„Mr. Mercedes“ ist der gelungene Auftaktband der „Bill-Hodges-Reihe“ – und der Anfang von Holly.
Inhalt
K. William Hodges, genannt Bill, ist nach 40 Dienstjahren im Ruhestand. Statt die Zeit zu genießen, hängt er vor dem Fernseher, seinen Revolver immer in Reichweite – nicht um Verbrechern das Leben schwer zu machen, sondern seinem eigenen ein Ende zu bereiten. Aus dieser Trance reißt ihn ein Brief, geschrieben von der Person, die vor einem Jahr einen gestohlenen Mercedes in eine Schlange wartender Arbeitssuchender fuhr. Trotz zahlreicher Erfolge hat Hodges ihn nicht gekriegt, bevor er vor sechs Monaten aufhörte. Doch nun denkt er nicht mehr ans Schlussmachen, im Gegenteil: Er fängt wieder an zu leben – und zu ermitteln.
Ein fieser Einstieg
Zunächst lernen wir August „Augie“ Odenkirk kennen, der dringend einen Job sucht und sich deshalb schon vor Mitternacht in die – zu diesem Zeitpunkt noch überschaubare – Schlange der Wartenden vor dem City Center einreiht. Dort trifft er auf Janice Cray, eine junge Mutter, die ihr Baby dabeihat. Sie unterhalten sich. Wir folgen ihnen nur kurze Zeit, aber lange genug, um einen Eindruck zu bekommen. Ich mochte Augie. Er tut nette Dinge, ohne sich davon einen Vorteil zu versprechen. Und dann kriegt er, was er nicht verdient. Das macht Stephen King nicht nur dieses eine Mal. Er stellt uns eine Person vor, wir finden sie sympathisch – und plötzlich stößt ihr etwas zu. Na herzlichen Dank.
Die Bill-Hodges-Reihe
„Mr. Mercedes“ ist der Auftaktband der Bill-Hodges-Reihe. Die Reihenfolge lautet:
- Mr. Mercedes
- Finderlohn
- Mind Control
Detective Hodges (im Ruhestand) ist geschieden, zu seiner 30-jährigen Tochter Alison hat er wenig Kontakt. Nach dem Brief, der seine Selbstmordgedanken auslöscht, kommt sein Leben wieder in Bewegung.
Ich finde, dass er ein gelungener Protagonist ist. Ich bin ihm gerne gefolgt – vor allem in Verbindung mit seinen Detektivlehrlingen:
Holly Gibney
Jerome Peter Robinson und Holly Rachel Gibney sind Hodges nicht nur in Sachen Technik eine echte Hilfe. Über die beiden, insbesondere Letztere, möchte ich nichts verraten. Holly ist der Grund, weshalb ich das Buch gelesen habe, denn der eigenständige Roman, der ihren Namen trägt und am 20.09.2023 erschienen ist, wartet auf mich. Um vollständig im Bilde zu sein, will ich ihren Weg von Anfang an verfolgen – und der beginnt nach etwa der Hälfte der Geschichte um „Mr. Mercedes“. Sie macht bereits in diesem Band eine starke Entwicklung durch und ich bin gespannt, was wir von ihr noch erwarten dürfen.
Brady Hartsfield
Wir erfahren früh, wer „Mr. Mercedes“ ist: Brady Hartsfield. Bill und sein Trupp kriegen seinen Namen ebenfalls heraus, aber erst später. Durch die wechselnden Einblicke bekommen die Leser:innen mit, was der 28-Jährige denkt – und welche Gefahr von ihm ausgeht. Das Spannende ist nicht die Frage, wer der Täter ist, sondern ob und wie Hodges ihn stoppt.
Aufbau/Stil
„Mr. Mercedes“ ist wie folgt aufgeteilt:
Ein grauer Mercedes
Im Ruhestand (22 Kapitel)
Unter Debbies blauem Schirm (20 Kapitel)
Giftköder (30 Kapitel)
Ruf nach den Toten (31 Kapitel)
Kisses on the Midway (43 Kapitel)
Amtliche Bekanntmachung
Ein blauer Mercedes (2 Kapitel)
Die Kapitel sind eher kurz gehalten, unnötige Beschreibungen gibt es nicht.
Die Taschenbuchausgabe hat 600 Seiten, fühlt sich aber nach weniger an. Stephen King schreibt so, dass ich von Anfang bis Ende gefesselt und gespannt war. Einzelne Anspielungen und Vorwegnahmen sind gut platziert. Nach dem Herzklopf-Showdown beruhigt sich die Lage, ehe noch eine kleine Überraschung wartet, die neugierig auf den Nachfolger macht. Gelungen.
Für mich handelt es sich um einen Krimi/Thriller. Übersinnliches gibt es in „Mr. Mercedes“ nicht. Es ist kein Horrorbuch – und es ist doch eins. Das Zerstören, die Taten, die perfiden Gedanken Hartsfields und vor allem die Tatsache, dass ähnliche Menschen unter uns wandeln – gruselig.
Fazit
Ein gelungener Auftaktband, spannend bis zum Schluss. Ich werde in Kürze „Finderlohn“ lesen.
Mr. Mercedes – Stephen King
Originaltitel: Mr. Mercedes (2014)
Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt
Verlag: Heyne
Erschienen: 08.07.2019
Seiten: 608
ISBN: 978-3-453-43846-0
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