Inhalt
Alle, sie eingeschlossen, ahnten es: Marina Iwanowna würde die Geburt eines weiteren Kindes nicht überleben. In „Der Bär und die Nachtigall“ kämpfte sie für das Baby, spürte, dass es eine Tochter werden würde – und dass diese die Kräfte von Marinas Mutter mitbekäme.
Wasilisa Petrowna, genannt Wasja, wird geboren. Sie ist ein Wirbelwind. Wie ihre Geschwister liebt sie die Märchen, die das Kindermädchen erzählt. Doch im Gegensatz zu Olga, Kolja, Sascha und Aljoscha sieht sie tatsächlich Geister, spricht mit ihnen – und spürt, dass sich draußen etwas zusammenbraut.
Eine kraftvolle Protagonistin
Wasja ist eine Hauptfigur voller Power. Sie ist mutig, ständig in Bewegung, unangepasst. Die Vorstellungen der anderen und „das Los der Frauen“ passen nicht zu ihr. Sie ist ein dynamischer Charakter, der dafür sorgt, dass die Geschichte nach ruhigeren Phasen immer wieder spannend wird. Ich habe die Rebellin in mein Herz geschlossen.
"Ich würde direkt in den Schlund der Hölle gehen, solange es nur meine eigene Entscheidung ist, nicht die der anderen." (S. 334)
Auch die übrigen Figuren sind gelungen. Ich konnte sie mir alle vorstellen. Sie bringen die Themen, beispielsweise Glaube, Angst und Mut, überzeugend rüber.
Märchen
Ich geb’s zu: Ich bin kein Märchen-Fan. Die Winternacht-Trilogie gehört in den Historical Fantasy/historische Fantasy-Bereich, sie reizte mich aufgrund der positiven Bewertungen aus aller Welt – und hat mir bestätigt, dass es sich lohnt, Werke aus anderen Genres auszuprobieren.
Die Autorin hat eine Menge russische Volksmärchen in ihrem Buch verarbeitet, im Auftaktband insbesondere Väterchen Frost. Daneben ist der Inhalt inspiriert von Der Tod von Koschei dem Unsterblichen, Die Froschprinzessin, Die zwölf Monate und Finist – Heller Falke.
„Der Bär und die Nachtigall“ spielt im 14. Jahrhundert in Nord-Rus. Es handelt sich um eine Mischung aus tatsächlichen Ereignissen, slawischer Folklore, Märchen und Fantasy.
Aufbau/Schreibstil
Die Geschichte besteht aus drei Teilen und 28 Kapiteln. Es folgt eine kurze Anmerkung der Autorin sowie ein Glossar.
Wir folgen Wasilisa von ihrer Geburt bis dahin, wo sie eine junge Frau ist. Es gibt viele Details, wodurch ruhigere Abschnitte entstehen. Sprünge in der Zeit nach vorne, im ersten Teil wird Wasja geboren, im zweiten ist sie bereits 14, verhindern, dass das Werk zu langatmig und umfangreich wird. Die Ausbrüche der Protagonistin sowie die klug gesetzten Höhepunkte sorgen dafür, dass keine Langeweile entsteht.
Die Autorin hat sich für die Multiperspektive entschieden. Sie schreibt konkret und bildhaft. Ihre Sätze lassen sich flüssig lesen, fesseln, machen das Geschehen noch interessanter, als es sowieso ist. Das Ganze ist unglaublich atmosphärisch. Ich habe das Gefühl, dass alles aus der Idee herausgeholt wurde.
Gewöhnungsbedürftig sind ggf. die Namen, von denen es auch einige Koseformen gibt, sowie die Begriffe, die im Glossar erläutert werden. Ich hatte keine Schwierigkeiten, habe mich gut zurechtgefunden und den Anhang erst nach Ende der Geschichte entdeckt. Es schadet aber nicht, zunächst einen Blick darauf zu werfen.
Winternacht-Trilogie
„Der Bär und die Nachtigall“ ist Band 1 der Winternacht-Trilogie von Katherine Arden. Die weitere Reihenfolge lautet:
Band 2 – Das Mädchen und der Winterkönig
Band 3 – Die Hexe und der Winterzauber
Da die Bücher aufeinander aufbauen, ist es empfehlenswert, sie der Reihe nach zu lesen.
Fazit
Starke Charaktere in einer düsteren und spannenden Geschichte voller Magie. Hat mich gepackt, ich werde die Fortsetzung kaufen.
4/5!
Bereit für die Reise in eine magische Welt?
432 Seiten / ISBN: 978-3-453-32003-1 / Originaltitel: The Bear and the Nightingale / Übersetzung: Michael Pfingstl