Mit „Windstärke 17“, einem Buch voller innerer und äußerer Stürme, legt Caroline Wahl die Fortsetzung von „22 Bahnen“ vor.
Wer Tildas Geschichte mochte, sollte sich Idas nicht entgehen lassen.
Inhalt
Tilda wohnt mit Viktor und den Zwillingen in Hamburg, die gemeinsame Mutter ist an den Folgen einer Überdosis gestorben, nichts hält Ida mehr in der Fröhlichstraße 37. Auf dem Weg zu ihrer Schwester landet sie spontan auf Rügen – und findet auf der Insel, wonach sie nicht gesucht und das sie doch so sehr gebraucht hat. Marianne, Knut, Leif – Ida spürt, dass das Leben weitergehen kann; es steckt voller Überraschungen – wenn auch leider nicht nur positiven.
Berührende Themen
„Windstärke 17“ befasst sich mit den Themen Zerrissenheit, Scham, Schuld, Trauer, Wut. Mit der nunmehr erwachsenen Ida folgen wir einer impulsiven und widerspenstigen Figur, die sich in einer Ausnahmesituation befindet. Ziellos sucht sie nach einem Halt, ohne dass sie ihn leichthin ergreifen oder es anderen gegenüber zugeben würde.
"Ich will zu Tilda, aber ich kann nicht. Ich will allein sein, aber ich will nicht allein sein. Und ich weiß nicht, was dieser Scheißselbstmasochismus soll."
S. 70
Auf Rügen angekommen, gibt Knut ihr einen Job, seine Familie nimmt sie bei sich auf. Sie öffnet sich dennoch nicht sofort und nie vollständig, befürchtet, zu viel zu sein, weggeschickt zu werden. Dabei wäre das, wie sich herausstellt, nicht das Schlimmste – es warten schlechtere Nachrichten als diese.
Ich empfand den Roman schwerer als den Vorgänger, der doch mehr Leichtigkeit mitgebracht hat. Stärker berührt hat mich das Buch dennoch nicht.
Erinnert sehr an „22 Bahnen“
Die Geschichte ist Tildas Roman äußerst ähnlich, nicht nur, weil es eine Fortsetzung ist und sich die Verhältnisse nicht grundlegend geändert, sondern lediglich zugespitzt haben. Auch der Verlauf, die Rettung weicht nicht wesentlich von der in „22 Bahnen“ ab. In meinen Augen hat die Autorin auf das Schema zurückgegriffen, das für sie schon einmal funktioniert hat. Das ist okay, hat mich aber wenig beeindruckt. Mir waren große Teile – den Plot-Twist um Marianne klammere ich dabei aus – zu leicht und vorhersehbar.
Auch der eher kühle Ton, der zu den Charakteren und der Umgebung passt, bleibt. Wir bekommen Einblicke in Idas Gedanken- und Gefühlskarussell. Diese kommen glaubwürdig rüber. Dass sie nur wenige davon ausspricht, verstärkt die Distanz allerdings – und erschwert ein Mitfühlen, zu dem ich doch so gerne bereit bin.
Aufbau/Stil
Der Roman besteht aus vier Teilen und nicht durchnummerierten Kapiteln.
Die Geschichte lässt sich einfach und schnell herunterlesen. Sprachlich sollte man nicht viel erwarten, salopp, Alltagssprache halt, wobei der Schreibstil mit seinen Besonderheiten (etwa bei den Dialogen) wiederzuerkennen ist. Tildas Zahlen-Faible spiegelt sich nicht in dem Text wider, was gut ist, weil Ida ihn nicht teilt und er hier insofern nichts zu suchen hat.
Dass wir uns die meiste Zeit über an (oder auch mal in) der Ostsee befinden, ist ebenso passend wie der Titel. Hier kann sich das innere und äußere Getose, die Entrüstung entladen.
Ich bin leichter am zu knapp geratenen Ende angekommen als beim Vorgänger, der für mich ein paar Längen hatte und für den ich eine ganze Woche gebraucht habe. Hier bin ich quasi durchgerauscht. Hängenbleiben wird aber kaum etwas.
Über Leif und Knut hätte ich außerdem gerne mehr erfahren.
Fazit
„Windstärke 17“ ist ein Buch voller innerer und äußerer Stürme, das mich nicht mehr oder weniger begeistert hat als „22 Bahnen“ – dafür sind sich die Romane meiner Meinung nach auch zu ähnlich.
Fans von Wahls Debüt werden an dieser Fortsetzung aber vermutlich ihre Freude haben.
Windstärke 17 – Caroline Wahl
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2 Antworten
Hallo Jessica,
deine Rezension habe ich interessiert gelesen, weil der Hype um die beiden Wahl-Bücher ja sehr groß ist.
Nun merke ich, durch das Coming of age-Thema ist es wirklich kein Buch für mich, ich werde es von der Wunschliste streichen und auch 22 Bahnen nicht hinterher jammern.
Liebe Grüße
Barbara
Hallo Barbara,
ja, das stimmt, es sind wirklich gehypte Bücher. Das Genre sollte man hier schon mögen, es ist ein sehr lockeres und wütendes Buch.
Liebe Grüße :)