Stephen King – Zwischen Nacht und Dunkel

„Zwischen Nacht und Dunkel“ umfasst 4 düstere Novellen in einem Buch:

1) 1922

Der Farmer Wilfried James will seine Frau umbringen und überredet seinen 14-jährigen Sohn, ihm zu helfen.

„1922“ ist die längste der vier Kurzgeschichten und hat mich von Anfang an mitgerissen. Sie ist blutig und grausam; die Protagonisten müssen öfter mal ihren Mageninhalt von sich geben – und ganz ehrlich: Ich konnte es sowas von verstehen.
Henry tat mir besonders leid, aber die Entwicklungen sind tatsächlich auf allen Seiten traurig.

2) Big Driver

Tess, die am liebsten sich selbst vertraut, ist Schriftstellerin und hält Vorträge. Als ihr eine Abkürzung für den Heimweg empfohlen wird, gerät sie in eine Falle – und an einen brutalen Vergewaltiger.

King greift anfangs oft vor und verrät, dass demnächst etwas Schlimmes passieren wird, wodurch sich die Spannung von Anfang an aufbaut.
Die Geschichte hat sehr kurze Kapitel. Und sie ist echt unschön. Man kann sich das Grauen sehr gut vorstellen, die Ängste, den Wunsch, alles geheim zu halten und den Täter gleichzeitig nicht ungestraft davonkommen zu lassen.
Das Ende kam sehr plötzlich, ich hatte noch ein paar Seiten mehr erwartet und war beim Umblättern echt überrascht. Aber eigentlich ist alles geklärt, der Plan steht, von daher geht das in Ordnung.

3) Faire Verlängerung

Dave Streeter, unheilbar an Krebs erkrankt, bekommt ein Angebot, das er nicht ablehnen kann: Jährliche Zahlungen plus eine Person, die er hasst und opfert – für eine faire Verlängerung seiner Lebenszeit (mindestens 15 Jahre).

Das war… interessant. So ganz anders als der Rest. Sehr kurz, sehr schnell zu lesen. Über Neid, über Freud und Leid – und die Frage, ob das Leben fair ist und inwiefern man einen solch bizarren Deal eingehen würde. Für mich die schwächste Geschichte, aber dennoch nicht schlecht.

4) Eine gute Ehe

Darcy führt seit über 25 Jahren eine gute Ehe mit Bob. Das dachte sie zumindest – bis sie auf seine dunklen Geheimnisse stößt. Kann er wirklich ein Mörder sein? Und wie kann und soll sie damit leben?

„Eine gute Ehe“ war neben „1922“ für mich am stärksten. Man fühlt mit der Protagonistin und fragt sich ganz zwangsläufig, wie man sich selbst verhalten würde. Die Frage, ob man als Partner*in tatsächlich nichts von einem solchen Doppelleben mitkriegen kann, kommt natürlich auch auf. Genau wie King im Nachwort hätte ich eh mit „ja“ geantwortet, aber die Geschichte kommt so oder so glaubwürdig rüber und überzeugt dahingehend ganz nebenbei. Gelungen!

Fazit

Ich wurde hier viermal gut unterhalten. Trotz der Kürze der Geschichten wurde alles rübergebracht, das es braucht, um die Spannung zu spüren und mit den Personen zu fühlen.

4-4,5/5

Zwischen Nacht und Dunkel: Novellen

544 Seiten / ISBN: 978-3-453-43634-3 / Übersetzung: Wulf Bergner


Weitere Bücher, die ich vom Autor gelesen habe:

Das Leben und das Schreiben
Friedhof der Kuscheltiere
Sie
Später

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