Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland – Sarah Brooks

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland - Sarah Brooks

„Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland“ von Sarah Brooks ist ein wilder Genre-Mix, ansonsten aber leider eher lasch.

2/5

Inhalt

In 15 Tagen von Peking nach Moskau – das ermöglicht das Projekt der Transsibirien-Kompanie.
Im Sommer 1899 betritt Maria Petrowna den 20 Wagen langen Zug, um etwas zu beweisen, der Professor, der in einem fort hin und her reist, will ihn das letzte Mal betreten, während die 16-jährige Zhang Weiwei, „Das Zugkind“, diesen noch nie verlassen hat.
Diese Durchquerung ist anders. Beim letzten Mal ist etwas vorgefallen, alle wissen es, doch niemand sagt Genaueres. Und so fährt von Anfang an die Angst mit. Und die Vorahnung: Etwas wird passieren – und alles verändern.

Genre

Es ist schwierig, dieses Buch einzuordnen. Es spielt in der realen Welt, enthält aber einiges, das nicht von dieser Welt ist. Es ist Fantasy/magischer Realismus. Historische Fiktion, Steampunk. Man könnte sagen, es enthält Sci-Fi-Elemente. Es will eine Atmosphäre erzeugen, die aus der Gothic-Horror-Richtung kommt. So oder so: „Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland“ von Sarah Brooks ist nicht meine übliche Lektüre – und damit besonders interessant.

"Es heißt, jeder Reisende durch das Ödland hat einen Preis zu zahlen. Einen Preis, der über die Kosten für die Zugfahrkarte hinausgeht."

Das Personal

Es ist einiges los im Zug.
Da sind die Angestellten: Der Captain, Ingenieure, ein Kartograf, Porter, Stewards, Köchinnen, Heizer, Lokführer. Zhang Weiwei, „Das Zugkind“, ist immer mit an Bord.
Und dann gibt es die Passagiere: Maria Petrowna, die allein reist und eigentlich anders heißt, versucht etwas herauszufinden und zu beweisen. Die Gräfin Anna Michailowna Sorokina, stets in Begleitung von Vera, nimmt sie unter ihre Fittiche. Der todkranke Dr. Henry Grey ist ein Naturforscher, der auf der Suche nach der nächsten Faszination die Scheiben bewacht. Und dann ist da Grigori Danilowitsch Belinski, alle nennen ihn „Professor“, der sich langsam zu alt fühlt für Reisen wie diese.

Mich interessierte vor allem die Geschichte um Maria. Ich wollte wissen, wer sie ist, was sie verbirgt und sucht. Auch die spätere Verbindung zu Suzuki Kenji verfolgte ich gerne. Das waren die Passagen, die mich am Lesen hielten.

Das Ödland

Wir sitzen in diesem 20 Wagen langen Zug und beobachten die meiste Zeit über, was in der Ersten Klasse los ist, in der sich Maria, die Gräfin und viele andere aufhalten. Durch die Dritte Klasse hetzen wir zwischendrin, die Bibliothek sehen wir, das Labor des Kartografen. 6.000 Kilometer sind zurückzulegen. Doch letztlich ist das Drinnen nicht so interessant wie das Draußen – denn dort lauert das Ödland mit all seinen rätselhaften Lebewesen.

Ich glaube, dass hier Potenzial verschenkt wurde. Dieses „gottlose Ödland“ mit den nicht-menschlichen Gefahren – da hätte man mehr draus machen können. Um ehrlich zu sein, hatte ich diesen Gedanken durchweg. Ich mochte, dass hier die Natur sich wehrt, nicht zulässt, dass Menschen ihr etwas wegnehmen. Aber:

Ich hatte das Gefühl, es passiert zu wenig. Rückblickend kann ich sagen, dass es einige Zwischenfälle gibt, sogar durchaus bedrohliche. Ich habe die Ereignisse allerdings recht unberührt verfolgt. Da ist eine Diskrepanz zwischen dem, was ich bei Dingen solchen Ausmaßes fühlen möchte, und dem, was tatsächlich bei mir ankam und ausgelöst wurde. Ich habe mich oft gelangweilt und für meine Verhältnisse ewig gebraucht, um ans – vorhersehbare – Ende zu kommen. Ich war nur halb dabei und meine Gedanken wollten oft woandershin. Das ist schade.

Aufbau/Stil

Ich gehe selten auf das Cover ein, aber dieses wirkt edel und gefällt mir. Auch ohne Schutzumschlag sieht das Buch besonders aus. Die ersten und letzten Seiten zeigen den Zug und seine Abteile. Das ist toll gemacht.

„Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland“ besteht aus sieben Teilen. Das titelgebende Handbuch stammt aus dem Jahr 1880. Vor jedem neuen Teil gibt es einen Auszug aus diesem (fiktiven) von Valentin Rostow geschriebenen Werk.

Die Autorin schreibt eher altmodisch, was ich hier passend finde. Es gibt mehrere Perspektiven, wobei ich am liebsten über Maria gelesen habe. Einen Ich-Erzähler gibt es nicht bzw. ausschließlich in den Aufzeichnungen Rostows.

Mein größtes Problem war, dass mich die Handlung nicht fesseln konnte. Es gab zu wenig Abenteuer in diesem Roman, der ein Abenteuerroman sein will.

Fazit

Etwas ist bei der letzten Durchquerung vorgefallen – aber was? Wer ist Maria, was will sie im Zug? Das waren die Fragen, die mich am Lesen hielten. Nach und nach kriegt man die Antworten, erfährt den Grund, aus dem die Personen die Reise machen.
Leider fühlte sich für mich einiges unstimmig an. Wir rasen durch die Gegend, doch inhaltlich ist es ein Schleichen. Die Gefahren hatten wenig Wirkung auf mich, mir fehlte Spannung und das Gefühl, dass wirklich ein Problem vorliegt. Ich verstehe, dass beispielsweise der Wassermangel verheerend ist und dass gute Miene gemacht wird. Aber es kommt so schwach rüber. Gedämpft. Die Welt draußen wird zu wenig beschrieben, bringt ebenfalls nicht das, was möglich wäre. Ich fühlte es nicht, hatte das Gefühl, dass der Roman elen-dig lang ist. ABER:

Ich bin keine große Fantasy-Leserin. Vielleicht gefällt es dir. Gib dem Buch eine Chance – und schreib mir gerne deine Meinung, falls du es gelesen hast.

Zusammenfassung Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland von Sarah Brooks

Dieses Buch ist für dich, wenn

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland - Sarah Brooks

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland – Sarah Brooks

Originaltitel: The Cautious Traveller’s Guide to the Wastelands (2024)

Übersetzung: Claudia Feldmann

Verlag: C.Bertelsmann

Erschienen: 24.07.2024

Seiten: 416

ISBN: 978-3-570-10500-9

Links mit einem Sternchen (*) sind Affiliate-Links. Wenn du einen Affiliate-Link anklickst und im Partner-Shop einkaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich entstehen keinerlei Mehrkosten.

Deine Meinung

Und was sagst du dazu?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lass Dich über neue Rezensionen benachrichtigen.