Die Kapitel sind kurz. Die Fragezeichen wachsen beim Lesen, die Auflösung zögert sich schon allein durch die verschiedenen Perspektiven hinaus. Ich fand das gut gelöst.
Beth O’Leary schreibt locker und leicht. Ich mag ihren flüssig zu lesenden Schreibstil. Für mich ist „Up to Date – Drei Dates machen noch keine Liebe – oder doch?“ keine feel-good-RomCom wie ihr Debüt, es gibt aber wieder einige Stellen, die humorvoll geschrieben sind. Die Zwillingsschwestern sorgen für die eine oder andere Albernheit. Das letzte Viertel hält einiges an Emotionen bereit.
Fazit
Ich fand’s cool. Die Story ist rätselhaft, man will wissen, was gespielt wird – und warum. Die Figuren sind sympathisch. Meine Theorien waren falsch. Erst nach der überraschenden Info im letzten Viertel des Buches, die etwas eher hätte kommen dürfen, war mir der restliche Verlauf klar. „Up to Date“ ist ein Roman zum Miträtseln – und ein gutes viertes Werk der Autorin. Clever geplottet, Beth O’Leary!
4/5!
Up to Date – Drei Dates machen noch keine Liebe – oder doch?: Roman
416 Seiten / ISBN: 978-3-453-36106-5 / Originaltitel: The No-Show / Übersetzung: Babette Schröder, Pauline Kurbasik
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