Inhalt
Jamie Conklin erzählt in „Später“ von seinen Erfahrungen mit der Geisterwelt. Von Kindesbeinen an kann er kürzlich Verstorbene nicht nur sehen, sondern sich sogar mit ihnen unterhalten. Das Besondere: Auf Fragen antworten die Wiedergänger stets wahrheitsgemäß. Diesen Umstand will sich nicht nur seine Mutter, die sein Geheimnis bisher streng gehütet hat, nun aber dringend Jamies Hilfe braucht, zum Vorteil machen…
Horrorstory
Jamie erwähnt im Verlauf mehr als einmal, dass es sich bei „Später“ um eine Horrorstory handelt. Und das stimmt auch. Zwar habe ich mich nicht maßlos gefürchtet, aber der Roman erfüllt definitiv die Kriterien, um sich im Horror-Genre ansiedeln zu dürfen: Die Geschichte ist potenziell beängstigend, aufregend und stellenweise ziemlich eklig. Sie hat eine düstere Grundstimmung, man spürt, dass da die ganze Zeit etwas lauert. Es gibt Geister und es geschehen übersinnliche Dinge.
Charaktere
Jamie, inzwischen 22 Jahre alt, erzählt das Ganze aus seiner Sicht. Wir verfolgen seinen Bericht von klein auf, denn schon da ist er mit seiner besonderen Gabe ausgestattet. Seine Mutter, eine Literaturagentin, fühlt sich zwar nicht immer wohl bei dem Gedanken, dass Jamie mit Toten spricht, glaubt ihm aber. Sie war ewig die einzige, die davon wusste.
Ich fand Jamie in der Hauptrolle überzeugend. Er ist ein cleverer Protagonist, der glaubhaft handelt. Ja, auch wenn es hier um allerhand Übersinnliches geht: Ich konnte die Handlungen der Charaktere nachvollziehen, sowohl seine eigenen als auch die seiner Mutter und die von Liz, die zunächst eine Freundin seiner Mutter darstellt. Das muss man ja auch erst einmal hinkriegen, dass eine solche Story einigermaßen glaubwürdig daherkommt. Aber für mich ist es geglückt. Die Figuren wirkten real. Ich mochte auch die Verbindung zwischen Jamie und Tia, seiner alleinerziehenden Mutter, sehr.
Ein kurzer King
Ich habe das Buch im Nu ausgelesen und mich zu keiner Zeit gelangweilt – dafür sind es auch gar nicht genug Seiten. Der Inhalt wirkte auf mich komprimiert, es war kein Wort zu viel. „Später“ ist für King ein eher kurzes Buch. Er hat ja viele dicke Schinken produziert – dieses gehört nicht dazu. Wobei ich auch einige Novellen von ihm gelesen habe, so ist es nicht. Er konnte mich bisher unabhängig von der Seitenzahl überzeugen – und das ist ihm hier erneut gelungen.
Die Kapitel sind kurz, das Tempo eher hoch: Die 300 Seiten sind auf 69 Kapitel aufgeteilt.
Unterhaltsam
Ich war bis zuletzt sehr gespannt, wohin uns das Geschriebene führen würde.
Zwar habe ich beispielsweise in „Friedhof der Kuscheltiere“ noch mehr mitgefiebert, hatte Herzklopfen und fand es manchmal etwas spooky. Ich kann mich immer noch an bestimmte Stellen erinnern, in denen ich voller Spannung da saß. Das war echt richtig gut. Die langsame Entwicklung und Zuspitzung fand ich da noch gelungener. Aber auch „Später“ ist ein sehr unterhaltsamer Roman, der fesselnd erzählt und schwer wegzulegen ist. Toll fand ich auch, dass viele Dinge immer mal wieder erwähnt wurden und/oder später noch eine Bedeutung bekamen. Insgesamt fühlt es sich für mich dadurch nach einem sehr runden und stimmigen Werk an.
Fazit
Ich fand’s gut. Nicht herausragend, nicht wirklich angsteinflößend, aber unterhaltsam und fesselnd.
4/5!
304 Seiten / ISBN: 978-3-453-27335-1 / Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt
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