Carrie Soto is Back – Taylor Jenkins Reid

Werbung, da Rezensionsexemplar

Inhalt

1987 gewann Carolina „Carrie“ Soto zum neunten Mal Wimbledon. Gleichzeitig stellte sie einen Rekord auf: Sie konnte zwanzig Grand-Slam-Titel im Einzel verbuchen.
1989 zog sie sich als größte Tennisspielerin aller Zeiten zurück.
1994 sitzt sie mit ihrem Vater und ehemaligen Trainer Javier im Stadion und sieht dabei zu, wie Nicki Chan Ingrid Cortez besiegt – und mit ihr gleichzieht. Beide gewannen zwanzig Grand-Slam-Turniere. Sie ist nicht mehr die größte Tennisspielerin aller Zeiten. Die 36-Jährige konnte noch nie verlieren – sie will zurück zum Profitennis und mindestens eins der vier Grand-Slam-Turniere gewinnen, um ihren Weltrekord zu verteidigen. „Carrie Soto is Back“: Wird sie es nach fast sechs Jahren Pause schaffen, sich zurückzukämpfen?

Carrie Soto

Für Carolina Maria Soto, genannt Carrie, gibt es nur Gewinnen oder Versagen, dazwischen nichts. Die als kühl und eingebildet geltende Tennislegende war neun, als sie anfing, Siege einzufahren. Immer an ihrer Seite: Ihr Vater Javier, der in Argentinien ein erfolgreicher Tennisspieler war. Er holte sich in elf Jahren dreizehn Meisterschaften, trainierte in den USA andere – und schließlich seine Tochter, in der er das vielversprechendste Potenzial sieht.

Carrie stieg mit 17 in die Top Ten der Weltrangliste auf, konnte mit 20 vier Grand-Slam-Titel ihr Eigen nennen. Mit knapp 30 war sie die größte Spielerin aller Zeiten. Und mit 31 am Ende. Doch nun, Jahre später, geht es ihrem Knie besser. Sie will es wagen, kann sich ihren Rekord nicht tatenlos abnehmen lassen. Im Gewinnfall wäre sie automatisch die älteste Frau im Tennissport, die einen solchen Erfolg vorweisen kann. Und so wie ich das Duo Soto kennenlernte, war mir klar: Es ist möglich.

Ich habe so sehr mit ihr gefiebert. Sie gilt als kalt, aber es stellt sich heraus, dass sie damit etwas anderes kompensiert. Carrie Soto hat mich als Protagonistin umgehauen. Sie wirkte so echt wie Evelyn Hugo oder Daisy Jones, fiktive Personen, die die Autorin derart zum Leben erweckt hat, dass man unwillkürlich recherchiert, ob sie existieren. Bei Carrie Soto habe ich das gelassen – ich weiß inzwischen, dass Taylor Jenkins Reid bei der Entwicklung ihrer Charaktere ein Ass ist. Nein, es gibt Carrie Soto nicht – und es gibt sie doch.

Das Zwischenmenschliche

Freundschaften? Fehlanzeige. Liebe? Nein. Werbeverträge? Weniger als andere. Sie spielt für sich, nicht für ihre Fans. Carrie ist nicht gut mit Menschen – und das fand ich grandios, weil es viele Probleme aufwirft und Raum für Entwicklungen bietet.

Die Beziehungen in „Carrie Soto is Back“ haben mir besonders gefallen.

Javier trainierte Carrie von Anfang an. Irgendwann gab es eine Krise. Mit Carries Comeback fangen sie noch einmal an – und das Verhältnis ist nach wie vor voller Liebe, aber es hat sich verändert. Beide müssen Zugeständnisse machen, Carrie ist gewachsen. Sie begegnen sich auf Augenhöhe. Ich mochte, dass sie sofort klargemacht hat, kein Kind mehr zu sein, ein Recht auf eine Meinung zu haben.
Ich habe es geliebt, wie sehr man die Veränderungen spüren konnte, nicht nur bei Carrie. Bei allen. Genau wie die Liebe, auch wenn Carrie niemand ist, der sie hinausschreit. Ihr Vater gleicht das wunderbar aus. Ich habe die beiden so gerne erlebt.

Mit dem 40-jährigen „Hitzkopf Huntley“ haben wir eine weitere wichtige Figur. Es war mir ein absolutes Vergnügen, die Wortwechsel und Entwicklungen zwischen ihm und Carrie zu verfolgen. Ich habe geschmunzelt, gelacht und gehofft. Bowe Huntley ist genau das, was die Geschichte brauchte, um Carrie zusätzlich aus der Reserve zu locken. Ich mochte ihn ohne Ende. Und das, was zwischen ihm und Jav stattfand, hat mich ebenfalls gekriegt. Carrie, Javier, Bowe – die perfekte Kombination für diese Story. Ich habe alles daran gefeiert.

Themen

Es geht um Tennis. Ich kenne mich nicht aus damit, habe nie ein vollständiges Match gesehen. Es interessierte mich bisher wenig. Doch Taylor Jenkins Reid hat mich gefesselt, als würde es sich um meine Lieblingsbeschäftigung handeln. Es war spannend, fesselnd, mitreißend – auch ohne Tenniskenntnisse.

Es geht außerdem darum, dass man nichts beweisen muss, obwohl man manchmal das Gefühl hat, es tun zu müssen. Es geht darum, seine eigenen Intentionen (und die anderer) zu hinterfragen. Darum, nicht die Freude an etwas zu verlieren. Zu akzeptieren, dass alles vergänglich ist.

In „Carrie Soto is Back“ werden wichtige Themen eingestreut. Es geht darum, wie es ist, eine (erfolgreiche) Frau zu sein. Gwen Davis, die Carrie vertritt, wirft den Aspekt ein, wie es ist, eine Schwarze Frau zu sein. Nicki Chan zeigt als Asiatin auf, dass es Personen, die nicht blond und blauäugig sind, schwerer haben.

Es geht um Verurteilungen, darum, was die Presse macht, was andere in uns sehen – und wie wenig das manchmal unserer eigenen Einschätzung entspricht.

Und es geht um die Macht der Ehrlichkeit.

Mir hat gefallen, wie die Autorin diese Punkte in die Geschichte eingebracht hat.

Aufbau/Stil

Das erste Viertel zeigt uns, wie Carrie zu der geworden ist, die sie ist. Wir lesen über ihre Kindheit voller Trainings, über den Verlust ihrer Mutter Alicia, Jungs und Carries Selbstwahrnehmung.

Danach befinden wir uns im Heute, es geht um ihr Comeback, darum, ob Carrie an alte Zeiten anknüpfen kann. Ist sie zu lange raus? Kann sie mithalten? Was wird nötig sein, um wieder in Form zu kommen?

Interviews und Zeitungsausschnitte sorgen für Abwechslung.

Mir hat der Aufbau gefallen, ich habe Carrie (und die anderen Figuren) gut kennengelernt, konnte ihre Verhaltensweisen nachvollziehen.

Der Stil der Autorin ist herausragend. Sie schreibt spiegelglatt. Man rutscht durch die Seiten, da ist nichts, an dem man hängenbleibt, nichts, das aufhält. Jedes Wort ist das richtige, die Sätze lassen sich verschlingen, die Kapitel fliegen dahin. Ich habe alles an dem Roman geliebt. Wenn ich nur noch die Bücher einer einzigen Person lesen dürfte – es könnte Taylor Jenkins Reid sein. Ernsthaft. Sie begeistert mich für Themen, die mich nicht reizen, sie unterhält und berührt. Sie bringt mich zum Weinen. Ich liebe die Charaktere, die ihre Ecken und Kanten haben, die Dynamiken zwischen den Figuren. Alles.

Fazit

Ein großartiges Buch! Ich habe gelacht und geweint, mitgefiebert und -gelitten. Ich liebe alles an dem Roman.

5/5!

 

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416 Seiten / ISBN:  978-3548067537 / Übersetzung: Babette Schröder


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Ich habe gelesen:

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
Daisy Jones & The Six

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