Inhalt
1988 gab es mehrere Explosionen in einer Autowerkstatt. Der kleine Max kam dabei ums Leben.
Nun, „Natriumchlorid“ spielt im Jahre 2020, bringt sich Maja Petersen, die Mutter des getöteten Max, um. Marcus Jocobsen, Chef der Mordkommission, hat der Fall von 1988 nie losgelassen. Er glaubte nie an einen Unfall – und ist bei erneuter Durchsicht der alten Akte auf etwas gestoßen, das Vizepolizeikommissar Carl Mørck und sein Team vom Sonderdezernat Q ins Spiel bringt: In einem Bericht ist die Rede von einem Häufchen Kochsalz – und sowohl Marcus als auch Carl erinnern sich an einen anderen Fall, bei dem Salz in Tatortnähe eine Rolle spielte.
Corona-Alarm!
Corona ist in den neueren Büchern angekommen, so auch in „Natriumchlorid.“ Hier sorgt das Virus für Chaos bei den Ermittlungen, man liest von Masken, Krankheitsfällen, Restriktionen und Widerwillen. Wer zur Ablenkung liest und keine Lust hat, der Pandemie nicht nur in der Realität, sondern auch in Geschichten zu begegnen, sollte sich ein anderes Buch aussuchen.
Verlauf
Alle Zeichen stehen auf Veränderung. Das Sonderdezernat Q haust nicht länger im Keller, ein Umzug nach Teglholm am Sydhavn hat stattgefunden. In Carls Leben sind schöne Dinge geschehen, in Assads nicht. Corona ist da. Und dann erhält Carl eine Hiobsbotschaft. Die Stimmung ist sehr durchwachsen, vieles ist in der Schwebe, im Umbruch, das fällt auf in diesem Band.
Die Weltverbesserungs-/Selbstjustiz-Thematiken fand ich interessant. So richtig gefesselt war ich zunächst allerdings nicht. Die Story wird ruhig erzählt, es gibt viel Recherchearbeit und keine allzu großen Fortschritte. Das ist näher an der Realität als ein Thriller, bei dem sich ständig die Ereignisse überschlagen, kann aber auch langatmig wirken.
Nach ungefähr der Hälfte des Buches beginnt ein Countdown zu laufen. Die Dringlichkeit bringt Schwung und Tempo rein. Endlich geht’s so richtig los. Ich war begeistert. Gleichzeitig ist ab einem gewissen Zeitpunkt klar, wen die Ermittelnden suchen. Das wiederum könnte einen Teil der Spannung nehmen. Bei mir war das nicht der Fall, für mich war die zweite Hälfte sehr unterhaltsam.
Privatdramen
Die Story ist komplex. Es geht nicht nur um die Salz-Fälle, es geht auch um das Team. Assad hat große Schwierigkeiten, außerdem geht es u.a. Carl persönlich an den Kragen. Und ganz ehrlich: Vor allem Carls eigenes Drama fand ich spannend. Ich bin auf die Fortsetzung und alles, was da ans Licht kommen wird, gespannt. Dass er sich durch sein privates Glück ein wenig weiterentwickelt hat, war schön zu sehen – und macht das Ganze extra dramatisch. Um Band 10 führt für mich durch den Cliffhanger kein Weg herum.
Aufbau und Stil
Das Buch ist in 65 Kapitel aufgeteilt. Die Länge ist jeweils angenehm.
Dass die Reihe nicht zu den dialogstärksten gehört, war mir aus den Vorgängern bewusst. Allerdings haben mich sprachlich dennoch ein paar Dinge gestört. Der Text las sich teilweise – auch außerhalb der Gespräche – holprig. Dass Carl Assad gerne verbessert, war mir klar, aber das Ausmaß hat mich überrascht. Insgesamt war dieser 9. Band sprachlich nicht rundum überzeugend für mich.
Reihenfolge
Da das Team diese Reihe ausmacht, die ersten Bücher für mich die besten waren und auf frühere Ereignisse Bezug genommen wird, würde ich empfehlen, die Carl-Mørck-Reihe chronologisch zu lesen. Die Reihenfolge lautet:
1 – Erbarmen
2 – Schändung
3 – Erlösung
4 – Verachtung
5 – Erwartung
6 – Verheißung
7 – Selfies
8 – Opfer 2117
9 – Natriumchlorid
10 – Verraten
Fazit
Die zweite Hälfte war spannend. Noch spannender stelle ich mir die Fortsetzung vor.
3,5/5!
528 Seiten / ISBN: 978-3-423-28280-2 / Übersetzung: Hannes Thiess