Das also ist mein Leben – Stephen Chbosky

Inhalt

Morgen fängt die Highschool an – und Charlie hat Angst. Weil er niemanden hat, dem er sich anvertrauen kann, schreibt er in „Das also ist mein Leben“ einen anonymen Brief an einen Fremden. Es ist der Beginn einer einseitigen Brieffreundschaft, die der 15-Jährige das gesamte erste Jahr hindurch aufrechterhält – und die eine so große Bedeutung hat.

Der Protagonist

Charlie ist zu Beginn des Buches 15 Jahre alt. Er ist das jüngste Kind der Familie, hat einen Bruder und eine Schwester. Zu seiner Tante Helen hatte er ein enges Verhältnis, doch sie starb, als er sieben war. Sein Freund Michael beging im letzten Frühjahr Selbstmord. Charlie fühlt sich allein. Und unverstanden – auch von sich selbst.

Charlie hat mir als Protagonist ein paar Schwierigkeiten bereitet. Er ist einerseits ein gewöhnlicher Teenager, der verwirrt und überfordert ist, erste Erfahrungen macht und seinen Platz sucht.
Seine emotionale und nachdenkliche Art mochte ich besonders. Er kann in Worte fassen, was er fühlt, auch wenn er nicht versteht, wo das alles herkommt oder hinführt. Die Tatsache, dass er seine Gedanken ungefiltert aufschreibt, ermöglicht es, ihm nahezukommen.
Andererseits ist Charlie auffällig anders. Zwangsläufig kommen Fragen auf:

Ist Charlie krank?

Ich habe beim Lesen ab und zu überlegt, ob Charlie krank oder entwicklungsverzögert ist. Er ist extrem intelligent, hat Probleme im Umgang mit seinen Mitmenschen, leidet unter Ängsten. Seine Tränenausbrüche erinnern eher an ein kleines Kind als an einen Pubertierenden. Als seine Tante stirbt, weint er nicht.

Ich glaube nicht, dass Charlie eine autistische Störung/das Asperger Syndrom hat, auch wenn manches vielleicht dafürspricht. Im Verlauf wird deutlich, wie feinfühlig er ist, wie sehr er auf das Wohl seines Umfelds bedacht ist. Dass es anderen gut geht, steht für ihn an erster Stelle. Er beobachtet sie, macht sich viele Gedanken, kann deuten, was er sieht. Seine Tränen unterstreichen seine unendliche Empathie.

Für mein Empfinden ist er sozial unbeholfen, schüchtern. Am Schluss vertraut Charlie „seinem Brieffreund“ etwas an, das er noch nie jemandem erzählt hat. Diese Sätze rücken sein gesamtes Verhalten in ein anderes Licht. Ich denke, dass er unter den Folgen des Traumas leidet. Angst und Depression sind typisch, die Drogen tun ihr Übriges.

Krank oder nicht: Charlie ist ein liebenswürdiger Charakter, der sich mit Schwierigkeiten herumschlägt, die in diesem Alter üblich sind. Auch der Originaltitel (The Perks of Being a Wallflower) spricht für mich dafür, dass der Autor einen Teenager (Typ Mauerblümchen) darstellen wollte, mit dem sich viele identifizieren können, ohne dass er komplett uninteressant erscheint.

Die übrigen Figuren

Es gibt weitere Personen, die eine wichtige Rolle spielen, insbesondere die Stiefgeschwister Sam und Patrick. Auch Mary Elizabeth und Charlies Familie haben bedeutende Auftritte.

Ich fand die handelnden Figuren nicht übermäßig überzeugend, aber es hat ausgereicht, um mir die Geschichte gut vorstellen zu können.

Stil

Ich mag Bücher, in denen Nachrichten ausgetauscht werden. „Das also ist mein Leben“ ist ein Roman, der komplett in Briefform geschrieben ist. Das Ganze erinnert an Tagebucheinträge. Mir hat das gefallen, ich fand Charlies Zeilen authentisch.

Stephen Chbosky lässt seine Hauptfigur nicht alles sofort erzählen. Eine wichtige Information gibt es erst auf den letzten Seiten.

„Show, don’t tell“ hat Chbosky als Drehbuchautor und Regisseur drauf. Es wundert mich nicht, dass das Buch verfilmt wurde. In „Vielleicht lieber morgen“ spielen Logan Wade Lerman, Emma Watson und Ezra Miller die Hauptrollen. Da ich den Film nicht kenne, kann ich keinen Vergleich zum Roman anstellen.

An wen schreibt Charlie?

Der Brief, mit dem alles beginnt, ist auf den 25.08.1991 datiert, der (vorerst) letzte stammt vom 23.08.1992. Das gesamte erste Highschooljahr schreibt er aus seinem Leben. Es sind Tagebucheinträge, die jeweils mit „Lieber Freund“ überschrieben sind, anonym verschickt an einen Außenstehenden. Doch an wen schickt Charlie seine Briefe?

Der Autor hat sich öfter dazu entschieden, Dinge anzudeuten, ohne sie in allen Einzelheiten auszuführen. Auch eine eindeutige Antwort auf die Frage, an wen Charlie schreibt, bleibt aus. Wir erfahren, dass es sich um einen Fremden handeln soll, von dem er etwas hörte, das ihn in seinen Augen zu einem geeigneten Ansprechpartner machte.

Da keine klare Auflösung erfolgt, gibt es möglicherweise verschiedene Deutungen, aber für mich enthüllt das „Später“-Kapitel, an wen die Briefe tatsächlich adressiert sind – und mir hat die Idee gefallen, weil sie eine besondere Verbindung ermöglicht.

Botschaften

Das Buch vermittelt wichtige Botschaften:

Du bist nicht allein. Jeder Mensch hat Probleme – und kann sie überwinden. Wir sind nicht das, was wir erlebt haben, wir können andere Wege einschlagen. Man sollte sein Leben in die Hand nehmen, statt ein stiller Zuschauer zu bleiben.

Der Abschluss ist gelungen. Es ist ein aufbauender Roman, aus dem Jugendliche durchaus etwas mitnehmen könnten.

Für Teens

Mir hat das Buch nur teilweise zugesagt. Zweimal wollte ich es abbrechen, weil ich die Szenen seltsam fand. In erster Linie hatte ich das Problem, dass ich mir zu alt vorkam. „Das also ist mein Leben“ richtet sich eher an 14/15-Jährige. Ich lese gerne Jugendbücher/Coming-of-Age-Geschichten, aber hier hatte ich manchmal das Gefühl, die Zeilen wären nicht für mich bestimmt. Ich denke, dass es mir zu der Zeit, als ich in die Zielgruppe fiel, besser gefallen hätte.

Fazit

Interessanter Protagonist. Die Briefform und Botschaften in „Das also ist mein Leben“ haben mir gefallen. Aber ich war (gefühlt) zu alt für diese Story; manches war mir zu befremdlich.

3/5!

 

Ein Klassiker für Jugendliche:

 

 

288 Seiten / ISBN: 978-3-453-42589-7 / Originaltitel: The Perks of Being a Wallflower / Übersetzung: Oliver Plaschka


 

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