Daisy Jones & The Six – Taylor Jenkins Reid

Inhalt

Daisy Jones & The Six ist eine erdachte Rockband, die in den 70ern berühmt war, ehe sie sich während einer Tournee im Jahre 1979 trennte. Über die Gründe wurde nichts bekannt.

Nun, Jahrzehnte später, wird ein Buch veröffentlicht. Die lange namenlose Autorin erzählt die Geschichte der Band anhand diverser Interviews, die sie mit den Mitgliedern und deren Umfeld in den letzten acht Jahren führte. Das Ergebnis: Eine Oral History, die einige Geheimnisse lüftet und sich bis zum Schluss spannend liest.

Daisy Jones

Es beginnt mit Daisy Jones. Die 1951 geborene Amerikanerin hatte nur ihre Eltern – und die waren mit sich selbst beschäftigt. Viel zu früh kam sie mit Männern und Drogen in Kontakt. Mehrmals wurde sie als Muse benutzt, ohne es zu wollen. Sie entschied, ihre eigenen Songs zu schreiben, wollte gesehen, gehört werden. Zunächst konnte sie aber nur mit ihrer rauchigen Stimme (und ihrem Aussehen) überzeugen.

Es war schwer, Daisy eine schlechte Entscheidung nach der nächsten treffen zu sehen. Am liebsten hätte ich die eine oder andere Sache verhindert. Ich war gespannt, was zur Auflösung der Band führen – und was aus Daisy werden würde. Befürchtet habe ich das Schlimmste, gehofft das Beste.

… & The Six

Zeitgleich stiegen The Six um Leadsänger Billy auf. Sie waren auf demselben Label – und erklärten sich zu einem Duett mit Daisy bereit. „Honeycomb“ entstand – und war der Anfang von etwas ungeahnt Großem.

Ich hatte kein Problem, die sechs Mitglieder auseinanderzuhalten. Anfangs fühlte ich vor allem mit Sänger Billy und seiner Camila

"Ich denke, man muss an Menschen glauben, bevor sie es verdienen. Sonst wäre es ja auch gar kein Glauben, oder?"

(S. 88. Sie war mein allerliebster Charakter),

später mit seinem Bruder, Gitarrist Graham. Es wurde zeitweise ziemlich emotional. Zwar habe ich – im Gegensatz zu ihrem neuen Buch – keine Träne verloren, aber es gab einiges zum Mitfühlen.

Die anderen hätten nicht fehlen dürfen: Warren, Schlagzeuger, überzeugt mit seiner lässigen Art, durch Bassist Pete kommt sein Bruder Eddie in die Band. Der Gitarrist bringt später eine interessante Dynamik mit rein. Und durch Karen, Keyboarderin, kommen wichtige Themen auf.

Die Story funktioniert, weil alle mit an Bord sind und ihren Teil beitragen.

Glaubwürdig

Die Autorin kann vieles – und für mich eines ganz besonders: Lebendige Figuren erschaffen.

Mein erstes Buch von ihr war „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ – und ich konnte nach dem Lesen kaum glauben, dass es sich bei ihr um einen fiktiven Charakter handelt.
Wie geht es mir mit Daisy Jones & The Six? Genauso! Sie wirkten allesamt so echt, dass es mir schwerfällt, zu akzeptieren, dass ich keines ihrer Lieder hören kann.

Taylor Jenkins Reid begeistert mich für Figuren, die anecken. Die Fehler machen – und dazu stehen. Sie kommen durch damit. Ich mochte sie, trotz allem.

Vielfältig

Es geht um Musik, um Daisys rauchige und Billys tiefe und verletzliche Stimme. Um Rock ’n‘ Roll, Sex und Drogen.
Es geht um Gefühle verschiedenster Art. Wir lesen von Vertrauen und Eifersucht, Liebe und Schmerz, von Macht und Akzeptanz. Es geht darum, dass sich alles verändert, immer – und wie verschieden man damit umgehen kann. Wie hart es ist, für und gegen etwas zu kämpfen.

Für mich geht es in allererster Linie um Kontrolle. Wenn ich eine Prämisse nach James N. Frey (Autor von „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“) finden wollte, würde sie das Wort „Kontrolle“ beinhalten.

Auffällig ist, dass die weiblichen Hauptfiguren (erneut) stark und unangepasst sind. Ganz nebenbei werden dadurch wichtige Themen eingeflochten. Daumen hoch dafür.

Aufbau

Wir lesen die Geschichte anhand der Interviews, die die fiktive Autorin geführt hat. Fragen gibt es keine, es ist ein Mix aus Antworten. Mir haben sowohl die Idee als auch die Umsetzung gefallen. Der Roman liest sich flott weg, ich war von Anbeginn an gefesselt und gespannt bis zuletzt.

Manchmal wird derselbe Sachverhalt unterschiedlich geschildert, je nachdem, wie die-/derjenige die Geschehnisse empfunden hat. Ich mochte das, es macht die Geschichte noch glaubwürdiger.

Die abgedruckten Songtexte am Ende runden das Buch ab.

Fazit

Die Autorin schafft es, mich komplett in ihre Geschichten zu ziehen. Sie begeistert mich für Themen, die mich wenig reizen, für Menschen, die schlimme Fehler begehen. Sie erweckt ihre Figuren derart zum Leben, dass ich kaum glauben kann, dass sie nicht existieren. Es gibt kein Lied von Daisy Jones & The Six? Keinen Film mit Evelyn Hugo? Bist du sicher? Denn ich bin es nicht.

4,5/5!

Daisy Jones & The Six: Roman

368 Seiten / ISBN: 9783550200779 /  Übersetzung: Conny Lösch


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Ich habe gelesen:

Die sieben Männer der Evelyn Hugo

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